Den Segen gibt’s auch für den Drahtesel
Pastoralreferent Werner Kleine mahnte bei der Radwallfahrt von Wipperfürth nach Wuppertal, verantwortungsvoll mit den Gegenständen umzugehen.
Zum zweiten Mal war St. Ludger in Vohwinkel das Ziel einer Radwallfahrt, an deren Ende Pastoralreferent Werner Kleine die umweltfreundlichen Verkehrsmittel segnete. War es im vorigen Jahr noch von der Wichernkapelle an der Nordbahntrasse am Bahnhof Wichlinghausen auf relativ schnellem Wege zur Radwegekapelle St. Ludger nahe des westlichen Endes des einstigen Schienenweges gegangen, so konnte man diesmal von einer Radwallfahrt sprechen. Waren doch am Samstagmorgen um 10 Uhr rund zwei Dutzend Pedalisten im Rahmen der Aktion „pfarr.rad“ von der Kirche Unbefleckte Empfängnis in Wipperfürth-Egen unter Führung des Wipperfürther Pastoralreferenten Norbert Caspers und Udo Wallraf vom Erzbistum Köln aufgebrochen. Sie hatten fast 68 Kilometer zurückgelegt, ehe sie gegen 17.25 in St. Ludger ankamen.
Beide Gotteshäuser haben sich zwischenzeitlich als Radwegekirchen im Bergischen Land etabliert. Zwischendurch hatte es Andachten an der Friedenskirche Vosshagen und bei St. Magdalena in Beyenburg gegeben — so war für körperliche Ruhepausen und geistige Erbauung gesorgt. Die Radwallfahrt geht auf den Gedenktag der Madonna del Ghisallo, der Schutzheiligen der Radfahrer, am 13. Oktober zurück. Der Graf Ghisallo war einst, so die Legende, in Magreglio von Räubern überrascht worden, floh und versteckte sich hinter einem Bild der Madonna in einem Straßenschrein. So entging der Graf betend auf wundersame Weise einem bösen Schicksal. Papst Pius XII ernannte die Madonna des Ghisallo am 13. Oktober 1949 zur Schutzheiligen der Radfahrer. Ihr zu Ehren gibt es eine Kapelle oberhalb des Comer Sees, die auf der Strecke der Lombardei-Rundfahrt liegt. 14 Prozent Steigung führen zum kleinen Gotteshaus am Ende der Passstraße, und wer die schadensfrei überwunden hat, der hat allen Grund, der gütigen Madonna zu danken.
Zwar wies die Strecke von Wipperfürth nach Vohwinkel keine derartig strapaziösen Steigungen auf, aber dennoch wirkten die 20 Damen und Herren, die ins Ziel kamen, sichtlich erleichtert.
Die Segnung von Tieren und Gegenständen hat in der katholischen Kirche eine lange Tradition. „Sie ist als Mahnung für die Menschen zu verstehen, mit dem ihnen Anvertrauten verantwortungsvoll und hilfsbereit umzugehen“, erklärte Pastoralreferent Werner Kleine von der City Kirche Elberfeld, ehe er eine kurze Andacht abhielt. „Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sind ein spezielles Thema. Wichtig ist Rücksichtnahme, dann funktioniert es“, so Kleine, der auch in Aussicht stellte, dass die provisorische Ikone der Madonna del Ghisallo, die auf einem kleinen Altar vor der St.-Ludger-Kirche aufgestellt war, demnächst durch ein dem Anlass eher angemessenes Madonnenbild ersetzt wird.
Nach dem kurzen Gottesdienst, an dem auch viele gläubige Nichtradler teilnahmen, kam der Aspergill in der Hand von Werner Kleine zum Einsatz. So lautet der Fachbegriff für den Segnungsstab, mit dem das Weihwasser auf die edlen Stahlrösser und ihre Fahrer gesprengt wird. Dann jedoch kam das Team der Damen von St. Ludger zum Einsatz. Die Gemeindemitglieder hatten nämlich Süßes und Herzhaftes für die 20 Radler vorbereitet. Bei goldener Abendsonne übrigens, und Pastoralreferent Werner Kleine wies lächelnd darauf hin, dass es noch nie geregnet habe, wenn sein Aspergill bei der Tiersegnung auf dem Laurentiusplatz zum Einsatz gekommen ist.