Bürgerbus: Eine wichtige Ergänzung zum Nahverkehr

In der Citykirche fand eine Diskussion zum ehrenamtlichen ÖPNV statt. Der Cronenberger Bürgerbusverein stellte seinen Service vor.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Dass der ehrenamtliche Personennahverkehr wichtig ist, aber auch so manche Klippe bei der Umsetzung zu umschiffen hat - darauf hat der Vorsitzende der Dörper Bürgerbusvereins, Andreas Holstein, hingewiesen. Anlässlich der Veranstaltungsreihe Transformationstandem skizzierte er am Dienstagabend in der Elberfelder Citykirche die Entwicklung und den Service des Cronenberger Bürgerbusses, der seit Oktober 2009 unterwegs ist und vor allem ältere Mitbürger aus abgelegenen Teilen Cronenbergs zum Arzt oder Einkaufen in den Stadtteil bringt.

Damit leiste der Bürgerbus eine wichtige Ergänzung zum Angebot der Wuppertaler Stadtwerke (WSW), die diese Strecken mit ihren Linienbussen nicht bedienen könnten, betonte Holstein. Die Zusammenarbeit mit den WSW sei sehr gut, erklärte der Vereinsvorsitzende. Gleichwohl sei die Arbeit für den Bürgerbus immer wieder eine Herausforderung. Schließlich kosteten allein die Anschaffung und der Umbau eines solchen Bürgerbusses rund 80 000 Euro. Von der Stadt gebe es dafür keine Zuschüsse, immerhin aber unterstütze das Land die Anschaffung mit rund 35 000 Euro.

Um das Fahrzeug zu erwerben, sei außerdem die finanzielle Unterstützung durch heimische Unternehmen nötig. „Ohne Sponsoren wäre das Angebot so nicht machbar“, sagte Holstein. Zudem gibt es eine Organisationspauschale des Landes von derzeit 5000 Euro pro Jahr, die für die Vereinsaktivitäten ausgegeben werden können. Die Summe soll demnächst auf 6000 Euro steigen, vielleicht wird sie sogar auf 7000 Euro angehoben, erläuterte Holstein.

Derzeit hat der Bürgerbusverein zwei Fahrzeuge im Einsatz. Damit können jeweils bis zu acht Personen transportiert werden. Die Passagiere sind in 80 Prozent der Fälle 60 Jahre oder älter, davon sind viele schwerbehindert und auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen. Allerdings gibt es auch einige Schüler, die mit den Kleinbussen gefahren werden.

20 Fahrer stehen für zwei Linien ehrenamtlich zur Verfügung - meist handelt es sich um Rentner, die trotz ihres Ruhestandes weiterhin aktiv bleiben wollen und Erfüllung in der Arbeit finden. Im Jahr würden etwa 8000 Fahrgäste transportiert. Montags bis donnerstags ist der Bus von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr unterwegs, erzählte Holstein.

Die Strecken dauern jeweils 50 Minuten und sind mit dem WSW abgesprochen: Er erteilt die Konzessionen für die Linienwege. Bei den WSW muss sich zudem jeder Fahrer medizinisch untersuchen lassen. Die Kosten dafür müsse der Verein selbst tragen, bedauerte der Vorsitzende. Vor allem diese Tatsache sorgte bei den etwa 20 Besuchern der Diskussion für Kritik. Der Moderator des Abends, Oscar Reutter von der Bergischen Uni und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, bot Holstein an, bei künftigen Gesprächen mit den WSW die Expertise der Verkehrsexperten in dieser Frage einzuholen.

Die Idee zum Betrieb von Bürgerbussen stammt aus den Niederlanden und ist in NRW im bundesweiten Vergleich besonders stark vertreten. Holstein schätzt, dass es derzeit knapp 130 Bürgerbusvereine im Land gibt. Allein im vergangenen Jahr seien etwa 20 neue Vereine hinzugekommen. Mittlerweile hätten auch andere Bundesländer - wie etwa Niedersachsen oder Baden-Württemberg - die Idee aufgenommen. Der Betrieb einer Bürgerbus-Linie müsse dabei immer mit den ÖPNV-Anbietern vereinbart werden.

Soziologie-Professor Peter Imbusch von der Bergischen Uni bezeichnete die Bürgerbusse als wichtige Ergänzung für spezifische und begrenzte Mobilitätswünsche der Bürger. Im Sinne einer nachhaltigen Stadt-, Regional- und Verkehrsplanung könnten sie ein wichtiges Instrument sein. Dass in den Bürgerbussen dabei eine besondere Nähe zu den Fahrgästen herrsche, zog der Wissenschaftler allerdings in Zweifel. In dieser Frage widersprach Vereinsvorsitzender Holstein ein wenig. Das Verhältnis zwischen Fahrern und Fahrgästen sei ausgesprochen gut und sehr persönlich. Zudem sei die Dankbarkeit der älteren Fahrgäste über den Busservice groß. „Diese Dankbarkeit ist es, die uns an der Arbeit hält“, betonte er.