Konzert „Amici del Canto“ bieten ein homogenes Klangbild
Wuppertal · Das Ensemble besteht seit zehn Jahren und hat sich über Wuppertals Grenzen einen guten Ruf ersungen.
Normalerweise wird in der Kultur ein zehnter Geburtstag nicht groß an die Glocke gehängt. Doch es gibt Ausnahmen. Eine ist der des Wuppertaler Kammerchors „Amici del Canto“. Er feierte ihn zu Recht. Denn er hat es in der relativ kurzen Zeit seines Bestehens geschafft, sich als vokales Aushängeschild weit über die Stadtgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf ersungen zu haben. Er muss sich wahrlich nicht vor professionellen Chören verstecken. Das hat sich seit geraumer Zeit herumgesprochen. So waren fast alle Plätze in der Friedhofskirche besetzt.
Anspruchsvolle Vokalliteratur a cappella ist die Spezialität der „Amicis“. Solche, 14 an der Zahl, boten die etwa 30 Choristen vom Barock bis zur Moderne vier- bis achtstimmig (doppelchörig). Die Motette „Fürchte dich nicht“ von Johann Sebastian Bach ist solch ein hochgradig schweres Stück, das wie aus einem Guss vom Altarraum kam. So homogen wurde der filigrane achtstimmige Satz intoniert, dass keine einzige Stimme heraushörbar war. Für die gleiche Besetzung hat Einojuhani Rautavaara 1993 seine „Die erste Elegie“ geschrieben. Auch diese Vertonung eines Texts aus Rainer Maria Rilkes „Duineser Elegien“ – weit jenseits von Dur und Moll – erklang ungemein ausgewogen und nuanciert durchstrukturiert. Anhand von „Kontakt“ – ein eigenes Konzept – demonstrierten die im ganzen Kirchenraum verteilten Sänger außerdem höchste Improvisationskunst. Den italienischen (ein Volkslied aus dem Piemont von Leone Sinigaglia) und den amerikanischen („Shenandoah“ von James Erb) Stil beherrschten die Amicis genauso perfekt wie den Jazz (Leo Mathisens „To be or not to be“).
Die Arbeit mit anderen Chören erklang äußerst harmonisch
Auch erklang gemeinsam mit ehemaligen Mitgliedern des Chors und ein paar Sängern des befreundeten Kammerchors Düsseldorf Felix Mendelssohn Bartholdys achtstimmige Motette „Denn er hat seinen Engeln“ ausgesprochen harmonisch.
Außerdem ließen es sich Freunde und Wegbegleiter nicht nehmen, mit Geburtstagsständchen aufzuwarten. Matthias Kurzhals (Sopransaxophon) und Stefan Winter am E-Piano sorgten mit „duotology“ für entspannte Kurzweil. Dagegen könnte Kontrabassist Marius Hochstein, von Jonas Föckeler am E-Piano begleitet, am Allegro des Kontrabasskonzerts von Serge Koussevitzky hinsichtlich Intonation und richtigen Tönen noch etwas feilen. Olaf Reitz rezitierte gekonnt die Strophen des Chorals „Du meine Seele singe“. Und das Bergische Blechbläserensemble erfreute unter der Leitung von Oliver Nicolai die Herzen des Publikums mit einer Choralfantasie und Chris Hazells „Kraken“.
Begeisterter Zwischen- und lang anhaltender Schlussapplaus waren verdiente Resultate dieses hochkarätigen, kurzweiligen Geburtstagskonzerts.