Dauerregen: Uni-Forscher suchen nach dem perfekten Gully

In einem neuen Labor am Haspel arbeiten Wuppertaler Wissenschaftler an Rezepten gegen die Folgen des Starkregens.

Foto: Uni Wuppertal/Friederike von Heyden

Wuppertal/Solingen. Regen, den ist man im Bergischen Land gewöhnt. Was am gestrigen Mittwoch allerdings vom Himmel kam, war schon eine außergewöhnliche Regenmenge: Rechnet man den Vortag mit ein, waren es fast 80 Liter pro Quadratmeter (siehe Kasten) — das fällt schon unter Starkregen, wie er aufgrund des Klimawandels wohl noch häufiger vorkommen wird. Da setzt ein neuer Gemeinschaftsversuch der Bergischen Uni und der Stadt Solingen mit einem Ingenieurbüro an.

Foto: Uni Wuppertal/Friederike von Heyden

Der Grundgedanke: Bei Unwettern fließt die Hälfte des Regens nicht in die Gullys ab, sondern einfach anderswo hin. Eine grobe Schätzung, die von den Technischen Betrieben Solingen (TBS) bestätigt wird — zumindest, was die Lage an steilen Straßen betrifft. Bei Fließversuchen in Solingen-Wald und Gräfrath haben Ingenieure beobachtet, wie sich Wasser auf der Fahrbahn verhält. Doch Regenwasser, das von der Kanalisation nicht aufgenommen wird, kann sich in Senken sammeln und zu Überschwemmungen mit hohem Sachschaden führen.

Um solche künftig zu vermeiden, hat die Uni jetzt am Campus Haspel in ihrem Wasserbaulabor eine neue Modellstrecke eingeweiht, die das Verhalten von Wasser am Gully-Einlauf im Maßstab 1:1 prüft — dort können die Vorgänge an einem Gully bei Starkregen genau gemessen werden. Professor Andreas Schlenkhoff drückt es so aus: „Ziel unserer Untersuchungen ist es, die hydraulischen Vorgänge des Einströmens zu erfassen, zu beschreiben und zu verbessern.“

Für Schlenkhoff ist klar: Wenn nach einem Überschwemmungsschaden in einem Gebäude von höherer Gewalt die Rede ist, dann ist das eine „Ausrede“. Er und sein Team suchen nun nach dem quasi perfekten Gully, der die Wassermassen bei Regen komplett in die Kanalisation leitet — so dass es keinen Schaden mehr anrichten kann.

Ergebnisse gibt es noch keine — die Wissenschaftler machen noch Grundlagenforschung. Am Ende könnten etwa größere oder anders angeordnete Gullys stehen. Doch so oder so: Durch den Klimawandel wird der Starkregen im Bergischen Land zunehmen. Der Super-Gully wird in jedem Fall gebraucht.