Umwelt Bürgerinitiative Rather Straße will sich gegen neues Wohngebiet zur Wehr setzen

Wuppertal · Eine Bürgerinitiative setzt sich gegen die Ausweisung eines neuen Wohngebietes zur Wehr.

Die Bürgerinitiative sorgt sich um das grüne Areal im Hintergrund.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der südlich gelegene Stadtteil Cronenberg soll nach Willen der Verwaltung weiterwachsen. Im Zuge der Änderung des Regionalplans Düsseldorf hat die Stadtverwaltung Flächen gesucht, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Nach Berechnungen der Bezirksregierung braucht Wuppertal bis 2040 mehr als 15 000 zusätzliche Wohneinheiten. Auf Reserveflächen und im Innenbereich könnten gut 10 300 Wohneinheiten entstehen. Für die darüber hinaus benötigten Wohneinheiten seien neue Flächen nötig – insgesamt etwa 125 Hektar.

Die Stadt hat unter Einbeziehung der Gutachter, die sie mit der Suche nach Wohnflächen beauftragt hat, nun 63 Flächen auf insgesamt 150 Hektar ausgemacht, die sich als Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB) eignen würden. „Wir haben Flächen gesucht, die sich in der Nähe von Siedlungsbereichen und zentralen Versorgungspunkten befinden“, sagt Frithjof Lock, Abteilungsleiter für Stadtentwicklung bei der Stadt Wuppertal. Dazu gehört in Cronenberg auch die Fläche mit der Bezeichnung „Südlich Rather Straße“. Im „Steckbrief“ der Bezirksregierung heißt es, dass sich die 1,8 Hektar große Fläche für die Wohnbebauung eignet.

Das sieht die Bürgerinitiative Rather Straße/Kohlfurther Straße aber ganz anders. Sie zählt eine Reihe von Gründen auf, die gegen eine Bebauung sprechen: „Die südliche Bebauung der Rather Straße würde einen massiven Eingriff in einen bisher geschützten Außenbereich, ein für die Region wertvolles Biotop bedeuten“, sagt Michael Bergenthal von der Bürgerinitiative. In dem naturbelassenen Gebiet leben nach Angaben der Bürgerinitiative Wildtiere und Greifvögel, die Rückzugsräume wie diese brauchen.

Bei der Fläche handelt es sich um stark abfallendes Gelände. Die Angaben wie steil es ist, schwanken zwischen 40 und 60 Grad. „Die erhebliche Steigung macht eine Wohnbebauung nicht leichter“, sagt Bergenthal. Die Topografie würde zudem den von Menschen verursachten Lärm verstärken. Die Verkehrsinfrastruktur von und nach Cronenberg sei durch die intensive Bebauung bereits häufig überlastet.

Die Bebauung mit weiteren 81 Wohneinheiten könne die ohnehin überlastete Kohlfurter Straße nicht mehr aufnehmen, so die BI. Auch die jetzt schon mangelnde Abwasserkanalisation spricht aus Sicht der Bürgerinitiative gegen weitere Wohnungen.

„Wir sind keine Bauverhinderer“, sagt Bergenthal, der vor gut einem Jahrzehnt erlebt hat, wie die nördliche Rather Straße bebaut wurde – ohne Proteste. „Aber das Biotop wollen wir uns nicht kaputt machen lassen.“ Ziel sei es, zu verhindern, dass die Fläche als ASB im Regionalplan aufgenommen wird. „Wer weiß, was in 10 bis 15 Jahren ist“, sagt Bergenthal.

SPD, Grüne und FDP
lehnen Bebauung ab

Unterstützung erhält die Bürgerinitiative aus der Politik. „Die BV hat zwar nur Empfehlungsqualität, aber wir haben alle Flächen, die in Cronenberg zur Bebauung vorgeschlagen wurden, abgelehnt“, sagt Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé. Die Fläche südlich Rather Straße sei eine grüne Lunge für den Stadtteil, zudem sei die Zuwegung nicht gegeben. „Vielleicht sollte man kleinteiliger schauen, zwischen vorhandener Bebauung“, so ihr Vorschlag.

Die SPD kommt nach einem Ortstermin zu dem Schluss, dass sich die Fläche nicht für die Wohnbebauung eignet. „Wir werden einer Ausweisung als ASB nicht zustimmen“, sagte Klaus Jürgen Reese, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat. „Wir halten die Bebauung aufgrund der Topografie für ausgeschlossen“, sagt Regina Orth, die die Partei Bündnis 90/ Die Grünen im Stadtrat vertritt. Auch die FDP hat sich die Situation vor Ort schon angeguckt. „Generell braucht Wuppertal neue Wohnungen, aber wir müssen sehr genau schauen, wie wir mit den immer knapper werdenden Flächen verantwortungsbewusst umgehen“, sagt Alexander Schmidt, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Wuppertal. Nach Abwägung aller Argumente lehnt die FDP an der Stelle die Wohnbebauung ab. Die CDU war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.