Buddhismus für den Westen: Lama Ole in der Stadthalle
Der skandinavische Lama Ole Nydahl lockte rund 1000 Anhänger nach Wuppertal.
Elberfeld. Ole Nydahl schläft im Schnitt jede Nacht nur vier Stunden, hält jeden zweiten Tag einen Vortrag und umrundet zwei Mal im Jahr die Erde — und das seit 40 Jahren. Doch Ole Nydahl steht nicht kurz vor dem Burn Out, sondern lehrt als Lama des Diamantwegbuddhismus den Weg zum unbedingten Glück. Jüngst kamen rund 1000 Menschen in die Stadthalle, um ihn zu sehen — und vor allem zu hören.
Als der Lama mit leichter Verspätung auf die Bühne kommt, beginnt das Publikum begeistert zu applaudieren. Viele sind weit angereist, überall aus Deutschland und auch aus den umliegenden Ländern. „Der Buddhismus ist zeitlos. Für uns ist es die modernste Religion, weil sie viele Freiheiten lässt und Hinterfragung nicht verbietet, sondern sogar fordert“, meinen Anica und Julius aus Weimar. Sie sehen den Lama nicht zum ersten Mal, denn sie sind mit dem Buddhismus aufgewachsen. „Wir kennen uns hier alle untereinander. Da ist es eine schöne Gelegenheit, sich zu treffen.“
Die Atmosphäre ist tatsächlich sehr familiär. Viele Kinder sitzen im Publikum, ab und zu schreit ein Baby. Das ist das Besondere, findet Christoph Zieten aus Norddeutschland. Für ihn ist der Buddhismus in dieser Form keine Religion, an die man glaubt, sondern ein Lebenskonzept, das man prüfen kann. „Ich habe durch den Buddhismus gelernt, selbst Verantwortung für mein Leben zu übernehmen“, sagt er.
Irina Elfantel teilt diese Meinung. Sie habe sich irgendwann auf die Suche nach dem Sinn und dem Glück in ihrem Leben gemacht und da biete der Buddhismus für sie eine Alternative zu den großen Glaubensreligionen. Daniel Brasse vom buddhistischen Zentrum Wuppertal sieht darin den Hauptvorteil des Buddhismus: „Er bietet zeitlose Werte statt klarer moralischer Vorschriften.“
Der Buddhismus als Philosophie, die dem modernen, eigenverantwortlichen Menschen einen Weg zum Glück weist. So beschreibt Lama Ole Nydahl den Ansatz des Diamantwegs. Mitten in seinem Vortrag kommt ein Vater mit einem neugeborenen Kind zur Bühne. Der Lama spricht einen Segen aus, die Menschen im Saal klatschen. Ein paar religiöse Momente sind also geblieben, dennoch sei der Lama kein Heiliger, so Brasse: „Der Lama ist unser Lehrer, aber letztendlich wohnt jedem die Buddha-Natur inne. Er hilft uns nur, sie zu entdecken.“