Trümpler spielt meisterhaft auf

Der Dresdener Domorganist brachte in der Stadthalle Werke von Bach und weniger bekannten Komponisten zum Erklingen.

Foto: Gerhard Bartsch

Der dritte Orgel-Akzent dieser Spielzeit stand ganz im Zeichen deutscher und französischer Musik. Dafür reiste Johannes Trümpler aus Dresden, wo er Domorganist an der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen ist, zur Orgel in die Stadthalle. Er sorgte vor einem leider nur überschaubaren Publikum für einen erstklassigen Abend.

Die Orgelliebhaber wurden nur hinsichtlich des Inhalts des DIN-A4-Programmzettels, wofür sich laut Impressum die „Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH“ verant-wortlich zeichnet, gnadenlos enttäuscht. Keine Informationen über die Komponisten und deren aufgeführte Werke sind abgedruckt. Stattdessen wird ein Viertel des Platzes für eine Vorankündigung verschwendet. Also gibt es stattdessen an dieser Stelle kurz, knapp und bündig ein paar Auskünfte über einige Programmpunkte, die wohl vielen unbekannt sein dürften.

August Gottfried Ritter war nach seiner Organistentätigkeit in Erfurt und seiner Anstellung als Musikdirektor bis zu seinem Tod im Jahr 1885 rund 40 Jahre Domorganist in Magdeburg. Er war ein Schüler Johann Nepomuk Hummels und galt als einer der begabtesten Kirchenmusiker des 19. Jahrhunderts. Er zählt zu den Mitbegründern der Musikwissenschaft, war ein produktiver Komponist und für seine Improvisationen ein anerkannter Orgelvirtuose. Die von ihm präsentierte 3. Sonate in a-Moll ist ein Beispiel für seine Synthese der Bach-Lehre mit der Wiener Klassik.

Der Organist und Kirchenmusiker Hermann Schroeder aus dem vergangenen Jahrhundert war unter anderem Professor an der Kölner Musikhochschule und leitete den Bach-Chor Köln. Neben kirchenmusikalischen Werken verfasste er weltliche Chormusik, viel Kammermusik, Orchesterwerke, Solokonzerte und die Oper „Hero und Leander“. Die Toccata in c-Moll des damals 26-jährigen Studenten wird ihrem Namen voll gerecht: Schnelle Läufe, Akkordschläge und fugierte Abschnitte wechseln miteinander. Freies Musikantentum, immer wiederkehrende Figuren im Bass, lyrisch-melodiöse Einwürfe kennzeichnen dieses Stück.

Der zeitgenössische französische Komponist Thierry Escaich, Jahrgang 1965, studierte am Conservatoire national supérieur de musique de Paris und ist Preisträger renommierter internationaler Kompositions- und Improvisationswettbewerbe. Seit 1992 ist er Professor an besagter Musikhochschule, Titularorganist der großen Orgel der Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont in Paris und Mitglied er Académie des Beaux-Arts. Seine „Cinq versets sur le Victimae Paschali“ (fünf Verse auf die Ostersequenz Victimae Paschali laudes) aus dem Jahr 1991 ist eine Abfolge von fünf Variationen des Themas: rhythmisch unruhig, spannungsreiche Chromatik, ein humorvolles Intermezzo, ein Prozessionsmarsch, eine Toccata.

Die Namen Johann Sebastian Bach (Präludium und Fuge BWV 532, Fantasia super „Christ lag in Todesbanden“ BWV 695), César Franck (Fantaisie in A-Dur) und Louis Vierne (die beiden letzten Sätze der 5. Orgelsymphonie) sowie etliche ihrer Werke dürften bekannt sein.

Trümpler zeigte sich als Meister seines Fachs an der Konzertorgel aus der ehemaligen Werkstatt Siegfried Sauers. Inklusive Fernwerk schöpfte er die mannigfaltigen Möglichkeiten dieses Instruments voll aus. Barocke Bachklänge entlockte er den Pfeifen ebenso perfekt wie die unverwechselbaren französischen Klangcharaktere und modernen Registrierungsarten. Nie ließ er dabei die teils komplexen kompositorischen Strukturen außer Acht, arbeitete sie differenziert und leicht nachvollziehbar heraus.

Eine kurze besinnliche Zugabe war der Dank für den lang anhaltenden Schlussapplaus.