Busunglück in Radevormwald: „Die Stadt steht unter Schock“

Nach dem Busunglück in Radevormwald gehen die schwierigen Bergungsarbeiten weiter. In der Stadt gibt es kein anderes Thema.

Radevormwald. In Radevormwald herrscht auch fast sieben Stunden nach dem schweren Busunglück noch immer Ausnahmezustand. Um 11.45 Uhr war ein Bus der Linie 626 von der L414 abgekommen und eine 20 Meter tiefe Böschung gen Wupper hinabgestürzt. Nur wenige Minuten später war der erste Rettungswagen vor Ort, Retter aus Wuppertal, Remscheid und sogar Gummersbach eilten an den Unglücksort. Dennoch kam für fünf Menschen, darunter auch den 45 Jahre alten Busfahrer, jede Hilfe zu spät.

Am Unglücksort spielten sich dramatische Szenen ab. Zwei Frauen konnten sich selbst aus dem Bus befreien und die Böschung hinaufklettern. Kunden eines nahe gelegenen Supermarkts kamen ihnen zu Hilfe. Anwohner Wolfgang Eck beschreibt die Szenerie so: "Ich war im Garten, habe ein lautes Geräuschgehört." Mit dem Fahrrrad sei er in Richtung Supermarkt gefahren. "Dort sah ich, wie zwei junge Frauen die Böschung hinauf kamen. An einer Bushaltestelle wurden sie von Helfern versorgt."Auf dem Supermarktparkplatz wurde ein Krisenzentrum eingerichtet. Dort landeten Rettungshubschrauber. Erst viel später stand fest: Bei dem Unfall wurden sieben Menschen verletzt, einer davon schwer. Insgesamt sollen 15 Menschen im Bus gesessen haben, ursprünglich gingen die Rettungskräfte von 18 Insassen aus. Rettungstaucher suchten in der Wupper vergeblich nach weiteren Verletzten.

Aus Wuppertal wurde ein Autokran angefordert, der die schwierige Bergung des Busses bewerkstelligen sollte. Bäume wurden gefällt, die Wuppertalstraße und weite Bereiche um den Unglücksort den gesamten Tag über gesperrt. Anwohner Horst Voß beschreibt: "Ich konnte gar nicht bis zu unserem Haus fahren. DiePolizei hat mich erst durchgelassen, als ich mich als Anwohnerausweisen konnte. Ich habe den Polizisten gefragt, ob es einen Unfallgegeben hat. Er sagte ja. Dann habe ich aufgrund der vielenRettungswagen nach Toten gefragt. Auch das hat mir der Polizistbestätigt." Immer mehr Kräfte kamen zum Unglücksort, darunter allein 20 Notfallseelsorger.

Der Bus der Linie 626 eines privaten Busunternehmens fuhr unter Lizenz der Deutschen Bahn. Geschulte Kräfte der Bahn bekamen die Liste mit den Namen der Todesopfer und benachrichtigten die Angehörigen. Radevormwalds Bürgermeister Josef Korsten verbrachte ebenfalls den gesamten Tag an der Unglücksstelle: "Das Bild hatte etwas Desaströses", beschreibt er seinen ersten Eindruck. "Die Stadt steht unter Schock. Es wird noch einige Tage dauern, um das zu verarbeiten."

Am späten Nachmittag kamen auch Landrat Hagen Jobi und NRW-Innenminister Ingo Wolf nach Radevormwald. Eiligst wurde eine Pressekonferenz einberufen. Landrat Hagen Jobi sagte: "Bei diesem Ausmaß bleibt einem der Atem weg. Man kann es nur katastrophal nennen."

Mittlerweile alle fünf Todesopfer identifiziert. Zuletzt wurde am Abend die Identität einer 80-jährigen Radevormwalderin geklärt. Die Bergungsarbeiten dauern an. Wer einen Angehörigen im verunglückten Bus vermutet, kann sich an die Personenauskunftstelle in Gummersbach wenden unter den Rufnummern: 02261- 88 38 82 /-83 /-84.