Katholische Citykirche Citypastoral: Die Kirche auf die Straßen Wuppertals bringen

Wuppertal · Pastoralreferent Werner Kleine ist seit 20 Jahren im Einsatz für die Menschen.

Kardinal Rainer Maria Woelki und Werner Kleine bei der Feier zu 20 Jahre Katholische Citykirche Wuppertal.

Foto: Andreas Fischer

Die Kirche zu den Menschen bringen, nach draußen, auf die Straße und die Plätze der Stadt, das ist das grundlegende Konzept der Citypastoral. Pastoralreferent Werner Kleine macht genau das, seit nunmehr 20 Jahren und mit „zweieinhalb Zentnern pastoralem Kampfgewicht“, wie er mit einem Augenzwinkern sagt. Anlässlich des runden Geburtstags waren Gäste aus nah und fern im katholischen Stadthaus zusammengekommen.

Die Probleme der Kirche sind bekannt: Missbrauchsskandale, Austritte, die schwindende Relevanz im Alltag der Menschen. „Kirchenkrise ist wie Klimakrise: Man sieht sie kommen und wartet doch bis zum letzten Moment“, so Erhard Ufermann, ehemaliger Pfarrer an der evangelischen Citykirche in Elberfeld und der katholischen Citykirche verbunden, in seiner Festrede. „Und man hofft, es möge nur die anderen treffen – also die Evangelischen“. Die Grundidee ist simpel: Den Menschen nah sein, die sich von Gott entfernt haben und fühlten. Und wo sind diese Menschen? In der Stadt, die „Alltäglichkeit der Menschen, mit ihren großen und kleinen Sorgen“. Und: „Es ist der menschliche Alltag, wo die Kirche stattfindet“. Genau deshalb ist Pastoralreferent Kleine seit 20 Jahren regelmäßig in Wuppertals Fußgängerzonen unterwegs, „bei den Menschen, mitten im Weg“.

Auch Kardinal Rainer Woelki war unter den Gästen und sprach der katholischen Citykirche und Pastoralreferent Werner Kleine und seinem Team seinen Dank aus. „Wuppertal hat hier als Vorbild für viele gedient. Danke für diese Pionierleistung“, sagte er. „Ich bin gespannt, wie sich die City-Seelsorge weiter entwickelt“.

„Wir müssen in einer Stadt wie Wuppertal multidimensional denken“, so Werner Kleine. „Wie Wandermissionare zu Jesu Zeiten – raus in die Welt“. Und was aus einer Idee im Jahr 2004 entstanden ist, ist mittlerweile kaum noch aus Wuppertal wegzudenken. So veranstaltet Werner Kleine jedes Jahr die Tiersegnung oder auch die Motorradsegnung im Frühjahr. Die Graffiti-Krippe ist ein fester Bestandteil der vorweihnachtlichen Zeit in der Stadt und der Martinszug lockt tausende Besucher in die City. Kleine hält seine Platzreden, etwa auf dem Berliner Platz oder auf dem Kerstenplatz in Elberfeld. Und am Ende gibt es stets das Wetter.

Einmal hatten er und sein Team ein kleines Zelt mit Bibel und Kerze aufgebaut, erinnert er sich. Da seien zwei junge Männer zielstrebig auf das Zelt zugegangen – und einer der beiden hätte sich an der Kerze seine Zigarette angezündet. „Junger Freund, das kostet ein Vater Unser“, habe Kleine prompt gesagt. Der eine Jugendliche hätte das Gebet nicht gekannt, sein Kumpel aber durchaus und es ihm im Fortgehen vorgetragen. Geschichten, die nur auf der Straße geschehen.

Wenn Werner Kleine in der Stadt unterwegs ist, den Menschen „im Weg steht“, käme es etwa zu 300 bis 500 Kontakten pro Aktion. Von denen suchten etwa drei bis fünf Prozent das Gespräch. Pro Jahr verzeichnet die katholische Citykirche über 1500 Folgegespräche und seit 2004 gab es über 350 Kircheneintritte. Der Anfang war schwierig, doch es hat sich gelohnt: „Man darf nicht nach zwei Wochen aufgeben“, so Kleine. Die Wuppertaler seien ähnlich wie die Menschen im Ruhrgebiet. „Bis die Kohle glüht, dauert es, aber dann glüht sie richtig“.

Die Kirche steht vor vielen Herausforderungen. „Wir haben immer schon gemerkt, dass die Relevanz der Kirche im Schwinden ist, aber im Moment geht das exponentiell durch die Decke“, so Werner Kleine. „Und da die Stimme der Kirche auf der Straße laut vernehmbar zu erhalten, mit den Themen, die relevant sind, das ist die Herausforderung, die sich uns in Zukunft stellen wird.“ Aber er ist hoffnungsvoll. Zwar sei die Distanz zwischen den Menschen und der Kirche größer geworden, aber das sei seine Aufgabe, wieder neue Brücken zu bauen.

„Ich finde es total wichtig, dass die Kirche rausgeht, dass sie zu den Menschen geht und da präsent ist, wo die Menschen leben. Wo sie ihre Sorgen haben, wo sie ihre Nöte haben und dass die Kirche nicht wartet, bis die Menschen kommen“, findet Patrizia Kraft.