Campus Wuppertal Das Green Lion Racing-Team greift mit neuem Wagen an
Grifflenberg. · Die Studenten haben den Boliden selbst gebaut. Als nächstes wollen sie einen Rennwagen mit Elektroantrieb entwickeln.
Schnell und filigran sieht er aus, der aktuelle Rennwagen des Green Lion Racing Teams der Uni Wuppertal. Und als Timon Greiling (29), Maschinenbaustudent und technischer Leiter des Teams, den Motor startet und aufs Gas drückt, wird klar, dass ein echter Rennmotor unter der Haube steckt: Hochtourig heult der Motor auf und seine schiere Kraft lässt förmlich die Wände der Werkshalle wackeln. 82 PS leistet der Motor und katapultiert den 211 Kilogramm leichten Flitzer in 4,3 Sekunden von 0 auf 100. Der Clou: Fast alles haben die Studenten des zuletzt zwölfköpfigen Teams selbst gebaut.
Das seit neun Jahren bestehende Team baut jedes Jahr einen neuen Rennwagen auf, um damit bei der Formula Student teilzunehmen. Zum Team gehören Studenten aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Physik und Wirtschaftswissenschaften. Diese Vielfalt hat auch mit der Breite des Wettbewerbs der Formula Student zu tun, erklärten Greiling und Teamleiter Jannis Dohm (29), der Elektrotechnik studiert. Denn neben unterschiedlichen Fahrwettbewerben müsse zum Beispiel auch das technische Konzept und ein Businessplan für eine fiktive Geschäftsidee rund um den Rennwagen präsentiert werden. Bei der Entwicklung müsse zudem die Sponsorensuche organisiert werden.
Monatelang wurden zunächst Ideen entwickelt und dann Stück für Stück der Rennwagen aufgebaut, berichten die beiden Studenten. In diesem Jahr habe man zum Beispiel viel Wert auf leichte Bauteile gelegt. „Den Fahrersitz haben wir mit dem 3D-Drucker erstellt“, sagt Timon Greiling. Viele Stunden gingen bei der Konstruktion drauf, bei der alle im Team hoch motiviert mitgearbeitet hätten. „Wenn das Rennen näher rückt, geht auch schon mal die ein oder andere Nacht drauf“, sagt Jannis Dohm.
Und am Renntag stünde natürlich das ganze Team unter Strom. An zwei Wettbewerben habe man in diesem Jahr teilgenommen, so die beiden Leiter. „Das war für alle neu, stressig, aber auch ein Riesenerlebnis“, sagt Jannis Dohm. Beim ersten Wettbewerb auf der Rennstrecke im niederländischen Assen seien dabei eine Reihe von Problemen zu lösen gewesen. Zunächst sei der Wagen nicht durch den Sicherheitscheck gekommen, dann sei bei einem Test der Auspuff abgerissen. „Wir hatten zu viel Stahlwolle zum Dämmen reingestopft“, sagt Dohm. Mit Hilfe eines finnischen Teams habe man diesen kurzerhand wieder angeschweißt. Beim nächsten Teilwettbewerb sei im Ziel wegen eines Kurzschlusses der Motor ausgegangen. „Da haben wir im Team private Gelder gesammelt und in der Stadt einen neuen Laderegler gekauft“, so Dohm. Beim großen Rennen am Ende, bei dem es um die schnellste Zeit und die beste Effizienz gehe, habe man es dann aber ins Ziel geschafft. „Das war ein Riesenerfolg für uns“, so Dohm. Beim zweiten Wettbewerb im tschechischen Most habe man von der Erfahrung in Assen profitiert. „Wir kannten alle die Abläufe besser und hatten uns auch fahrerisch verbessert“, sagt Timon Greiling. Am Ende habe es sogar zur schnellsten Rennrunde gereicht.
Der Lernerfolg dieses Projekts, das zum Teil zwar ins Studium integriert sei, aber auch viel Freizeit fresse, sei riesig, berichten die beiden Studenten. „Man sieht manchmal erst am fertigen Bauteil, dass eine Idee nicht klappt“, sagt Dohm. Hinzu kämen Erfahrungen im Projektmanagement, Personalführung und Präsentation, die einem das Studium nicht bieten könne. Und die Motivation sei riesengroß.
Jetzt steht die Planung für den nächsten Rennwagen an. „Wir haben gerade 25 neue Studenten rekrutiert“, sagt Jannis Dohm. Auf jeden Fall wolle man weniger Bauteile neu entwickeln, mehr auf Bewährtes zurückgreifen, sagt Dohm. Und den übernächsten Rennwagen wolle man dann mit Elektroantrieb ausstatten. „Das ist ein heikler Schritt, weil wir damit noch keine Erfahrung haben“, sagt Greiling. Die beiden Teamleiter werden dann vielleicht nicht mehr dabei sein: Das Ende ihres Studiums rückt näher.