Buntes Treiben auf dem Ölberg
Das Stadtteilfest lockte rund 40 000 Besucher an. Ein Dutzend Bühnen boten Konzerte und luden zum Tanzen ein.
Ölberg. Offiziell hat Matthias Frank seinen 50. schon vor vier Monaten begangen, doch am vergangenen Samstag feiert er ihn angemessen und im großen Rahmen nach. Vor dem Haus Marienstraße 108 hat er eine Bühne aufgestellt - zum Ölbergfest lässt er eine von rund einem Dutzend Bühnen und Areas bespielen. „Ich bin hier am Ölberg groß geworden. Und da wollte ich meinen 50. Geburtstag mal außergewöhnlich feiern“, erzählt er.
Und so spielen denn an diesem Abend mehrere Musiker und Bands vor dem Gründerzeithaus in der Marienstraße. Haupt-Act des Abends ist die Formation „Peppermint Soul“ aus Heidelberg. Mit der Feier sponsert Frank auch einen guten Zweck, der Erlös aus dem Verkauf des Catering geht an die Alte Feuerwache. Er unterstütze das Ölbergfest gern, findet er die in diesem Jahr zum achten Mal organisierte Veranstaltung doch „spannend, interessant und sehr abwechslungsreich“, sagt er.
Mit dieser Einschätzung steht das verspätete Geburtstagkind nicht allein. Geschätzt etwa 40 000 Besucher kommen am Samstag, um auf dem Ölberg Konzerte zu erleben, sich an Essens- und Getränkeständen mit Exotischem oder Altbewährtem zu versorgen und die Nachbarschaft zu pflegen. Fast 50 Stände mit Informationen zu diversen politischen, sozialen oder Freizeitaktivitäten finden sich auf dem Fest, etwa 60 Stände mit Speisen und Getränke sorgen für die Grundversorgung.
Mittlerweile firmiert das Ölbergfest in den sozialen Medien als größtes „Street Dance Festival Deutschlands“; ein Label, das sich Organisator Uwe Peter aber offiziell nicht an Revers heften möchte. „Das können wir so nicht behaupten, es zeigt aber immerhin, welche Resonanz das Ölbergfest mittlerweile hat“, sagt er. Für ihn sei das Ölbergfest aber weiterhin vor allem ein Nachbarschaftsfest. Peter hat an dem Abend alle Hände voll zu tun. Mit seinem gelben T-Shirt und der Aufschrift „Organisationsteam“ sowie dem immer wieder losplärrenden Funkgerät ist er leicht als Verantwortlicher zu erkennen. Es sei alles im üblichen Rahmen geblieben, auch der zwischenzeitliche Regenguss habe die Stimmung nicht nachhaltig trüben können, erklärt er. Zudem habe sich das Verbot von Dosen und Glasflaschen auf dem gesamten Festgelände bewährt.
Das Fest präsentiert sich bunt, laut und „multi-kulti“, es gibt ein Areal für die Kinderbetreuung und auch im Innenhof des Seniorenzentrums „Lutherstift“ ist eine Bühne aufgestellt worden. Dort wird freilich etwas leisere Musik gespielt als zum Beispiel auf der Bühne am Schusterplatz, wo unter anderem Techno, Rock und Hip Hop die Fangemeinde beschallt. Entlang der Schneiderstraße stehen einige Tisch und Stühle, die von Hausbewohnern auf dem Asphalt platziert wurden.
An einem sitzt Udo Sträßer: Für ihn sei die Veranstaltung ein „total schönes Fest“, berichtet er, leicht mit dem Bein zur Musik vom Schusterplatz wippend. Er lebe hier im Viertel und finde es spannend, wenn sich das Quartier in so eine große „Dance-Area“ verwandelt.
Etwas weniger euphorisch bewertet es dagegen Sitznachbarin Brigitte. Sie habe vorher immer bei der Organisation des Festes mitgemacht, sich mittlerweile aber daraus verabschiedet, weil ihr die Veranstaltung zu groß geworden sei: Der „Massentourismus“ störe sie. Und die Musik sei auch nicht ihr Fall: „Die ist mir viel zu laut!“
Das Ölbergfest ist am Samstag auch ein Gegenpol zu der Neonazi-Demo, die am Mittag in Oberbarmen gestartet war. Gegendemonstranten hatten dort auch mit Verweis auf das Fest in der Nordstadt den Aufzug der Rechten „begleitet“. Zudem hatten die Organisatoren im Vorfeld darauf verwiesen, dass die Anhänger dieser Gesinnung lieber zu Hause bleiben sollten. Die Polizei kann jedenfalls ein positives Fazit zu der Veranstaltung ziehen. Es habe keine außergewöhnlichen Vorkommnisse gegeben, teilte die Leitstelle am Sonntag mit.