Casting in der Shakespeare-Akademie: Tanzen wie der King of Pop

Ates Kaykilar sucht Mitglieder für eine Hip-Hop-Tanzgruppe. Wer den Tanzstil á la Michael Jackson am besten draufhat, könnte demnächst auch im Opernhaus auf der Bühne stehen.

„Ich bin zweimal aus dem Takt gekommen.“ Niedergeschlagen und schweißüberströmt lässt sich Sven Schmitz auf einen Stuhl fallen. Mutter Sabine findet das gar nicht schlimm: „Du darfst es dir nur nicht anmerken lassen.“ Zwei Stunden lang hatte der 17-Jährige bis zu diesem Zeitpunkt eine kurze Hip-Hop-Choreographie im Atelier der Shakespeare-Akademie einstudiert.

Am Sonntag begann dort um 12 Uhr ein Casting. Gesucht wurden Tänzer für ein Hip-Hop-Wettkampf-Team — und bei entsprechender Eignung auch für eine Opern-Inszenierung von Iwona Jera. Diese hat bereits Anfang Februar 2011 Premiere. Der Regisseurin der Wuppertaler Bühnen gefielen einige der Tänzer auf Anhieb. „Super Gesichter, super Ausstrahlung“ bescheinigte Jera den Jugendlichen. Wen der sieben Teilnehmer sie ausgewählt hat, blieb aber ein Geheimnis.Ates Kaykilar, Tanzlehrer in der Shakespeare-Akademie, wurde da schon deutlicher: „Der Stil der beiden Jungs ist definitiv ausbaufähig und Leonie gefällt mir auch sehr gut.“

Leonie, die erwähnte 15-jährige, ist gemeinsam mit ihren Freundinnen zum Casting gekommen. Zusammen besuchen sie Hip-Hop-Tanzkurse, sind durch Musikvideos auf den Tanzstil aufmerksam geworden. Der Spaß an der Bewegung steht für die Mädchen im Vordergrund. Von ihnen hat die blonde Leonie die besten Chancen, in das Team von Ates Kaykilar aufgenommen zu werden. Im Januar starten nicht nur dessen Tanzkurse. Auch das Team, das Kaykilar zusammenstellen möchte, wird dann zum ersten Mal miteinander trainieren.

Ates Kaykilar, Tanzlehrer, will, dass seine Schüler ihre Persönlichkeit in den Tanzbewegungen ausdrücken.

Sven Schmitz wäre gerne dabei. Seine Mutter erzählt, dass das Tanzen für den Gymnasiasten momentan noch ein Hobby ist: „Aber er hat große Ambitionen.“ Und wie sich im Laufe des Castings herausstellt, auch die nötige Ausdauer. Schwester Romina findet es „voll cool“, dass ihr jüngerer Bruder eine gute Figur auf dem Parkett macht.

Das ist gar nicht so einfach, denn die speziellen Bewegungen, die Kaykilar ihnen vorgetanzt hat, sind mehr als kompliziert. Wie Roboter sollen die Tänzer aussehen — Popping nennt sich dieser Stil, der in den frühen 1970er Jahren geprägt und durch Michael Jacksons Moonwalk weltberühmt wurde.

„Wenn die Schritte erstmal sitzen, kommt der schwierige Teil“, erklärt Lehrer Kaykilar. Dann müssen die Teilnehmer ihre Persönlichkeit einfließen lassen. Was spielerisch aussehen soll, erfordert viel Kraft. In der Shakespeare Akademie fließt der Schweiß in Strömen — auch bei der 21-jährigen Silvia Cammatra. Popping ist eigentlich nicht ihr bevorzugter Stil, dennoch gibt sie sich große Mühe. Seit sie sechs Jahre alt ist, tanzt sie. 2008 hat sie mit der Tanzformation Unknown Stylez den 2. Platz bei den Westdeutschen Meisterschaften erreicht. In der Shakespeare-Akademie will sie erst einmal ihre Chancen ausloten. Und das ist mit harter Arbeit verbunden.