Kleine Höhe „Eine Bebauung zerstört die Funktion des Grünzuges“

Jörg Liesendahl über die ökologische Bedeutung der Kleinen Höhe.

Die Kleine Höhe - die rot schraffierte Fläche zeigt das Gebiet, das für eine Forensik in Frage käme. Archivfoto: Sondermann Luftbilder

Foto: Sondermann Luftbild

Schon zu Beginn der 1980er Jahre wurde in Wuppertal ein Thema heiß diskutiert, nämlich die geplante Bebauung der Kleinen Höhe. Eine schöne Landschaft an der Grenze zu Velbert-Neviges, Mitte der siebziger Jahre extra nach Wuppertal eingemeindet, um dort Gewerbe aufzubauen. Die Stadt hatte aber zunächst das Nachsehen, denn die Firma, die ursprünglich dort bauen wollte, ließ von ihrem Vorhaben ab. Die Stadt kaufte das Gelände, um es ihrerseits zu versilbern. Mehrere große Wohngebiete sollten entstehen und zwei Gewerbegebiete.

Der Widerstand war groß. Die Menschen kannten das Gebiet als Erholungslandschaft mit hohem Erlebniswert und wollten es nicht hergeben. Die Bürgerinitiative Kleine Höhe wurde gegründet, die noch junge Kreisgruppe Wuppertal im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und viele andere setzten sich zur Wehr. Auch mit zahlreichen fachlichen Argumenten, die den ökologischen Wert der Kleinen Höhe zum Beispiel am Vorhandensein wertvoller Lebensräume wie mehrerer Quellen und kleiner Wälder mit kalkreichen Böden nachweisen konnten.

Dazu gehört besonders die Funktion als einzige verbliebene Freifläche zwischen der Rhein-Mittelterrasse und dem nördlich liegenden Bergisch-Märkischen Erholungsgebiet. Solche Grünzüge gehören zum Rüstzeug der Landesentwicklungsplanung und müssen erhalten werden. Eine zentrale Bebauung würde diese Funktion zerstören.

Tiere, die wandern, orientieren sich im Bereich der Kleinen Höhe entlang dieser Freifläche, die Siedlungen meiden sie vielfach. Dazu gehören neben den Zugvögeln auch viele Fledermausarten. Und schließlich war und ist die Kleine Höhe selbst Brutgebiet unter anderem für die selten gewordene Feldlerche und Nahrungsgebiet vieler Tierarten wie zum Beispiel Schwalben und Mauersegler, die wiederum Beute des seltenen Baumfalken werden können. Auf den Feldern wächst das Acker-Stiefmütterchen und auch in den Gehölzbeständen auf der und rund um die Kleine Höhe gibt es viele andere in Wuppertal seltene Pflanzen.

Mit den Kommunalwahlen 1984 legte eine Kooperation aus SPD und Grünen die Pläne erst einmal auf Eis. Doch immer wieder kamen sie wie ruhelose Geister zurück, gab es Menschen in Rat und Verwaltung der Stadt, die die Kosten aus Mitte der siebziger Jahre wieder einspielen wollten.

Dennoch: Die Wohngebiete wurden stillschweigend beerdigt, das angedachte Gewerbegebiet „Rüssel“ von ein privaten Naturschützer gekauft, der dort zahlreiche Obstbäume pflanzte und große Flächenanteile biologisch bewirtschaften lässt. Was blieb, ist jene Fläche von rund 20 Hektar, um die sich Wuppertal bis heute streitet.

Die Erschließung als Gewerbegebiet ist wegen der Wassergesetze, die den Erhalt der Quellen und Bäche fordern, zu teuer. Das „neue Briller Viertel“ des OB Peter Jung war wohl selbst für Reiche indiskutabel. So sollten schließlich die Stadtwerke mittels eines Windrades den Start für ein Gewerbegebiet ermöglichen. Doch auch diese Pläne scheiterten, da sich inzwischen im gesamten Umfeld der Kleinen Höhe seltene Tierarten wie Schwarzstorch, Uhu und vor allem der Rotmilan angesiedelt haben, die mit einer Windenergieanlage nicht kompatibel sind. Von Fledermäusen und Kleinvögeln auf dem Zug ganz zu schweigen.

Ökologische Aufwertung
durch Bio-Landbau

Doch auch die neueste Idee, durch den Bau einer Forensik auf einer kleineren Teilfläche nahe der Nevigeser Straße das Gewerbegebiet (die Fläche „dahinter“) zu verhindern, wird zur Zeit schon wieder torpediert. Die Geister dieser Pläne sind immer noch unruhig.

Es wird Zeit, die Kleine Höhe umzugestalten, aber nicht als Gewerbestandort. Seit mehr als 30 Jahren fordern Naturschützer, auf den städtischen Flächen mit Bio-Landbau eine ökologische Aufwertung der Kernfläche selbst vorzunehmen und zu zeigen, dass auf den besten Böden des Stadtgebietes eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung mit den Interessen der Menschen und der Natur vereinbar ist. In der Nachbarschaft und etwas weiter weg im Windrather Tal gibt es das ja schon jahrelang und Mensch und Natur haben davon profitiert.

In Zeiten von Klimawandel, Artensterben, aber eben auch Urban Gardening und einem neu erwachten Umweltbewusstsein wird es Zeit, eine politische Entscheidung für den Erhalt der Kleinen Höhe zu treffen. Einstimmig, so wie es gerade die Bezirksvertretung Uellendahl / Katernberg gemacht hat.

Das wäre ein gutes Zeichen für diese Stadt: Die Kleine Höhe bleibt!