Bündnis hilft Neubürgern beim Einstieg

„Willkommen in Ronsdorf“ will im Rehsiepen ein Familienzentrum entstehen lassen.

Foto: Stefan Fries

Ronsdorf. „Obergrenzen“, „Transitzentren“ oder „Migrantenanteil“, alles Begriffe, die verschleiern, dass hinter jeder Registrierung, jedem Aufnahmeantrag einzelne Menschen stecken, die der Hilfe bedürfen. „WiR“, nämlich „Willkommen in Ronsdorf“ hat diese Tatsache stets vor Augen und leistet tätigen Beistand für geflüchtete Menschen im Stadtteil. „WiR“, ist ein Zusammenschluss der vier christlichen Ronsdorfer Gemeinden, der Caritas, der Diakonie, der städtischen Ressorts Migration, Jugend und Politik und der Bezirksvertretung.

Am vergangenen Samstag stellte sich die Gruppe im Zentrum der reformierten Gemeinde vor und berichtete über ihre vielfältigen Aktivitäten. Die sind umso weitreichender, weil sich jedes Mitglied einbringt und man seit 2015, dem Beginn der Flüchtlingswelle, zwischenzeitlich ein Netzwerk gebildet hat, das viel Hilfreiches zustande gebracht hat. Dem Geist des Hauses entsprechend, begann Jochen Denker, Pfarrer der reformierten Gemeinde, die Zusammenkunft mit einem Bibelwort, ehe Mirjam Steinhard (reformierte Kirche, die zu diesem Treffen eingeladen hatte) das Wort ergriff und klar stellte, dass der Zweck des gemeinsamen Engagements sei, den Geflüchteten ein neues Zuhause zu bieten und ihnen die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen. „Wichtig ist es, dass die vorhandenen Energien nicht aneinander vorbei geleitet werden.“

Ein vorrangiges Arbeitsfeld ist die Sprache, und da hat sich Petra Wolf mit ihren Deutschkursen verdient gemacht. Aber auch Beatrix Burghoff, Lehrerin am Bergischen Kolleg, hat Geflüchteten Deutschunterricht erteilt und berichtete, dass es an ihrem Lehrinstitut internationale Klassen gebe, die allesamt gefüllt sind mit lernbegierigen Neubürgern. Jochen Czischke von der Luther-Gemeinde machte anhand eines von ihm betreuten jungen Syrers, den er 2015 an die Hand genommen habe, deutlich, dass jeder Flüchtlingsstrom aus einzelnen Menschen bestehe. „Der Junge hat die Integration geschafft, spricht gut Deutsch und ist jetzt schon im zweiten Ausbildungsjahr.“ Czischke hatte übrigens im Vorfeld ganz pragmatisch in Gestalt von 1000 Rasierapparaten und ähnlich vielen Zahnbürsten Hilfe geleistet.

Eine der Hauptaufgaben von WiR umreißt Pfarrer Jochen Denker: „Wir müssen Kommunikationsstrukturen schaffen und brauchen Räume, in denen wir uns treffen können.“ Und auf diesem Gebiet wurde Kurt von Nolting, stellvertretender Bezirksbürgermeister in Ronsdorf, tätig. „Wir haben Kontakt zur Immobiliengesellschaft im Rehsiepen aufgenommen und eine 76 Quadratmeter große Dreizimmer-Wohnung angeboten bekommen. Die möchten wir gern zur Kinderbetreuung, zum Deutschunterricht und als Familienzentrum nutzen, wobei die Lage, nämlich Souterrain mit Gartennutzung, ideal wäre“, so von Nolting, der allerdings gleich auf einige Probleme hinweist. „Da die Wohnung ja nicht mehr als Wohnraum genutzt wird, bedarf es einer Nutzungsänderung. Außerdem muss die Wohnung total renoviert werden.“ Ja, und dann wäre dann noch die Frage der Miete. „Aber, um solche Aufgaben zu lösen, treffen wir uns ja an jedem zweiten Samstag im Monat“ , erklärt Sabine Kersebaum von der Diakonie, die sich als Bindeglied zwischen den Neubürgern und den offiziellen Stellen sieht.

Und warum Rehsiepen, dessen Bezirk im Ruf eines sozialen Brennpunktes steht? „Nur da wird Wohnraum zu bezahlbaren Preisen angeboten“, stellt von Nolting fest. Um den Ruf dieses Quartiers zu verbessern, wird dort ein Kinderfest geplant, zu dem auch Kinder anderer Grundschulen eingeladen werden sollen. Das Datum steht noch nicht fest. Aber dafür wurde für den 30. Juli ein Zoobesuch für Menschen mit Aufenthaltsstatus fixiert.

Zur Gruppe der ausländischen Mitbürger in Ronsdorf gehören nicht nur Menschen aus den Fluchtgebieten des Orients. „Es gibt die Einrichtung des Ronsdorfer Treffs, der vornehmlich von Bürgern der ehemaligen Sowjetrepubliken Kirgisien, Kasachstan, Usbekistan und Russland genutzt wird. Aber es kommen auch bedürftige Deutsche, um sich dort Lebensmittel abzuholen“, berichtet Jochen Czischke.