Jugendarbeit wird neu ausgerichtet

Im Stadtteil gibt es zu wenige Angebote für die Jugend. Derzeit wird Ersatz für das geschlossene Café „Jim“ gesucht.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Auch etwa ein halbes Jahr nach der Schließung des Jugendcafés „Jim“ in der Schuchardstraße ist die Stadt noch auf der Suche nach Ersatzräumen. Man wolle ein „niederschwelliges Angebot“ im Bereich Barmen-Mitte für Jugendliche schaffen, die mit den Angeboten im Haus der Jugend nicht erreicht werden könnten, sagt die Leiterin des Jugendamtes, Christine Roddewig-Oudnia.

Das neue Jugendcafé ist einer von mehreren Bausteinen, mit denen die Kinder- und Jugendarbeit in dem Quartier auf eine neue Basis gesetzt werden soll. Notwendig ist dies nach Angaben von Roddewig-Oudnia, weil in Barmen der Bedarf an dieser Arbeit besonders groß, die Angebote — trotz der Existenz des Hauses der Jugend — aber zu gering seien. Laut aktuellen Sozialdaten ist Barmen der Stadtteil, in dem die Versorgung mit Angeboten zur Kinder- und Jugendbetreuung am schlechtesten ausfällt.

Auf der jüngsten Sitzung der Begleitkommission für den Kinder- und Jugendförderplan stellte die Jugendamtsleiterin die Planungen der Stadt vor, nun soll sich vermutlich im Juni der Jugendhilfeausschuss mit dem Thema befassen. Zu klären bleibt auch noch, inwieweit Mittel für Investitionen bereitgestellt werden müssen. Mit dem neuen Jugendcafé würde Roddewig-Oudnia gerne noch in diesem Jahr starten. Derzeit finden dazu Gespräche mit dem städtischen Gebäudemanagement statt.

Der neue Standort dürfte dann auch vermutlich nicht mehr ganz so zentral liegen wie das bisherige Jugendcafé „Jim“. Das in der Barmer Innenstadt gelegene Café war nämlich nach den Herbstferien vergangenen Jahres geschlossen worden, weil es Ärger mit Anwohnern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld gegeben hatte. So war es zu Zusammenstößen zwischen Besuchern des Cafés und Anwohnern gekommen, zudem fühlten sich Geschäftsleute durch das Verhalten einiger Jugendlicher eingeschüchtert und bedroht.

Viele der jugendlichen Besucher sollen außerdem gar nicht mehr in das Café gegangen sein, sondern sich davor aufgehalten haben — etwa weil sie dort rauchten. Überdies soll es auch innerhalb der Gruppe zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Die Polizei musste immer wieder vor Ort erscheinen und eingreifen. Als sich die Vorfälle häuften, schloss die Stadt die Einrichtung.

Seit der Schließung finden zwar noch hin und wieder geschlossene Veranstaltungen in den Räumen statt, einen offenen Betrieb gibt es dort derzeit aber nicht. Das soll sich nach den Vorstellungen des Jugendamtes aber bald ändern. In den Räumen an der Schuchardstraße 30 soll ein Treffpunkt für Kinder ab sechs Jahren eröffnet werden. „Nach der Schule könnten wir dort Angebote für Kinder machen“, sagt Jugendamtsleiterin Roddewig-Oudnia. Das Haus der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz sei für solche Angebote dagegen eher weniger geeignet.

Das Jugendamt möchte in den Räumen an der Schuchardstraße ein spezielles Konzept für Kinderkulturarbeit entwickeln und umsetzen. Dabei sollen auch die Eltern die Möglichkeit bekommen, die Einrichtung für Info-Veranstaltungen zu besuchen. Da sich das Angebot an deutlich jüngere Mädchen und Jungen richtet, sei nicht mit solchen Problemen wie bei dem Jugendcafé zu rechnen, heißt es.

Auf der Sitzung der Begleitkommission für den Kinder- und Jugendförderplan stießen die Pläne des Jugendamtes auf grundsätzliche Zustimmung. „Es ist gut, dass der Bedarf jetzt erkannt wurde“, sagt der Vorsitzende der Kommission, Paul Yves Ramette. Das neue Jugendcafé solle auf jedem Fall in einem geeigneten Umfeld entstehen, damit es nicht wieder Probleme mit der Nachbarschaft gebe. Dabei sollte die neue Anlaufstelle nach Ansicht des Vorsitzenden „möglichst schnell“ geschaffen werden.