Grüner Zoo Bonobo-Sorgenkind Bili geht es besser, doch ist es von Dauer?

Wuppertal · Sein Leiden sorgte für Mitleid und Empörung: Jetzt hat der Wuppertaler Zoo erneut Stellung bezogen und über die aktuelle Situation von Bonobo Bili berichtet. Das sind die wichtigsten Neuigkeiten.

Bonobo Bili geht es wieder besser. Derzeit wird er täglich für einige Stunden von der Gruppe getrennt und ist nur mit ausgewählten Männchen zusammen.

Foto: Nadine Diab-Heinz

Wenn man Bili an diesem Mittwochmorgen in seinem Gehege sitzen sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass er so große Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung und den Artgenossen hat. Seine Bisswunden sind von weitem nicht mehr zu erkennen und zumindest für den Betrachter scheint er sehr entspannt. Auch der älteste Bonobo-Mann des Grünen Zoos Wuppertal ist bei ihm: Mato (55).

Es sind Auszeiten wie diese, die offenbar ihre Wirkung zeigen. zur Vorgeschichte: Im November vergangenen Jahres war Bili nach Wuppertal gekommen. Doch der zehnjährige Menschenaffe wurde von der Gruppe nicht akzeptiert. Fotos zeigten ihn blutend mit Bisswunden, ein Teil des Ohres fehlt. Die Diskussion darüber, wurde vor allem in den Netzwerken sehr emotional und unsachlich geführt. Das kritisierte auch der Direktor des Zoos, Dr. Arne Lawrenz. Er gab an, sogar Morddrohungen erhalten zu haben.

Gemeinsam mit Zoo-Kurator Severin Dreßen und Pressesprecher Andreas Haeser-Kalthoff stellte er sich am Mittwoch den Fragen der Presse und gab Auskunft zu Bilis aktuellem Befinden. Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengestellt.


Momentane Situation „Im Moment sieht es gut aus. Das kann aber auch in einer Woche anders aussehen. Aber das ist normal“, erklärte Arne Lawrenz und gab sogleich Entwarnung. Die Integration verlaufe normal, derartige Verletzungen seien arttypisch und gehörten dazu, auch wenn es für den Menschen grausam aussehe. Gut verstehe sich Bili derzeit mit zwei älteren Männchen. Sie würden ihn in der Gruppe verteidigen.


Eingliederung Sie wird fortgesetzt. Fest steht derzeit: Bili kommt weder in Einzelhaltung, noch in einen anderen Zoo. Einen Abbruch der Eingewöhnung hält der Zoo für unnötig


Euthanasie „Ja, dieses Stichwort ist gefallen. Doch in einem ganz anderen Zusammenhang“, räumte Arne Lawrenz ein. Das Thema Euthanasie stünde überhaupt nicht zur Diskussion. Er habe lediglich in einem persönlichen Gespräch seine Meinung hierzu kundgetan, dass wenn Bili in überhaupt keiner Gruppe klar kommen würde und in Einzelhaltung isoliert werden würde. Denn eine Isolation sei absolut untypisch und eine Quälerei. „Aber das steht absolut gar nicht zur Diskussion“, betonte Arne Lawrenz mehrmals.


Positive Interaktion Mehrmals sei es bereits zu positiven Interaktionen gekommen. „Lausen und Kopulation sind positive Interaktionen“, erklärte Severin Dreßen und zog noch ein anschauliches Beispiel hinzu: „Einen blutenden Finger sieht man natürlich länger als eine Kopulation, die auch mal 20 Sekunden dauern kann.“


Immunsystem Bilis Immunsystem ist gesund. Derzeit wird er nicht mit Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt. Generell trete die Wundheilung bei Bonobos sehr schnell ein. „Das können Sie mit einem Menschen nicht vergleichen“, erklärte Arne Lawrenz.


Kamera Die Bonobogruppe wird per Video überwacht. Dies dient nicht nur zu Bilis Schutz, sondern auch, um alle Interaktionen - also auch positive - verfolgen zu können. Die Aufnahme passiert durchgängig, das heißt 24 Stunden.

Die Artgenossen In der Gruppe ist die Hierarchie stark ausgeprägt. Das ist ganz natürlich. „Das dominante Weibchen hat zwei Söhne, die im Flegelalter sind. Sie versuchen Bili zu dominieren und haben natürlich ihre Mutter als Schutz im Rücken“, erklärt Severin Dreßen die Lage. Doch auch mit den Beiden sei die Lage aktuell entspannter.


Trennung Aktuell wird Bili meist für einige Stunden von der großen Gruppe getrennt. Dann ist er beispielsweise nur mit Mato alleine. Falsch sei jedoch auch die Information, so Andreas Haeser-Kalthoff, dass Umbauten erst zu spät gemacht worden sind und der Affe permanent von der Gruppe getrennt sei. „Unsere Tierpfleger entscheiden es, wann der Schieber aufgemacht wird und die Gruppe zusammen ist“, erklärte er.