Kirchengemeinde Elberfeld-West Das Wuppertaler Sophiencafé International feiert neunten Geburtstag

Wuppertal · Das ehrenamtliche Team zählt mittlerweile fast 20 Personen.

Frauen können vor Ort eine Schulung zur Inklusionsassistentin machen.

Foto: Sophiencafé International

In diesem Herbst hat das Sophiencafé International in der evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-West seinen neunten Geburtstag gefeiert: Fast jeden Donnerstagnachmittag, auch in den Ferien, treffen sich im Begegnungs- und Sprachcafé bis zu 70 Menschen, um Deutsch zu lernen, Hilfe bei Briefen von Ämtern oder Beratung im Bereich Ausbildung und Beruf zu bekommen. Auch zum gemeinsamen Reden und Spielen dient das Café, manchmal hilft das Treffen auch über Traurigkeit hinweg, weil man etwa seit neun Jahren die Familie nicht mehr gesehen hat. Manchmal ist es wie Familie und immer wieder kommen neue Menschen hinzu – aus Syrien, der Ukraine, Iran, Irak, der Türkei, Marokko, Tunesien oder Saudi-Arabien.

Das ehrenamtliche Team zählt fast 20 Personen. Für die Hausaufgabenbetreuung, die in diesem Jahr verstärkt wurde, fanden sich neue Ehrenamtliche. Die Kinder kommen direkt aus der Betreuung in die Kirche und machen Hausaufgaben oder lesen ein bisschen. „Die Kinder haben gute Noten in der Schule, aber oft haben sie Schwierigkeiten beim Lesen oder der Rechtschreibung. Hier genießen sie dann, wenn sich ein Erwachsener Zeit für sie nimmt und mit ihnen ein spannendes Buch liest“, erklärt Katja Dummer, die als Presbyterin seit 2015 das Sophiencafé International mit Freundin Annette Schulz leitet.

Gäste tauschen im Café ihre Lebensgeschichten aus

„Und die Ehrenamtlichen freuen sich, etwas Sinnstiftendes zu tun, und verbringen gern die Zeit mit den Kindern“, betont Dummer. Im Café selbst werden Lebensgeschichten erzählt, Biografien verglichen. Die Gäste weinen auch manchmal über verlorene Eltern oder verstorbene Kinder - und überlegen, wie sie in Deutschland noch besser Fuß fassen können. Alexander und Julia kommen aus der Ukraine und geben selbst Deutschunterricht, um auszuprobieren, ob das ein beruflicher Weg ist, den sie einschlagen möchten. Die Schwestern Rahma und Maryam helfen in der Kinderbetreuung, andere unterstützen die Hausaufgabenbetreuung.

Für den Ansatz, Menschen, die selbst einmal auf Hilfe angewiesen waren, in die ehrenamtliche Arbeit einzubinden, hat das Sophiencafé International 2022 den Heimatpreis von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erhalten. Hinzu kam eine Auszeichnung für vorbildliches Ehrenamt, den Sonderpreis für besonderes Humanität, der 2020 durch Helge Lindh (SPD) verliehen wurde.

Seit zwei Jahren läuft zudem ein ganz besonderes Projekt. Etwa 15 Frauen werden in einem Vorbereitungskurs zur Inklusionsassistentin geschult. In 24 Unterrichtsstunden werden Grundkenntnisse über das Berufsbild vermittelt. Die Frauen kommen aus verschiedenen Ländern und haben dort oft schon als Erzieherinnen, Lehrerinnen oder Hebammen gearbeitet.

Verantwortliche lassen sich von politischer Lage nicht entmutigen

Im nächsten Jahr wird das Sophiencafé International sein zehnjähriges Bestehen feiern. Das wird dann kurz vor den Bundestagswahl sein. „Wir lassen uns nicht entmutigen von der aktuellen (gesellschafts-)politischen Lage“, sagte Katja Dummer. „Wir freuen uns über die Begegnungen und wir sind nicht die Einzigen. Immer wieder kommen neue Ehrenamtliche dazu, andere Menschen finden unsere Arbeit toll. Wuppertal ist vielfältig, und das ist auch gut so. Die Begegnung mit den Menschen aus anderen Ländern, das ist fast so, als mache man eine Reise.“ Red

(Red)