Zahl der Photovoltaikanlagen fast verdoppelt Bis zu 1900 Wuppertaler Haushalte werden mit Sonnenstrom versorgt
Analyse | Wuppertal · Die Zahl der Photovoltaikanlagen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Aber um das Potential zu nutzen, muss noch viel mehr passieren.
Die Industrie mit erneuerbaren Energien wuchs im vergangenen Jahr so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Internationale Energiebehörde geht laut einem Bericht der Tageszeitung Taz davon aus, dass 2021 und 2022 neue Stromkapazitäten bis zu 90 Prozent erneuerbar sein werden. Der Strom wird grüner.
Das ist auch nötig angesichts der Klimaziele, die erreicht werden müssen. Das Potenzial gerade von Photovoltaikanlagen ist dabei groß. Auch in Wuppertal. Aus dem Klimaschutzkonzept der Stadt geht hervor, dass die Treibhausgaseinsparungen durch erneuerbare Energien gerade im Bereich Photovoltaik (PV) auf Dachflächen und Freiflächen liegen.
Laut dem Bericht von 2020 werden bisher zwei Prozent des Potenzials solcher Dachflächen-Anlagen abgerufen. Dabei ist das Wachstum bisher beachtlich. Bisher gibt es in Wuppertal laut Energieagentur NRW 1624 Photovoltaikanlagen in Wuppertal. Das sind die zum Stichtag 31. Dezember 2019 erfassten Anlagen. Inzwischen, so Eugen Eichmann von der Energie Agentur NRW als Experte im Bereich Photovoltaik, könnten es auch mehr sein.
Die Stadtwerke sprechen gar von 1900 Solaranlagen, die Strom ins Netz einspeisen. „Die Anzahl hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und hat sich seit 2012 fast verdoppelt“, sagt WSW-Sprecher Rainer Friedrich.
Wuppertal habe sich von einem abgeschlagenen Platz vor wenigen Jahren ins Mittelfeld der Städte hochgearbeitet, sagt Eichmann. In Remscheid gibt es zum Vergleich – Stichtag 31. Dezember 2019 – 598 Photovoltaikanlagen, in Solingen 1003, in Düsseldorf 1563.
Anzahl, Art und Standort der Fläche lässt sich im Energieatlas NRW vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) nachlesen. Daraus geht etwa hervor, dass in Wuppertal bisher keine Freiflächen mit Solaranlagen gibt.
Ausbau und technische Verbesserungen sind erforderlich
Die Stadt geht laut Klimaschutzbericht davon aus, dass das Gesamtpotenzial bis 2050 erschlossen werden kann – wenn bis 2030 9 Gigawattstunden im Jahr an Strom mit PV-Anlagen produziert werden und bis 2050 17 Gigawattstunden. Dem Bericht zufolge konnten seit 2010 1,1 Gigawattstunden im Jahr produziert werden. Es bedarf also einer enormen Ausbauleistung, aber auch technischer Verbesserungen in Bezug auf die Leistung.
Rainer Friedrich erklärt, dass die Einspeisung von Strom aus den Anlagen von 3 041 487 kWh (aus 726 Anlagen) im Jahr 2010 auf 15 713 041 kWh (aus 1856 Anlagen) im vergangenen Jahr gestiegen sei. „Die Einspeisung ist nicht identisch mit der Menge des produzierten Stroms, da ja ein großer Teil der Anlagen Solarstrom für den Eigenbedarf produziert, der nicht ins Netz eingespeist wird.“ Trotzdem zeigt sich ein deutlicher Anstieg in der Leistung.
Die Stadt will beim Ausbau vorangehen, hat auch eine Reihe von Gebäuden ausgestattet – etwa Schulen, teils aus öffentlichen Geldern, teils in Kooperation mit Bürgergenossenschaften. Die Politik ist aber bisher nicht zufrieden mit der Transparenz. In der vergangenen Sitzung des Umweltausschusses hat die SPD-Fraktion einen Antrag gestellt, in dem die Stadt aufgefordert wird, „den Sachstand in Bezug auf die Ausrüstung kommunaler Gebäude bzw. Dachflächen mit Solaranlagen zu berichten.“ Zwar hätten die Stadtwerke 2019 schon 16 Objekte geprüft. Aber ob die auch mit Anlagen ausgestattet worden seien, sei unklar, so der Stadtverordnete Arif Izgi. Er hofft auf eine Antwort bis zur nächsten Sitzung und eine zusätzliche Dynamik in der Aufrüstung von Dächern.
Eugen Eichmann sagt, dass sich Anlagen für private Hausbesitzer lohnen. Eine Anlage auf einem Einfamilienhaus zum Preis von 7000 bis 10 000 Euro könne gut 30 Prozent des Stromverbrauchs einer Familie decken – zu Kosten von etwa der Hälfte pro Kilowattstunde gegenüber einer externen Stromversorgung. Und der überschüssige Strom werde zu einem garantierten Preis ins Netz gegeben.
Gerade für die Industrie seien Solaranlagen von Vorteil – Eichmann nennt das einen klaren Wettbewerbsvorteil. Weil dadurch die Kosten gesenkt würden. Und solange die Arbeitsprozesse tagsüber stattfinden, könne auch mehr Strom genutzt werden als bei Privathaushalten, bei denen die Stromnutzer zu den Sonnenzeiten weniger zu Hause seien.
Wie gut sich da eigene Dach für Photovoltaikanlagen nutzen lässt, kann man im Solarpotenzialkataster der Stadt nachsehen.
Die WSW unterstützen Kunden bei der Finanzierung und Installation von Solaranlagen mit dem Angebot „WSW Sonnenstrom“.