Konzert Brenda Boykin sprüht beim Konzert in Wuppertal vor Energie
Wuppertal · Die Sängerin begeisterte in der Färberei mit ihrer Stimmvielfalt.
Die Vorfreude auf Brenda Boykin war mit Händen zu greifen. Die Färberei war voll besetzt. Schon als die Sängerin die Bühne ansteuerte, brandete Jubel auf. Derweil fachte ihre Band die Stimmung an. Allen voran Gitarrist Jens Filser, der mit Boykin unter anderem beim Montreux Jazz Festival aufgetreten ist. Sein bluesgetränktes Spiel vibrierte förmlich, und diese Energie nahm Boykin voll und ganz auf.
Nach einem herzlichen Gruß ans Publikum startete sie durch – mit fabelhaft agiler Stimme. Darin war Platz genug für zartes Hauchen, eindringlichen Sprechgesang und ausgelassene Juchzer. Zu ihrem „Uptown Groove“ gehörten Standards („Satin Doll“) ebenso wie Rock‘n‘Roll-Klassiker („Be-Bop-A-Lula“). Sogar Country passte sehr gut in ihren Mix hinein. Jeden Song modelte sie sich nach ihrem Geschmack um, verlieh den Worten lautmalerische Qualitäten und improvisierte nach Herzenslust.
Gleichzeitig zeigte sie sich als souveräne Dirigentin. Um das Beste aus ihren fünf Begleitern herauszuholen, brauchte sie nicht mehr als ein Lächeln, einen Blick, einen Fingerzeig. Eine beeindruckende Leistung – erst recht bei einer so kurzfristig zusammengestellten Band.
Denn die Stammbesetzung der „Wtal Five“ war an diesem Mittwochabend nur zum Teil dabei. Bassist Matze Bangert und Saxophonist Karlos Boes waren krank bzw. verhindert. Zum Glück gab es für die beiden erstklassige Vertreter. Wuchtige Töne kamen von Kai Struwe, der sonst mit dem Spardosen-Terzett und Helge Schneider jazzt. Ungemein beweglich und funky spielte Michael Hügel das Tenorsaxophon. Gastmusiker Jens Filser hatte Boykin sogar erst am Vortag angefragt – und ihn direkt verpflichtet, „auch einen“ zu singen. Auf der Bühne war sie so angetan, dass er gleich mehrere Songs hintereinander für sie übernehmen durfte.
Ihre Freude hatte die Bandleaderin auch an den Improvisationen der Stammmitglieder Roman Babik (Klavier) und Marcel Kolvenbach (Schlagzeug). Sie strahlte übers ganze Gesicht, wenn Babik Power-Akkorde mit fließenden Läufen kombinierte. Kolvenbach jonglierte virtuos mit Latin-Rhythmen – von Bolero über Cha-Cha-Cha bis Samba.
Schließlich sollte dieses Konzert ja auch in die Beine gehen. „Tanzen ist in Wuppertal, dieser sehr modernen Stadt, erlaubt“, animierte Boykin. Und tatsächlich ließen sich einige Zuhörer nicht lange bitten und legten los.
Selbst wer die Sängerin öfter erlebt hat, lernte neue Seiten an ihr kennen. Spontan führte sie mit ihrer Band ein Live-Hörspiel auf. Während sie „the deer“ (das Reh) spielte, übernahmen die Instrumente die übrigen Tiere. Die Fantasie der Musiker sprudelte geradezu über, und ganz ohne Worte zeigten sie, wie gut Jazz-Improvisation und Impro-Theater zusammenpassen.