Technisches Hilfswerk Wenn eine gute Nase über Leben und Tod entscheidet

Petra Wermann trainiert mit „Sutsh“ für die Hundestaffel des THW.

Petra Wermann mit Sutsh, einem altdeutschen Hütehund. Foto: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Petra Wermann trägt ihre THW-Montur. Sie lässt ihren Rüden Sutsh neben sich absitzen und schaut über das Trümmerfeld. Dann wendet sie sich an Klaus Fabian, den Gruppenführer Ortung: „Was ist passiert?“ Der erklärt: „Wir hatten hier um 14 Uhr ein Erdbeben. Das da“, er zeigt nach rechts, „war ein Einkaufszentrum. Gegenüber stand eine Autowerkstatt. Da hinten waren Fahrzeuge der Werkstatt geparkt. Ob der Bus dazugehört, ist nicht bekannt.“ Auf dem Übungsgelände an der Otto-Hahn-Straße trifft sich die Hundestaffel des THW, Ortsverband Wuppertal, zur wöchentlichen Übung. Wermann und Sutsh fangen an, unter Prüfungsbedingungen. In zwei Wochen müssen sie die Prüfung zur Trümmersuche ablegen. Das ist alle drei Jahre fällig.

Wermann prüft mit einer Prise Babypuder die Windverhältnisse, dann schickt sie Sutsh los. Zuerst zum „Einkaufszentrum“. Fabian nickt: „Dort würde man am ehesten viele Menschen erwarten.“ Sutsh sucht mit hoher Nase. Die „KFZ-Werkstatt“ scheint deutlich interessanter. Aber Wermann besteht auf ihrer Weisung. Sutsh taucht gehorsam in einem „Keller“ ab - gerade solange, dass man sagen kann, er habe gehorcht. Dann aber zieht ihn eine Spur in der Luft erneut nach links. Wehrmann holt gerade Luft, um ihn wieder nach rechts zu rufen, da verschwindet er in einem Röhrensystem - und gibt Laut. Wermann reckt einen Arm empor, ruft: „Anzeige!“ Dann beugt sie sich über den Spalt, aus dem ihr Hund gerade wieder aufgetaucht ist. „Hallo, THW. Können Sie mich hören?“

Über die Kinder
zum THW gekommen

Fabian lächelt. „Gewollter Ungehorsam“, kommentiert er das Verhalten von Sutsh. Dem Hund kann man vertrauen, die bessere Nase hat er allemal. Noch zweimal führt sie Sutsh zum Ziel, was jedesmal mit einem ausgelassenen Spiel belohnt wird. Einmal gegenüber dem Buswrack vor einem Lastwagen. Dort antwortet aber niemand auf Wermanns Rufen. „Einen zweiten Hund anfordern“, entscheidet sie. „Wenn der auch anzeigt, sollten wir den Lastwagen aufbrechen.“ Fabian nickt: „Das wollte ich hören.“

Nicht nur die Arbeit des Hundes wird bewertet. Auch was Wermann fragt, was sie veranlasst, ist für das Bestehen des Teams entscheidend. Nachdem auch das dritte „Opfer“ hinter einem Berg abgestellten Materials unter einer Treppe gefunden wurde, ist der Einsatz vorbei. „Alles richtig gemacht“, sagt Fabian. „Wenn ihr alles so bei der Prüfung macht, kann nichts schiefgehen.“

Petra Wermann ist über die Hundearbeit zum THW gekommen. Ihre Kinder sind beim THW, bei einer Vorführung hat sie die Hunde gesehen. „Wir hatten schon einen Hund. Aber für den wäre das nichts gewesen. Sutshs ältere Schwester war schon hier. Da wurde das vermittelt.“ Und so zog der Welpe Sutsh bei Wermanns ein. Er ist ein Altdeutscher Hütehund. Grundgehorsam und die Gewöhnung an Trubel gehörten schon bald zu seinem Lernstoff. „Er muss im Chaos arbeiten können. Bei Blaulicht, Sirenen, Maschinenlärm, Rauch, wenn Leute schreien, wenn es nach Blut riecht.“ Für den Hundeführer zunächst neun Monate THW-Grundausbildung. Für den Hund rund 500 Stunden Ausbildung bis zur Prüfungsreife. Und immer wieder üben. Das kann über Leben und Tod entscheiden.