Büchermarkt ist ein Erfolg
Die Kunden stehen seit 15 Jahren vor der Pauluskirche Schlange und hoffen auf neue Seiten.
Unterbarmen. Wer am ersten Samstag im Monat kurz vor 11 Uhr an der Pauluskirche in Unterbarmen vorbeifährt, der könnte glauben, dass das Einwohnermeldeamt dort einen zusätzlichen Service-Tag eingelegt hätte. Meist warten mehr als 100 Menschen geduldig auf Einlass. In dem prächtigen, denkmalgeschützten Sakralbau der evangelischen Kirche Unterbarmen werden allerdings keine Pässe oder Personalausweise ausgestellt.
An den langen Tischen stapeln sich Bücher zu lesenswerten Preisen. Bereits für 25 Cent pro Zentimeter Buchrücken können die Kunden neue Seiten entdecken. „Rund 20 000 Bände in rund 80 Unterteilungen haben wir vorrätig“, sagt Hermann Burmeister, einer der Initiatoren des Marktes, der am 5. November sein 15-jähriges Bestehen feiert.
„Wir haben schon früher bei Basaren Bücher angeboten“, berichtet Claudia Fuchs, ehemalige Buchhändlerin mit Berufserfahrung in Rom, Münster und Neuss. „Doch dann kamen immer mehr Menschen, die ihre gelesenen Bücher loswerden wollten, und wir haben am 3. November 2001 den ersten Büchermarkt veranstaltet.“ Damals noch in umgedrehten Kirchenbänken, in denen die Bücher, anfangs meist Belletristik, zum Verkauf standen.
Das Konzept, 50 Pfennig pro Zentimeter Buchrücken für die Krimis, Romane und Kinderbücher zu verlangen, stammt von Gudrun Stratmann. Sie veranstaltete viele Jahre parallel zum Lüntenbecker Weihnachtsmarkt im Gemeindehaus der Sonnborner Markuskirche jährlich einen großen Bücherbasar. Dessen Erlös kam verschiedenen gemeinnützigen Zwecken zugute.
Den karitativen Gedanken griff das Organisationsteam der Pauluskirche mit Christina Fuchs, Ingrid Friese und Hermann Burmeister ebenfalls auf. Der Erlös fließt in den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes. „Inzwischen können wir mit den eingenommenen Geldern die Pauluskirche unterhalten“, sagt Hermann Burmeister stolz. Der Büchermarkt, der dreimal im Jahr stattfindet, hat inzwischen erstaunliche Dimensionen angenommen. Aufgrund der großen Nachfrage dürfen die Kunden sogar freitags und samstags stöbern. Zuweilen runden auch Lesungen die Veranstaltung ab.
Kurz nach Öffnung des Kirchenportals verkündet Burmeister mit sonorer Stimme über Mikrofon, dass sich gleich zu Beginn schon 100 bis 120 Leser im Kirchenschiff befänden. Die haben aber selten ein Ohr dafür, wenn sie auf den alphabetisch geordneten Büchertischen ihre Listen mit dem gewünschten Lesestoff abarbeiten und nicht selten mit 10, 20 Bänden, Taschenbüchern, wissenschaftlichen Werken, Klassik, religiöser Literatur, Orgelnoten — die Orgel in der Pauluskirche ist eine der größten in Wuppertal — der fremdsprachigen Werken zum Ausgang streben.
Dort gibt es genormte Holzlatten, an denen freiwillige Helfern messen, wie viel Zentimeter Gedrucktes die Kunden herangeschafft haben. Diese Freiwilligen machen den riesigen Büchermarkt erst möglich. „Es sind um die 20 Ehrenamtliche, die uns hier helfen, dieses Angebot auf die Beine zu stellen“, sagt Ingrid Friese. „An jedem Mittwoch treffen sich meist acht von uns und ordnen die Bücher nach Sachbegriffen vor. Anschließend sortieren wir dann alphabetisch.“
Da die Bücher nicht wie bei der Büchertafel am Rauen Werth (jeden Mittwoch von 9-18 Uhr) auf den Tischen bleiben können, müssen sie vor jedem Büchermarkt neu aufgestellt und einsortiert werden. „Dabei hilft uns der Stadtteil-Service“, berichtet Christina Fuchs.
Probleme, genug Nachschub an Büchern zu bekommen, gibt es nicht. Das zeigen die riesigen Ladungen in Rollwagen, die über einen eigenen Steg in einen Seiteneingang der Kirche geschoben werden. „Hier lagern schon die Zugänge, die beim nächsten Büchermarkt auf den Tisch kommen“, sagt Hermann Burmeister.