Ausstellung „Ich baue zu jedem etwas auf“
Anna Schwartz hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Wuppertalerin fotografiert für die WZ, den Spiegel – und zeigt einen Teil ihrer Werke jetzt unter dem Titel „Menschen“ im Marionettentheater am Neuenteich.
Eine alte Vietnamesin beim tiefen Zug an der Zigarette, akrobatische Jungs in den Straßen von Kuba: Kein Zweifel, Anna Schwartz hat eine Passion für Eindrücke. In den Räumen von Müllers Marionettentheater zeigt die Fotografin derzeit ihre Ausstellung „Menschen“, und nicht nur zu Aufführungen ziehen ihre Bilder die Blicke auf sich.
Das sollen sie auch. Ihre Leidenschaft hat Anna Schwartz zum Beruf gemacht. Die 35-Jährige arbeitet als Pressefotografin für die WZ und den Spiegel, auch die Industrie- und Handelskammer setzt auf ihre Dienste.
„Die Menschen auf ihren Bildern würden sich nie im Mittelpunkt fühlen“, sagte Kunsthistorikerin Sandra Abend bei der Einführung, „doch so werden sie Stars vor der Kamera.“ Getroffen und verewigt hat Anna Schwartz diese Menschen, soweit heute zu sehen, auf Reisen in Indien, Nepal, Kuba und Vietnam.
Und sie ist Überzeugungstäterin: Freunde berichten, dass ihre Kamera auch unterwegs in der Gruppe nie weit weg ist. Auch der Vater erinnerte sich an ihre frühe Begeisterung und Begabung und förderte das Talent der Tochter mit einem professionellen Apparat. Und auch Anna Schwartz lässt keinen Zweifel: Bei guten Motiven ist sie wild entschlossen. So hält sie bei Ausflügen lockende Straßenszenen sofort fest: „Wie kann man da vorbeigehen?“
Denn zur Szene wird es wohl, das Leben, wenn die Fotografin es einfängt und bannt. Vielleicht am deutlichsten wird das in der Ausstellung bei einer Serie aus drei Bildern, die Jugendliche beim Spiel mit einem Reifen zeigen: Mitten im Sprung fixiert, kann eine Bewegung gar nicht anders sein als eingefroren. Bei Anna Schwartz heißt das indes keineswegs Kühle: Die Kubaner sprühen vor Lebendigkeit.
Auch die Porträts erweisen sich aus dem Leben gegriffen, und zwar in einem besonderen Sinne. Großformatige Aufnahmen eines guatemaltekischen Blinden oder einer Greisin voller Runzeln im Gesicht: Sie ließen zwar vermuten, anders als die Momentaufnahmen Produkt langer Sitzungen zu sein. Auch hier waren aber die Situationen dahinter zuweilen andere: Aus einer Gruppe Kinder in Vietnam stahl ein Mädchen sich einmal heraus und ließ sich abseits nieder, erzählte Anna Schwartz. Daraufhin erst sei ihr die Idee gekommen, die Kleine dort einzeln zu porträtieren.
„Ich baue zu jedem Menschen etwas auf“, sagt sie, und es scheint Beschreibung wie auch Anspruch ihres Tuns: „Eine Geschichte muss vermitteln, was er mir gibt.“