Tradition Das Beiern stimmt auf die Himmelfahrts-Prozession ein

Traditionell lässt die Jugend der katholischen Gemeinde Beyenburg die Glocken klingen.

 Still ruhte am Mittwoch die Glocke im Turm der Kirche St. Maria Magdalena in Beyenburg.

Still ruhte am Mittwoch die Glocke im Turm der Kirche St. Maria Magdalena in Beyenburg.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Schon am Tag vor der traditionellen Himmelfahrtsprozession in Beyenburg, die in diesem Jahr zum 572. Mal stattfindet, klingt es vom Turm von St. Maria Magdalena. „Damdamdam“. Rund zwei Stunden lang, und dann am Himmelfahrtstag geht es schon ab 5 Uhr in der Frühe los: „Damdamdamdam“ und endet erst, wenn die feierliche Prozession beendet ist. „Wir Beyenburger hören das gern und freuen uns auf die Prozession“, erklärt Bruder Dirk Wasserfuhr, der letzte Kreuzherr, der in dem der Kirche St. Maria Magdalena angeschlossenen Kloster wohnt, räumt aber ein, dass das permanente Geläute in den Ohren der Hinzugezogenen etwas befremdlich klingen mag.

Die Rede ist vom „Beiern“, das von der männlichen Jugend in der katholischen Kirchengemeinde Beyenburg ausgeübt wird. „Das wird immer zu zweit gemacht, und zwar indem der Klöppel per Hand an die Glockenwände geschlagen wird“, erklärt Bruder Dirk. „Bei nur zwei Glocken sind die Möglichkeiten die Melodien zu variieren, natürlich begrenzt. Aber, wenn es Rhythmuswechsel oder Tonänderungen geben soll, dann müssen die Jungs sich per Handzeichen verständigen. Bei dem lauten Geläute verstehen die ja nichts.“

Die Glocken erklingen
nur noch zu freudigen Anlässen

Die jungen Männer, die natürlich Ohrschützer tragen, wechseln sich übrigens etwa halbstündlich ab und machen im unteren Bereich der Klosterkirche ein Päuschen, ehe sie wieder die Klöppel lautstark in Bewegung setzen. „Meist sind es fünf Duos, die beiern“, erklärt der beliebte Geistliche.

Die Sitte als solche stammt aus dem tiefsten Mittelalter, wie der Kreuzherr erklärt. „Ursprünglich wurde so per Glockenklang vor dem Anrücken von Feinden gewarnt. Dann wurden die Klöppel sehr hektisch und in hohem Tempo gegen die Glockenwände geschlagen. Wenn die Gefahr vorüber war, dann ging es wieder weit ruhiger und entspannter zu.“

Zum Glück musste in den vergangenen 70 Jahren nicht mehr vor anrückenden Feinden gewarnt werden. Es sind ausschließlich freudige Anlässe, zu denen die Glocken von St. Maria Magdalena beim Beiern erklingen. „Beispielsweise am Vorabend der Erstkommunion, oder bei besonderen Kirchen- oder Priesterjubiläen wird gebeiert“, erläutert Bruder Dirk, der allerdings zugeben muss, dass er nicht weiß, wie der Ausdruck „Beiern“ entstanden ist. „Das liegt wie vieles aus dem Mittelalter im Dunkeln. Vielleicht von Beuge, Armbeuge“ rätselt er, glaubt aber auch nicht, dass das etwas mit Beyenburg zu tun hat.

Denn die Sitte des Beierns ist weiter verbreitet. „In den vergangenen Jahren findet es auch im Erzbistum Köln wieder immer größeren Anklang. Dort gibt es sogar eine Schule, in der das Beiern gelehrt wird“, weiß Bruder Dirk.