Bundesdrogenbeauftragter besucht Blaues Kreuz „Das Gesetz ist durchaus sinnvoll“

Burkhard Blienert ist erst seit etwa zwei Monaten in seinem neuen Amt als Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung, gleichwohl hat der aus dem Kreis Paderborn stammende SPD-Politiker schon jetzt das Blaue Kreuz Deutschland besucht.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert (M.), war auf Einladung von Helge Lindh (l.) zu Besuch in Wuppertal. Hier mit Reinhard Jahn vom Blauen Kreuz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh informierte sich Blienert am Montag in der Bundesgeschäftsstelle des Suchthilfeverbandes an der Schubertstraße über die Arbeit des Blauen Kreuzes. Damit sei er der erste Bundesbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen, der die Bundesgeschäftsstelle des Verbandes besucht habe, sagte der geschäftsführende Vorstand Reinhard Jahn.

Doch die Stippvisite von Blienert und Lindh war mehr als „nur“ ein Höflichkeitsbesuch, hat sich die Ampelkoalition in Berlin doch – auf Anregung der FDP – die Legalisierung der Cannabisabgabe in den Koalitionsvertrag geschrieben. Insofern hatten die Vertreter des Suchthilfeverbandes durchaus einige Anregungen und Wünsche, die sie Blienert mit auf den Weg geben wollten.

Oberste Priorität hat
der Schutz von Kindern

Mit der Entscheidung ist der Verband offenbar nicht ganz glücklich, müsse aber den „Paradigmenwechsel“ in der Politik anerkennen, erklärte der Leiter der vom Blauen Kreuz in Radevormwald betriebenen Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus, Hüseyin Kum. Oberste Priorität müsse der Schutz der Kinder und Jugendlichen vor dem Cannabis-Konsum haben, da dieser vor allem bei Jungen und Mädchen unter 21 Jahren eine schädigende Wirkung auf das Gehirn habe.

Zudem sollten nach Angaben des Blauen Kreuzes bewährte Programme zur Suchtprävention durch neue – digitale oder kollaborative – Formate ergänzt werden. Die Mündigkeit und der Umgang mit Cannabis müsse vor allem jungen Menschen vermittelt werden, der Verkauf der Ware „klar geregelt“ sein. Auch die Beratungsangebote müssten ausgebaut und gestärkt werden, überdies sollte die Legalisierung der Cannabisabgabe in Deutschland durch eine Studie begleitet werden.

Cannabis ist nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes die am häufigsten gehandelte und konsumierte illegale Droge Deutschlands, grundsätzlich ist aber nach wie vor der übermäßige Alkoholkonsum die häufigste Art der Suchterkrankung. Gerade bei Kindern und Jugendlichen kann aber vor allem der exzessive Cannabiskonsum zu Entwicklungsstörungen und „kognitiven Defiziten“ führen, wie Klinikleiter Kum erklärte. Gerade die Eltern wunderten sich dann über das veränderte Verhalten ihrer Kinder und hätten Probleme, diese noch zu etwas zu motivieren.

Der Bundesbeauftragte Blienert bezeichnete die geplante Legalisierung der Cannabisabgabe als „Mammutaufgabe“. Das geplante Gesetz sei durchaus sinnvoll, weil das Verbot des Verkaufs von Marihuana eben in der Praxis nicht funktioniert habe. In dieser Frage gilt Kanada als Vorbild: Nach der Legalisierung des Cannabishandels im Oktober 2018 sei die Zahl der Konsumenten nicht gestiegen oder sogar gesunken, betonte Blienert.

Das Blaue Kreuz hofft nun im Gesetzgebungsverfahren auf einen möglichst engen Draht zum Bundesbeauftragten. Zudem präsentierte der Verband Blienert auch einige anstehende Projekte in Sachen Suchtprävention. So soll unter dem Titel „Dry January“ zu Anfang kommenden Jahres ein Monat der alkoholischen Abstinenz für die Bürger ausgerufen werden. „Die Leute sollen erleben, dass schon ein Monat ohne Alkohol reicht, um sich spürbar besser zu fühlen“, erklärte das Mitglied der Geschäftsführung, Jürgen Naundorff. Das Projekt wurde 2013 in Großbritannien mit Erfolg erprobt und schon in mehreren europäischen Ländern übernommen. Nun sucht das Blaue Kreuz Deutschland derzeit nach potenziellen Partnern und Sponsoren.