Jazz-Meeting Gemütliche Jazz-Atmosphäre bei Riedel
Das Jazztreffen an der Uellendahler Straße brachte Musiker aus ganz Deutschland und Frankreich zusammen.
Scheußlich, beton-nackt und kahl sind Wände, Decken und Böden der Riedel-Hallen an der Uellendahler Straße. Und dort fand zum zweiten Mal das kultige Wuppertaler Jazzmeeting statt? Ja, denn es gab kreative Leute vom Veranstalter „Open Sky“, die mittels großen Tüchern einen schnuckeligen, intimen Auftrittsraum abtrennten. Stehtische und Couchmobiliar inklusive Jazz-Fachzeitschriften davor, hübsch gedimmtes Licht und ein Getränkestand taten ihr übriges für eine heimelige Clubatmosphäre. Auch die Glimmstängelfreunde durften sich in einer Ecke draußen bei romantischer Fackelbeleuchtung wohlfühlen. Es konnte also nichts mehr schief gehen. Und so war es auch. An den ersten beiden Abenden konnten sich Musiker und Besucher gleichermaßen wie zu Hause fühlen.
Von dem in Wuppertal leider viel zu oft vorkommenden Separatismus, indem jeder Kulturverein am liebsten sein eigenes Süppchen kocht, war bei diesem Jazztreffen nichts zu spüren. Wolfgang Schmidtke etwa, künstlerischer Leiter des Nachtfoyers, schloss erst gar nicht das für seine Reihe obligatorische Kronleuchterfoyer des Opernhauses auf. Denn sein Opener dieser Spielzeit war dieses Mal die Eröffnungsveranstaltung des dreitägigen Festivals. Sechs Musiker vom Jazzpool NRW hatte der Saxophonist um sich geschart, darunter den alten Hasen Peter Weiss am Schlagzeug. Sie und Simon Seidl (Klavier), Domingo Patricio (Flöte), Nico Brandenburg (Kontrabass), John-Dennis Renken (Trompete) sowie Alberto Vila (Gitarre) begeisterten mit großer Spielfreude und virtuosen Improvisationen.
Dann waren kurz zwei Formationen dran, die als Sieger des diesjährigen Wildcardcontests der Wuppertaler Jazzsession gekürt wurden. „Malletsduo-Tango“, das sind die jungen Musikstudenten Xiao Fu (Marimbaphon) und Zichao Wang (Vibraphon). Sie präsentierten einen in allen Belangen sensiblen wie nuancierten Tango vom Feinsten. „Organic Beats“ heißt das andere Duo. Felix Wirsing zauberte anhand von am Fender Rhodes angeschlossenen Effektgeräten groovende Sounds hervor, auf die sich Falk Zimmermann am Schlagzeug dynamisch einließ.
Freie Melodien gemäß des Mottos „Die Gedanken sind frei“
Druckvoll ging es weiter mit dem Philip Humburg Trio. Sie trugen dem Motto des Festivals, „Die Gedanken sind frei“, Rechnung, indem Humburg an der Gitarre, Malte Winter (E-Bass) und Drummer Nico Atzeni frei mit der Melodie umgingen, und auch mit ihren anderen Stücken treibende Musik, gespickt mit einer gesunden Portion Funk, präsentierten.
Zu vorgerückter Stunde traten fünf Vollblutmusiker aus Straßburg auf, die sich „Notilus“ nennen. Unglaublich energiegeladen war deren Auftritt. Elektronische Klänge paarten sich gekonnt mit viel Power seitens des Bläsertrios und treibenden Beats, die vom Schlagzeug kamen.
Auf ebenso hohem Niveau stand der zweite Abend, eingeläutet von dem Quartett „Leléka“ aus Berlin. Seine Wurzeln liegen unter anderem in der Ukraine. Basis waren traditionelle Lieder aus diesem krisengebeutelten Land. Die Gesänge Viktoria Antons betörten, rührten an, gingen unter die Haut, gerade ihr Vortrag eines selbst verfassten ukrainischen Texts auf die Melodie des Festival-Mottos. Auch ihre beweglichen Gesangsimprovisationen ließen keine Wünsche offen. Und Pianist Robert Wienröder, Thomas Kolarczyk (Kontrabass) und Schlagzeuger Jakob Hegner ließen diese Melodien, in harmonischem Jazz verpackt, glanzvoll erstrahlen.
Wenn der Name Haus fällt, wissen die Jazzfans sofort Bescheid: Es geht um die gleichnamige Band des international renommierten Vibraphonisten Mathias Haus – Garantie für hochvirtuose, rhythmisch wie harmonisch höchst anspruchsvolle Improvisationskunst. Er, Pianist Hendrik Soll, Kontrabassist Andre Nendza und Schlagzeuger wurden ihrem exzellenten Ruf voll gerecht, entfachten voller Spielwitz ein großartiges musikalisches Feuerwerk nach dem anderen.
Zu guter Letzt reiste „Makkro“ aus Köln an: je zwei Kontrabassisten und Schlagzeuger, je ein Posaunist und Pianist. Absolut präzise bot das Sextett seine teils komplex durchkomponierten eigenen Stücke äußerst spannungs- und elanvoll.