Dem Wuppertaler Zoo steht eine Zeit des Wandels bevor
Zoodirektor Ulrich Schürer wird am 9. November verabschiedet. Auf seinen Nachfolger kommen große Aufgaben zu.
Wuppertal. Am 9. November geht mit der offiziellen Verabschiedung von Dr. Ulrich Schürer eine Ära im Wuppertaler Zoo zu Ende. Am 1. Juli 1988 übernahm Schürer die Leitung des Zoos von Dr. Gerhard Haas, der in seiner 21-jährigen Amtszeit von 1967 bis 1988 ebenfalls große Fußstapfen hinterlassen hatte. Zwei Zoodirektoren in fast fünf Jahrzehnten — das spricht für Kontinuität und langfristige Konzepte. Entsprechend sorgfältig dürfte die Stadt Wuppertal bei der Suche nach Schürers Nachfolger vorgehen, der einen der schönsten Zoos Deutschlands übernehmen wird, auf den aber auch große Aufgaben warten: So wird die Tierhaltung in Zoologischen Gärten zunehmend kritischer beurteilt — und das nicht nur von Tier-Rechtsgruppen, die Extrempositionen wie die Abschaffung aller Zoos einnehmen.
Unter der Leitung von Dr. Ulrich Schürer konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche Anlagen, wie zum Beispiel für Löwen, Pinguine, Tiger, Okapis oder die Elefanten erneuert werden. Doch in Zeiten knapper städtischer Kassen blieben viele Pläne des scheidenden Zoodirektors in der Schublade.
„Erneuerung und Kontinuität — unter diesen Zeichen sollte das Konzept des Nachfolgers stehen. Niemand hat die Absicht, aus dem Zoo ein Disneyland zu machen, aber wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Freizeit- und Erlebniswert des Zoos weiter zu steigern“, sagt Dezernent Matthias Nocke. Etwa sieben Millionen Euro beträgt der städtische Zuschuss für den Zoo pro Jahr, weitere 350.000 Euro stehen für Investitionen in die Gebäude und Gehege zur Verfügung. Bei rund 600.000 Besuchern im Jahr 2011 wurde ein Kostendeckungsgrad von etwa 40 Prozent erzielt. Kostendeckend könne der Zoo nie sein, stellt Nocke klar. Das sei nicht das Ziel. Da aber auch der Kuchen, den es zu verteilen gebe, nicht größer werde, müsse über Konzepte für die kommenden Jahrzehnte nachgedacht werden.
Der Zoo hat einen zoologischen und wissenschaftlichen Auftrag, er leistet mit seinen international anerkannten Zuchterfolgen auch einen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung. Das Arche-Noah-Prinzip, also der Wunsch, von jeder Tierart ein Paar zu präsentieren, gilt aber schon lange nicht mehr. Mit Blick auf einige zum Teil veraltete oder zu kleine Gehege dürfte im Gegenteil die Tendenz in Richtung Reduzierung der Tierarten gehen. Darüber hinaus hat der Zoo einen Bildungsauftrag, der bekanntlich am besten erfüllt wird, wenn Lernen Spaß macht.
Der Freizeitwert und Spaßfaktor des Wuppertaler Zoos ist ausbaufähig. Dies betrifft die Spielplätze, mehr aber noch die Gastronomie und das ungelöste Problem der brachliegenden Zoosäle. Den bisherigen Pächter wird die Stadt nur durch eine Zwangsräumung am 8. August los. Dann ist der Weg frei für vielfältigere und hochwertigere Angebote. Bis zu 100.000 Besucher — so die Schätzung von Zoodirektor Dr. Ulrich Schürer im Gespräch mit der WZ — hat die ungenügende Qualität der Gastronomie den Zoo bisher Jahr für Jahr gekostet. Noch höhere Besucherzahlen sind aber die besten Argumente, um weitere Investitionen in den Personalbestand und die Infrastruktur des Zoos zu rechtfertigen.