WZ-Kolumnen dienen als Vorbild
Ausstellung im K 1 Art-Café zeigt Bilder von Jorgo Schäfer — die Inspiration dazu sind die satirischen Texte von Uwe Becker.
Um sich den WZ-Kolumnen seines Kumpels Uwe Becker künstlerisch anzunähern, wählt Jorgo Schäfer einen möglichst spontanen Ansatz. „Ich suche ein Stichwort zum Text und versuche, es abzubilden. Es geht mir nicht darum, das darzustellen, was Uwe beschreibt“, sagt Schäfer. Im möglichst freien Assoziieren schafft der Zeichner und Cartoonist so Bilder zu den recht vielschichtigen Texten von Becker. Das können dann Motive wie Zigaretten, Geld, ein Hund oder Dalí-artige Gestalten mit langen Beinen sein.
Uwe Becker hat zur Vernissage aus einigen seiner WZ-Texte gelesen — 35 waren es dann aber doch nicht.
Seit Freitag sind die neuesten Bilder von Jorgo Schäfer im K1 Art-Café in Wichlinghausen zu sehen. Der Titel der Ausstellung lautet „Zwei Herzen im Dreiviertel-Takt“: Sieben neue Bilder, eine Großkopie sowie ältere Arbeiten - darunter auch die sogenannten Badezimmer-Bilder - werden noch bis zum 28. September in dem Art-Café präsentiert.
Die Ausstellung ist das zweite gemeinsame Projekt nach einer Schau im Café Congo. Alle Bilder sind zum Verkaufen ausgestellt - die Preise reichen von 90 bis 270 Euro (inklusive Rahmen). Zur Vernissage am Freitagabend werden gleich einige Exponate verkauft.
Neben dem finanziellen Umsatz freut Schäfer auch, dass er mit der Ausstellung die künstlerische Zusammenarbeit mit Uwe Becker fortführen kann. Seit mehr als 30 Jahren machen die beiden gemeinsam das Satiremagazin „Italien“. „Darüber hinaus machen wir sonst aber nie was gemeinsam“, sagt der Zeichner. Umso wichtiger sei es, wenn man im Rahmen eines solchen Projektes zusammenkommt. Die neuen Arbeiten hat Jorgo — Spitzname für Jürgen — Schäfer ebenso wie auch einige ältere Werke auf religiösem Papiergeld aus China gemalt. Diese „Joss Paper“ dienen in China üblicherweise dazu, nach dem Tod eines Angehörigen in Erinnerung an den Verstorbenen verbrannt zu werden. Auf das Papier malt Schäfer dann mit Acryl oder Tusche seine Motive. Die Werke orientieren sich im Titel an den Kolumnen, die Becker seit April 2017 jeweils mittwochs im Wuppertaler Lokalteil der WZ veröffentlicht.
Sie heißen etwa „Konferenz mit Bratwurst und Ballon“, „Die hohe Kunst des Umgangs mit Geld“ oder „Ein Vielfraß in der Kindheit“. Zur gut besuchten Vernissage liest Becker auch aus einer Handvoll seiner WZ-Kolumnen, die unter dem Namen „Begrabt mein Herz in Wuppertal“ erschienen sind. Er erzählt unter anderem von erschütternden Erlebnissen aus der Osterzeit oder der Enttäuschung darüber, dass er nicht mit dem Literaturnobelpreis bedacht wird.
Vorher schockt er - ganz satirischer Feingeist - die Besucher aber erst einmal: „Ich habe 35 Kolumnen mitgebracht - ich hoffe, Sie haben heute Abend nichts vor.“ Dann schränkt er den Fahrplan für den Abend freilich schnell ein - die Fußball-WM diktiert den Zeitplan.