Das indische Tuch sorgt im TiC für Gänsehaut
Der Krimi von Edgar Wallace sorgt für wohliges Schaudern an der Borner Straße.
Cronenberg. Alleine die grimmigen, vieldeutigen Klänge lassen den Atem gefrieren: Auf der TiC-Bühne an der Borner Straße ist wieder ein Mörder eingekehrt, diesmal erdacht von Edgar Wallace in „Das indische Tuch“. Ralf Budde setzt die Musik des amerikanischen Komponisten William Schumann ein, um immer wieder die Spannung zu schüren, harmlosen Szenen einen verdächtigen Unterton zu verleihen oder die seltsamen Verhaltensweisen der Schlossbewohner zu verstärken.
Der junge Chauffeur Studd wurde erwürgt, und Inspektor Tanner (Carsten Müller) soll in dem abgelegenen Schloss der Familie Lebanon den Mörder finden. Verdächtige gibt es reichlich: Der riesige und starke Butler Gilder (Klaus Hasbach), der immer wieder unerwartet hinter den Türen steht und ständig den jungen Hausherrn Willie beschattet. Der halb verrückte Parkwächter Tilling (Dennis Gottschalk), der mit dem Gewehr herumfuchtelt und die Männer (nicht ganz zu Unrecht) verdächtigt, mit seiner hübschen Frau ein Techtelmechtel zu haben. Der zwielichtige Arzt Dr. Amersham (Torsten Kress), dem Lady Lebanon aus unerfindlichen Gründen aufs Wort gehorcht, und der mit herablassendem Lächeln und verschränkten Armen auf die Schlossbewohner herabsieht. Und Willie Lebanon, der völlig unter der Fuchtel seiner Mutter steht.
Sehr schön spielt Andreas Wirth den jungen Mann, der die Augen zusammenkneift, die Schultern hängen lässt und unterwürfig zu seiner Mutter emporschaut. Lady Lebanon (Erika Klein-Ejupi) hingegen klammert sich an ihren Leitspruch: „Es ist etwas Großes, Mitglied einer alten Familie zu sein.“ Die schüchterne Sekretärin Isla Crane (Dilara Baskinci) und die promiskuitive Joan Tilling (Isabel Bartnik) sorgen für Abwechslung, kommen aber im Stil der Zeit nicht als Mörder in Betracht.
Unter seinen Neulingen im Ensemble hat Budde sehr passende Typen für diesen Krimi gefunden und wunderbar die Charaktere der Schlossbewohner herausgearbeitet. Iljas Enkaschew hat das Wunder vollbracht, auf der kleinen TiC-Bühne vier Türen sowie ein holzvertäfeltes Wohnzimmer unterzubringen und mit liebevoll zusammengesuchten Requisiten das Ambiente alten Adels zu verbreiten. Ein sehr spannender und unterhaltsamer Krimi, der sich sicherlich lange im Spielplan halten wird.