Das Land NRW hat Wuppertal als Stadt mit Zukunft entdeckt
Umbau Döppersberg, Landesschulen, Ausbau Universität: Das Land investiert an vielen Stellen in die Bergische Metropole.
Wuppertal. Vom 26. bis 28. August wird der Geburtstag des Bundeslandes NRW gefeiert. Gibt es für die Wuppertaler einen Grund, in Düsseldorf mitzufeiern? Vor einigen Jahren wäre die Antwort bei vielen Wuppertalern negativ ausgefallen, denn die Stadt sah sich vom Land bei vielen Projekten übergangen und nicht ausreichend bei der Bewältigung wachsender Soziallasten unterstützt. Zum anderen wurden in Wuppertal „die in Düsseldorf“ oft als Sündenböcke genannt, um von dem hausgemachten Anteil an der Überschuldung der Stadt abzulenken.
Umso erstaunlicher ist der Wandel, der sich in den zurückliegenden fünf Jahren vollzogen hat. Das Land hat der Stadt in diesem Zeitraum nicht allein durch den Stärkungspakt (60 Millionen Euro pro Jahr bis 2017) aus der tiefsten Finanzkrise ihrer Geschichte geholfen, sondern mit der Ansiedlung von Landeseinrichtungen auch wieder in die Zukunft Wuppertals investiert.
Jüngere Beispiele sind der Bau der Landesfinanz- und Landesjustizschulen an der Parkstraße in Ronsdorf. Zu diesem Komplex gehört auch die Jugendvollzugsanstalt Ronsdorf sowie der geplante Neubau der Bereitschaftspolizei. Der Landesanteil zum Umbau am Döppersberg beträgt 65 Millionen Euro. In den Aus- und Umbau der Bergischen Universität wird das Land NRW in den kommenden Jahren dreistellige Millionenbeträge investieren. Außerdem sorgt das Land NRW seit 25 Jahren für die Grundfinanzierung des renommierten Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie mit Sitz am Döppersberg.
„Das Land NRW hat in den vergangenen Jahren mit dem Stärkungspakt und Infrastrukturmaßnahmen wie der Förderung der Nordbahntrasse vieles auf den Weg gebracht, um die Zukunftsfähigkeit Wuppertals zu stärken. Im Gegenzug kann Wuppertal für das Land zu einer der Kommunen werden, die für großes Entwicklungspotenzial stehen“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Dietmar Bell.
„Wuppertal ist raus aus dem toten Winkel und wird auch vom Land wieder stärker wahrgenommen“, sagt der Landtagsabgeordnete Rainer Spiecker (CDU). Wuppertal habe besonders vom Stärkungspakt profitiert. Im Interesse der Stadt habe Peter Jung mit dem Land vieles umgesetzt. „Ich erwarte, dass Wuppertal mit Unterstützung von Bund und Land weiter so nach vorne geht“, sagt Spiecker.
Skeptischer sieht der FDP-Landtagsabgeordnete Marcel Hafke die Entwicklung: „Wuppertal ist ein Stück vorwärts gekommen. Es ist besser geworden, aber wir gehören nun einmal nicht zum Ruhrgebiet oder den ländlichen Gebieten im Münsterland oder Ostwestfalen, die bei der Förderung noch immer in der ersten Reihe stehen. Es bleibt eine Herausforderung, die Interessen unserer relativ kleinen Region im Landtag zu vertreten.“
Die Hand, die füttert, beißt man nicht. Folgt die Stadt dieser Logik, dann wird sie auch Kröten schlucken müssen, die das Land NRW bereit hält. Eine der Verpflichtungen, die Wuppertal übernommen hat, war der Bau der Jugendvollzugsanstalt Ronsdorf, als das Land nach dem Gefängnisskandal in Siegburg unter Zeitdruck einen Standort für eine neue Anstalt suchte. Der Bau einer forensischen Einrichtung im Landgerichtsbezirk Wuppertal ist ein weiteres Beispiel dafür, dass das Land nicht nur gibt, sondern auch Forderungen stellt.
Zurzeit überwiegen Projekte, mit denen Wuppertal in die Offensive geht. Die Zusage des Landes NRW, den Umbau des Schauspielhauses, sowie im zweiten Schritt, den Betrieb des Tanzzentrums zu fördern, wäre ein weiterer guter Grund, um als Wuppertaler, das 70-jährige Bestehen des Bundeslandes NRW mitzufeiern. Diese Zusage steht noch aus.