Barmen. Kunsthalle steht vor der Neuausrichtung
Barmen. · Das Haus der Jugend beherbergt mehrere Einrichtungen. Die Besucherresonanz fällt allerdings recht unterschiedlich aus.
Im postheroischen Zeitalter, in dem wir ja angeblich mittlerweile leben, ist der Begriff „Ruhmeshalle“ vermutlich nicht mehr besonders angesagt. Insofern ist es durchaus angebracht, dass das 1900 eröffnete Gebäude am Geschwister-Scholl-Platz mittlerweile vor allem als Haus der Jugend bekannt ist. Zudem beherbergt es den Live-Club Barmen sowie eine Niederlassung der Stadtbibliothek. Und der kunstbeflissene Zeitgenosse weiß wohl auch, dass in dem Objekt die Von der Heydt-Kunsthalle residiert.
Einen gemeinsamen Nenner gibt es, über den sich die Einrichtungen definieren: Sie habe mit Kultur zu tun. Allerdings fällt die Nachfrage bei den Angeboten unterschiedlich aus. Aus diesem Grund steht die Von der Heydt-Kunsthalle, die fünf Räume in dem Gebäude für Ausstellungen nutzt, vor einer Neuausrichtung. Die derzeit laufende Schau mit Foto-Arbeiten des Künstlers Bogomir Ecker ist aller Voraussicht nach die letzte, die über das Von der Heydt-Museum organisiert wird. Im Mai 2019 wird dann zunächst die „Kunstausstellung Wuppertal“ wiederbelebt. Ein Dutzend Künstler soll mit jeweils drei Werken in der Schau vertreten sein. In Jahr 2020 soll die Kunsthalle eine Schau zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels präsentieren.
Die Kunsthalle soll eine Art städtische Galerie werden
Wie das ab Ende 2020/Anfang 2021 geltende neue Konzept für die Kunsthalle aussieht, ist noch ungewiss. „Wir arbeiten derzeit an einem endgültigen Betriebsmodell“, sagt der städtische Kulturdezernent Matthias Nocke. Spätestens im Laufe des Jahres 2020 solle klar sein, „wie es weitergeht“. Angedacht ist, dass die Kunsthalle künftig vom Kulturbüro zusammen mit Künstlervereinigungen wie BBK, BKG oder Gedok als eine Art städtischer Galerie betrieben wird. Das Interesse bei den hiesigen Künstlern ist sicherlich da, allerdings ist es wieder einmal eine Frage des Geldes, ob das Vorhaben auch umgesetzt wird. Die Stadt selbst habe kein Geld, eine solche Einrichtung zu betreiben, erklärt Nocke. Kultur ist ja bekanntlich eine freiwillige Leistung der Kommune.
Dass das Von der Heydt-Museum auf Distanz zur Kunsthalle geht, hängt nicht mit Geringschätzung gegenüber dem Barmer Standort zusammen. Es ist vielmehr eine Konsequenz aus den niedrigen Besucherzahlen dort. „Die Besucherzahlen sind gemessen am Aufwand nicht entsprechend“, erklärt Nocke. Das zeigt auch ein Blick auf die Statistik: Während im Von der Heydt-Museum im vergangenen Jahr 127 000 Besucher kamen, waren es in der Von der Heydt-Kunsthalle 5100. Die Zukunft der Kunsthalle ist allerdings auch noch von einer Personalie abhängig. So sucht die Stadt noch das Gespräch mit dem Nachfolger von Museumsdirektor Gerhard Finckh, der im April kommenden Jahres in den Ruhestand geht.
Während also der Betrieb der Kunsthalle eher vor sich hindümpelt, geht nach Ansicht der Stadt das Angebot im Haus der Jugend zielgruppengerecht auf. „Das Haus der Jugend hat sich bewährt“, sagt die Leiterin des städtischen Jugendamtes, Christine Roddewig-Oudnia. Die Einrichtung setze vor allem auf kulturelle Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Zudem gebe es enge Kooperationen mit der Stadtbibliothek und dem Live-Club Barmen.
Das Haus der Jugend wird von
der Jugend viel genutzt
Je nach Angebot könne die Einrichtung schon allein für eine Veranstaltung Besucherzahlen im „vier- und fünfstelligen Bereich“ erzielen, betont Roddewig-Oudnia. Dass sei gerade vor dem Hintergrund der digitalen Lebenswelten, in denen sich viele Jugendliche heute bevorzugt aufhielten, eine „überraschend“ gute Resonanz.
Zudem sucht die Stadt derzeit noch einen Standort für ein Jugendcafé, in dem sich Jugendliche ungezwungen treffen können. Eine Räumlichkeit dafür sei schon in Sicht, allerdings seien die Gespräche noch nicht abgeschlossen, sagt Roddewig-Oudnia. Das Jugendcafé wird Nachfolger des in der Schuchardstraße gelegenen Cafés „Jim“, das geschlossen wurde, weil es zwischen Besuchern auf der einen sowie Passanten und Anwohnern auf der anderen Seite zu Auseinandersetzungen gekommen war.
Am alten Standort des „Jim“ soll zudem ein Kinderkulturcafé entstehen, das sich mit einem „niederschwelligen Angebot“ (Roddewig-Oudnia) an Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren richtet. Eigentlich hätte das Kinderkulturcafé schon längst im Betrieb gehen sollen, sagte die Jugendamtsleiterin. Das Unwetter von Ende Mai machte den Plänen jedoch einen Strich durch die Rechnung: Der Keller des Gebäudes wurde nämlich dabei überflutet, der modrige Geruch breitete sich bis in das Erdgeschoss aus. Nun müssen die Räumlichkeiten zunächst saniert werden. Roddewig-Oudnia hofft aber, dass das Kinderkulturcafé zum anstehenden Jahreswechsel in Betrieb gehen kann.