Initiative vom Ölberg Bürger wollen Straßennamen für NSU-Gewaltopfer
Eine Initiative vom Ölberg möchte das NSU-Opfer Mehmet Kubasik ehren, ein Verein den Widerstandskämpfer Izchok Gerzst.
Ölberg. Zwei Bürgerinitiativen engagieren sich derzeit, um in Elberfeld Plätze oder Straßen um- oder neu zu benennen. Einmal sollen dadurch zwei Widerstandskämpfer gewürdigt werden, einmal ein Opfer der NSU-Mordserie.
Eine Initiative vom Ölberg möchte einen bisher unbenannten Weg oder eine Treppe am Schusterplatz oder den Park am Otto-Böhne-Platz nach Mehmet Kubasik benennen. Der damals 39-Jährige wurde in seinem Kiosk in der Dortmunder Nordstadt von den NSU-Mitgliedern erschossen. Rebecca Böde: „Uns ist es wichtig, ein Zeichen gegen rassistische Gewalt zu setzen.“
Rund fünf Initiatoren vom Ölberg widmen sich diesem Anliegen. Sie folgen damit dem Aufruf einer bundesweiten Initiative, deutschlandweit Straßen nach den NSU-Opfern zu benennen. Deshalb hat sich die Gruppe für ein Opfer aus dem nächstliegenden Ort Dortmund entschieden. Derzeit sammeln die Ölberger Unterschriften für die Umbenennung. „100 bis 200 Unterschriften bekommen wir bestimmt zusammen“, so Rebecca Böde.
Für den offiziellen Weg braucht die Initiative jedoch die Unterstützung einer Fraktion. Diese muss den Antrag auf Umbenennung in die Bezirksvertretung Elberfeld einbringen. „Wir sind mit den Fraktionen im Gespräch“, sagt Rebecca Böde. Sie hofft, dass das Thema in der nächsten Sitzung am 24. Februar in der BV Elberfeld diskutiert wird.
Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung in Wuppertal möchte zudem die bisher namenlose Grünanlage links der Josefstraße in Rita- und Izchok Gerzst-Park umbenennen. Die sechs Mitglieder wollen so zwei jüdische Widerstandskämpfer aus Wuppertal ehren. „Damit wollen wir einen Erinnerungsort für jüdische Widerstandskämpfer einrichten“, fordert die Initiative.
Sie will die Lebensgeschichte des Ehepaars im Park auf Informationstafeln darstellen und auch auf einer Internetseite darüber informieren. Anlass ist, dass sich dieses Jahr die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse zum 80. Mal jähren.
Zwischen 1935 und 1937 verhaftete die Gestapo in Wuppertal mehr als 1900 Menschen. 649 davon wurden in den so genannten Gewerkschaftsprozessen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, 17 verloren ihr Leben während der polizeilichen Voruntersuchung.
Das Ehepaar Rita und Izchok Gerzst wohnte mit seiner Tochter Stephanie nahe der geplanten Gedenkstätte an der Reiterstraße. Der polnische Schneider Izchok engagierte sich im jüdischen Arbeiter-Kultur-Verein und bei der KP. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten sammelte er mit seiner Frau Rita Geld für die illegale Arbeit der Organisationen. Die Nazis verurteilten ihn zu vier Jahren Zuchthaus. Später wurde er in Auschwitz ermordet.
Auch seine Frau Rita, ebenfalls Mitglied der KP, wurde vier Wochen lang inhaftiert und floh danach zu Verwandten nach Belgien. Kurz vor ihrem Abtauchen wurde sie von der Gestapo verhaftet und im KZ Ravensbrück vergast. Die damals fünfjährige Tochter Stephanie konnte im Durcheinander der Razzia fliehen und wurde von jüdischen Hilfsorganisationen gerettet.
Beide Anträge müssen nun von den Lokalpolitikern diskutiert werden. Die Bezirksvertretung trifft dann die Entscheidung, die anschließend von der Stadt umgesetzt wird. „Beim Ehepaar Gerzst bin ich von der lokalen Bedeutung völlig überzeugt, das hat gute Tradition“, kann sich Thomas Kring (SPD) aus der BV Elberfeld eine Umbenennung vorstellen. Über Mehmet Kubasik müsse man noch diskutieren, da er kein Wuppertaler sei.