Ausstellung Innovative Kunst ganz nah im Bergischen Kunstmuseum

Zwei Wuppertaler Künstler bei der Internationalen Bergischen Kunstausstellung.

Hakan Eren blickt auf sein Objekt „Die alte Betzi“ herab, das ihm sichtlich Spaß macht.

Foto: Solinger Tageblatt/ULI PREUSS

Es geht um innovative Kunst, „die uns anspringt“, sagt Gisela Elbracht-Iglhaut. Das Level zählt, Alter und Herkunft ihres Schöpfers sind unwichtig. Die stellvertretende Direktorin des Kunstmuseums Solingen kuratiert mehr als 20 Jahre die Internationale Bergische Kunstausstellung. Die präsentiert in ihrer 72. Ausgabe noch bis 11. November 17 Künstler. Mit Dorothee Clara Brings und Hakan Eren auch zwei aus Wuppertal.

Die Geschichte begann 1946, als Solinger Künstler nach der Nazizeit wieder freie und aktuelle Kunst zeigen wollten. Von Anfang an beschränkte man sich nicht aufs Lokale, zeigte auch Dix und Felixmüller, blickte zur Kunstakademie in Düsseldorf. Elbracht-Iglhaut: „So war man direkt international. Von den über 300 Künstlern, die mittlerweile gezeigt wurden, haben mindestens 30 Prozent ausländische Wurzeln.“ Und weil der Qualitätsanspruch das Maß der Dinge war und ist, wurde auch großer Wert auf die Besetzung der Jury gelegt, die die Werke aussucht(e) und wird ein Preis ausgelobt. Den erhielt diesmal der Dürener Niko Chodor (Jahrgang 1992) für seine Installation „creationdestruction“ - vor einer riesigen, gerasterten Fläche sind aus einem Lautsprecher Texte zu hören, die dem Künstler wichtig sind.

Performances und Objektkunst sind in - das zeigt die Solinger Ausstellung. So steuert auch Hakan Eren neben zwei kleinen Stoffcollagenbildern zwei Objekte bei, die die beiden Kulturen thematisieren, in denen der 28-jährige Deutschtürke lebt. Erens Weg in die Kunst war ein schwieriger - führte über die Förderschule zur Kunstakademie in Düsseldorf, wo er seit 2012 seine Kreativität und technische Begabung ausleben kann, von Professorinnen wie Rosmarie Trockel und Katharina Fritsch gefördert wird. Aufgewachsen in Remscheid, lebt er heute im Wuppertaler Luisenviertel, arbeitet als Ballonkünstler und Jongleur, baut vor allem aber phantasievolle Objekte, die „Spaß machen und zugleich hintergründig sind“.

Performances und Objektkunst sind angesagt

So wie „Atatürk“, ein funktionsfähiges, 90 Zentimeter kleines Riesenrad aus Bambus, Stoff und Holz, mit blinkenden Lämpchen und Gondeln, die mit ihren schwarzen Quasten an den türkischen Fez erinnern. Davor steht ein kleines „Häuschen“, aus dem Hildegard Knef singt, wenn man die Türen öffnet. Das Kunstwerk erinnert an die personenartige Verehrung des Begründers der türkischen Republik. „Die alte Betzi“ ist der Titel der zweiten, etwas rätselhaften Dreh-Installation von Eren: im Mittelpunkt ein roter Sitz, hinter dem ein Dönergrill in die Höhe ragt. Ein Gummihammer kann jederzeit von oben herab zuschlagen, und überall sind Schrauben, Kabel, Röhrchen, Holz, Draht, Scharniere - eine Mischung aus Spiel und Gefahr, manches funktionsfähig, manches Gimmick.

Dorothee Clara Brings (Jahrgang 1995) ist die jüngste in der Solinger Ausstellung. Sie wuchs in Wuppertal auf, hat gerade die Kunstakademie in Düsseldorf absolviert und will nun in Berlin Architektur studieren. Ihr Ansatz: beide Bereiche verbinden, Kunst im Raum zeigen. In die hohe Ausstellungshalle hat sie einen knapp 8 Meter hohen schwarzen Obelisken gestellt, der in einem kleinen Wasserbassin steht, sich zu einem sprudelnden Brunnen entwickelt, wenn die Pumpe angestellt wird. Ihm zu Füßen hat Brings fünf mit Kacheln, Spiegeln oder Papier beklebte Würfel sowie vier an Storchenvögel erinnernde, mit Stoff verhüllte Gestellte angeordnet, sie in eine ausgeklügelte Balance gebracht. Eine lyrisch-märchenhafte Landschaft, die aber bewusst konstruiert wurde. Und in einen „schönen Dialog zu Chodors minimalistischer Arbeit gegenüber tritt.

Kunst, die anspringt und zur Auseinandersetzung einlädt.