Vorschlag aus Barmen CDU schlägt die Concordia als neuen Standort der Zentralbibliothek vor
Wuppertal · Neben dem ehemaligen Kaufhof und dem AOK-Gebäude gibt es somit nun drei Optionen. Der Vorschlag soll geprüft werden.
Die CDU-Fraktion in Barmen macht einen weiteren Vorschlag für einen möglichen, neuen Standort der Zentralbibliothek: So könnte das Concordia-Gebäude am Werth zukünftig die Zentralbibliothek beherbergen. Das geht aus einem Antrag hervor, der kommende Woche in der Bezirksvertretung Barmen diskutiert werden soll und der WZ bereits vorliegt.
Die Verlegung der Zentralbibliothek in die Innenstadt Barmen passe demnach in das Programm „InnenBandStadt“, das die Zentren Elberfeld und Barmen verbinden soll. „Das Konzept geht aus von den Innenstädten Barmen und Elberfeld als gleichwertige Pole eines verbindenden Bandes zwischen Haspel und Opernhaus. Während die Innenstadt Elberfeld durch die Verlegung zum Beispiel des Einwohnermeldeamtes von Barmen nach Elberfeld aufgewertet wird, wird die Verlegung der Zentralbibliothek von Elberfeld nach Barmen die Innenstadt Barmen aufwerten“, heißt es in dem Antrag der CDU.
In dem Concordia-Gebäude seien verschiedene Räume bereits vermietet. Die ehemaligen Kino-Säle beispielsweise würden aber seit langer Zeit leer stehen. „Die Beseitigung des Leerstandes ist städtebaulich dringend geboten“, so die CDU. Dem Flächenbedarf der Zentralbibliothek – mindestens 6000 bis 8000 Quadratmetern – könne im Concordia-Gebäude entsprochen werden.
Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) gefällt der Vorschlag seiner Parteikollegen gut. „Wenn das Einwohnermeldeamt nach Elberfeld verlegt wird, brauchen wir etwas, das nach Barmen kommt“, erklärt er. Es gebe gute Gründe, die für die Zentralbibliothek in Barmen sprechen würden. „Wir haben mehrere Schulen in der Umgebung und sind damit Bildungsstandort. Barmen unterstützt fünf verschiedene Hochschulstandorte“, so Lücke.
Die Stadtteilbibliothek, die bisher im Haus der Jugend ansässig ist, könnte in die Zentralbibliothek integriert werden. Somit würde das Haus der Jugend frei werden für andere Nutzungsmöglichkeiten. „Die Junior Uni könnte beispielsweise für eine temporäre Nutzung einziehen. Überlegen Sie mal, wie das Barmen aufwerten würde“, sagt Lücke.
Die CDU bezeichnet die Lage der Concordia als optimal – in direkter Nähe mehrerer Schulen sowie inmitten der Fußgängerzone. „Die Nähe zur Nordbahntrasse, zahlreiche Parkplätze und mehrere ÖPNV-Stationen garantieren bequeme und sichere Erreichbarkeit“, heißt es im Antrag.
Diskutiert wurden bislang zwei Optionen für einen neuen Standort der Zentralbibliothek: Auf Vorschlag der Stadtverwaltung ist das ehemalige Kaufhof-Gebäude am Neumarkt im Gespräch, zusammen mit der Idee, dass dort auch die Gesamtschule Else Lasker-Schüler einzieht. Auch das AOK-Gebäude an der Bundesallee, das nach dem geplanten Umzug der AOK zum Landgericht frei sein wird, steht zur Debatte.
Vorschlag soll
geprüft werden
Es sei ein guter Zeitpunkt, unterschiedliche Varianten politisch zu diskutieren, sagt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Zwei Punkte müssten bei der Concordia geprüft werden: ob sich dort eine moderne Bibliothekskonzeption umzusetzen ließe und ob beim Eigentümer Interesse da ist, das Gebäude weiterzuentwickeln. „Es ist nachvollziehbar und legitim, dass sich die BV Barmen Gedanken macht über die Bibliothek und die Frage, wie der Standort Barmen gestärkt wird. Die Argumente, dass es sich um einen zentralen Bildungsstandort handelt, finde ich gut zu betonen, weil das zu wenig wahrgenommen wird. Das ist ein Pfund für Barmen“, sagt Schneidewind.
Auch Kulturdezernent Matthias Nocke äußert sich zu den Plänen der CDU: „Das ist ein Vorschlag, den wir prüfen werden. Die räumlichen Anforderungen einer Zentralbibliothek werden mit Sicherheit erfüllt. Er wirft aber weitere Fragen auf, die wir prüfen wollen.“
Karin Röhrich, Leiterin der Stadtbibliothek, freut sich über die Diskussion rund um den neuen Standort der Zentralbibliothek. „Wir schauen von uns aus auf das, was wir inhaltlich mitbringen. Wir wollen eine moderne Bibliothek mit hoher Aufenthaltsqualität werden, der sogenannte Dritte Ort“, erklärt sie. Das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat für solche Dritte Orte – erster Ort ist die Wohnung, zweiter Ort der Arbeitsplatz – bestimmte Kriterien festgelegt: unter anderem die gute Erreichbarkeit und der niedrigschwellige Zugang. Aus Skandinavien und den Niederlanden wisse man bereits, dass Bibliotheken Frequenzbringer für Innenstädte sein können. „Ich bin dankbar, dass es so ein Verständnis dafür gibt, dass es diesen Bedarf für einen neuen Standort gibt und wie wichtig wir für die Stadtentwicklung sein können“, sagt sie.
Fakt sei bisher: Die Zentralbibliothek liegt in Elberfeld, Barmen sei mit seiner Stadtteilbibliothek zweigrößter Standort. Die Option, mit der Gesamtschule in den Kaufhof zu ziehen, „ist ein spannendes Thema – einen außerschulischen und einen schulischen Lernort zu verbinden“, so Röhrich. Beim AOK-Gebäude denke sie das Pina Bausch Zentrum mit.
Gespräche mit dem
Eigentümer stehen aus
Oliver Alberts, Vorsitzender der ISG Barmen-Werth, nennt den Antrag der CDU einen Anreiz zur Gesprächsbereitschaft des Eigentümers. „Das wäre eine hervorragende Chance und wäre für uns als ISG Wasser auf unsere Mühlen, Barmen zu attraktiveren. Dass von politischer Seite eine Veränderung gewollt wird, ist für uns großartig.“ Laut CDU-Antrag sei der Eigentümer ein dem Standort verbundenes, aktives Mitglied der ISG.
Michael Schmidt-Russnak, Direktor der Gesellschaft Concordia, die in dem Gebäude am Werth ansässig ist, hält die Idee der Zentralbibliothek für verfolgenswert: „Das würde die Immobilie wieder in Schwung bringen.“ Sein Bestreben sei bereits in der Vergangenheit gewesen, die leerstehenden Flächen wieder in Vermietung zu führen, „damit dieses schöne Gebäude wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird.“
Elberfelds Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD) zeigt sich von dem neuen Vorschlag überrascht. „Es ist sicherlich gut und richtig, wenn man mit den räumlichen Problemen der Stadtbibliothek offensiv umgeht, das aber nur aus Stadtteilsicht zu machen, ist nicht richtig“, sagt er. Er halte die Idee, Zentralbibliothek und Gesamtschule im ehemaligen Kaufhof unterzubringen „für exorbitant gut, weil sich viele Synergien daraus ergeben“. Der Vorschlag der CDU verkenne, dass die Bibliothek in Elberfeld nicht nur Zentral-, sondern auch Stadtteilbibliothek ist, die fehlen würde. „Elberfeld muss auch versorgt sein.“