Das zweite Leben von Kater Kuro

Das frühere WZ-Tier der Woche hat sich in Vohwinkel gut eingelebt.

Foto: Anna Schwartz

Wenn Gea Olbricht mit Zwergpinscher Onyx ihre Morgenrunde dreht, dann werden die beiden von Kater Kuro begleitet. „Der geht auch größere Runden mit“, sagt Olbricht. In der Siedlung mit den vielen Gärten gibt es wenig Verkehr. Und wenn Kuro einen fremden Hund kommen sieht, geht er einen Umweg und stößt später wieder dazu. Kuro und Onyx sind Freunde. Aber dass Kuro jetzt bei Familie Olbricht lebt, kam unvermutet.

Im vergangenen Sommer saß Gea Olbricht beim Frühstück und las wie immer dabei in der Zeitung. Und auf einmal schaute sie der Kater, der damals noch Janosch hieß, von einem Foto aus an: Er war das Tier der Woche in der WZ. Schwarzes, mittellanges Fell, große gelbe Augen — der Funke sprang sofort über. „Alles passte“, sagt Olbricht, „ruhig, verträglich mit anderen Katzen stand da. Er sollte unbedingt Freigänger sein. Ich habe sofort den Katzenschutzbund angerufen und bin hingefahren.“ Olbrichts sind beide Zoologen, er arbeitet im Kölner Zoo, sie gibt in Wuppertal im Berufskolleg Biologieunterricht. „Wir hatten immer Tiere. Unser letzter Kater war 2016 gestorben. Geplant war, Ende 2018 einen neuen zu bekommen. Aber ich wusste: Der ist es.“

Beim nächsten Besuch in der Auffangstation des Katzenschutzbundes kam ihr Mann mit. Janosch strich ihm sofort um die Beine. „Völlig entspannt, der Kater. Und er wollte sofort in die Transportbox. Er wollte weg.“ Olbrichts beantworteten alle Fragen, unterschrieben den Schutzvertrag. „Es herrscht eine sehr sympathische Atmosphäre dort. Es riecht nicht. Es ist wie zu Besuch kommen.“ Olbrichts hörten Janoschs Geschichte. Als er im Wald gefunden wurde, war er etwa ein Jahr alt. Abgemagert, verfilzt, voller Zecken, verwurmt und von chronischem Durchfall geplagt. Kaum zu glauben, wenn man jetzt auf den prächtigen Kater mit seinem glänzenden schwarzen Fell schaut, mit winzigen weißen Abzeichen an allen Pfotenspitzen und dem weißen Fleck auf der Brust. Janosch zog nach Vohwinkel und hieß ab sofort Kuro. Das ist Japanisch und bedeutet schwarz.

Bevor er endlich Freigänger werden konnte, musste er erst an das Haus und den Betrieb dort gewöhnt werden. Von den drei Töchtern wohnt zwar nur noch eine dort. „Aber wir haben viel Besuch.“ Kuro habe alles beobachtet. Nicht zuletzt Onyx. „Mit der Zeit haben die beiden ein absolutes Vertrauensverhältnis entwickelt.“

Seine Eigenschaften? „Er ist sehr, sehr entspannt. Dabei neugierig. Auch bei Besuch, aber ohne aufdringlich zu sein. Aber er legt sich dann so hin, dass man ihn wahrnimmt, am besten in den Weg.“ Sehen und gesehen werden. Und dass Kuro nicht nur mit Besuch, sondern auch anderen Katzen klar kommt, ist Olbricht wichtig. Denn die trifft der kastrierte Kater in der Nachbarschaft. Wobei sein Streifgebiet überschaubar bleibe.

Seinen ersten „Ausflug“ unternahm er auf dem Arm — Gea Olbricht zeigte ihm den Garten und wie man zur Vordertür kommt. „Das hat er sofort gekonnt.“ Sie schaut auf Kuro und Onyx, die sich im Wohnzimmer kabbeln. Irgendwann haben sie genug, Onyx legt sich auf seine Decke, Kuro verschwindet im Garten. Vielleicht ist nicht nur sein Name japanisch. Wenn man bedenkt, wie sein Leben bisher gelaufen ist — beinahe als ob er etwas von einem japanischen Zen-Buddhisten hätte: ruhig abwarten und dafür sorgen, dass sich die Dinge in die richtige Richtung entwickeln.