Wuppertaler weltweit Das deutsche Brot vermissen sie besonders

Vor 60 Jahren ist der Wuppertaler Günther Schwarz mit seiner Frau in die USA ausgewandert.

Foto: Günther Schwarz

Wuppertal. Sein Englisch ist inzwischen flüssiger als sein Deutsch. Denn den längsten Teil seines Lebens hat Günther Schwarz (84) in den USA verbracht. Der Sohn einer Barmer Bäckerfamilie wanderte bereits 1956 dorthin aus. Seine damalige Verlobte und heutige Ehefrau Trudi war schon ein Jahr zuvor zu Verwandten nach Amerika gezogen. „Sie hatte eine Tante dort, die für mich bürgte“, erzählt Günther Schwarz. Zwei Monate wohnten sie damals bei ihr, bis beide einen Job gefunden hatten. Der ausgebildete Bäcker fing in einem kleinen jüdischen Unternehmen an. „Das war ganz anders als in Deutschland — alles wurde mit Butter und Eiern gemacht“, erinnert er sich.

Foto: Günther Schwarz

Dann musste der Wuppertaler in der neuen Heimat den Militärdienst ableisten. Dabei hatte er sogar die Wahl und entschied sich für Frankreich. „Ich habe meine Frau mitgenommen und wir wohnten gemeinsam in einem kleinen Dorf“, berichtet Günther Schwarz. „Wir haben noch heute viele Freunde dort.“ Anschließend zog das junge Paar nach Cincinnati. „Dort gab es bessere Möglichkeiten.“

Erneut arbeitete Schwarz in einer kleinen Bäckerei, diesmal mit ebenfalls deutschen Wurzeln. Bald jedoch wechselte er in eine Großbäckerei mit Filialen in 70 Städten. „Dort war alles automatisch — wir stellten kleine gefüllte Kuchen her, die dann zu zweit in einer Packung in den Laden kamen“, sagt der Bäcker. Mehr als 20 Jahre blieb er dem Unternehmen treu, leitete den Betrieb bis zu seiner Pensionierung.

Den Ruhestand verlebt das Ehepaar in Florida. „Heute verbringen wir den Nachmittag bei Sonnenschein an der See“, erzählt der Senior. Er ist inzwischen überzeugter Amerikaner: „Ich mag die Leute, die Wirtschaft, unsere Regierung, die mir alles leicht macht.“ Das deutsche Bedürfnis, alles zu regeln, ist ihm fremd: „Ich könnte morgen einen Laden aufmachen, ohne irgendjemanden zu fragen.“ Von Barack Obama ist er kein großer Freund. „Wir wollen nicht gezwungen sein, eine Krankenversicherung abzuschließen.“

Das einzige, was der Bäcker in Amerika vermisst, ist das deutsche Brot. „Mein Bruder schickt mir Schwarzbrot.“ Auch bei Aldi — der inzwischen Filialen in den USA betreibt — gebe es viele deutsche Produkte. „Aber so schöne Brötchen, wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es hier nicht.“

Auch die Amerikaner hätten inzwischen genug von labberigem Brot. „Jetzt gibt es knuspriges Weißbrot.“ Ebenso habe die Lust auf süßes Gebäck nachgelassen, berichtet der Auswanderer: Früher gehörten süße Teilchen fest zum Lunchbag für die Schule; ein gestiegenes Bewusstsein für Gesundheit habe dazu geführt, dass Mütter nun eher Sandwiches einpacken.