„Der Jugendrat hat viel getrommelt“

2013 lag die Wahlbeteiligung bei 3,6 Prozent. Dieses Mal soll es besser werden. Immerhin gibt es schon mehr Bewerber für das Gremium.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Klischee der Politikverdrossenheit eilt den Jugendlichen voraus. Und es scheint nicht weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Jugendrat in Wuppertal 2013 mit einer Wahlbeteiligung von 3,6 Prozent ins Amt kam. Im November sind Neuwahlen. Für eine Zeit von zwei Jahren bestimmen die Jugendlichen 30 Vertreter. 64 der 14- bis 21-Jährigen stehen auf dem Stimmzettel. Bei der vergangenen Wahl waren es 43.

Renate Warnecke (SPD), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, sieht das als positives Signal. Sie hofft auf eine stärkere Beteiligung, denn der Jugendrat „hat viel gerührt und getrommelt.“ Der Sprecher des aktuellen Gremiums, Soufian Goudi, ist überzeugt: „Wir haben trotz der schlechten Wahlbeteiligung etwas bewirkt.“

Der Jugendrat vertritt seine Generation in den Bezirksvertretungen und im Jugendhilfeausschuss. In der ablaufenden Amtszeit hat es drei große Projekte gegeben: Eine Plakatataktion zum Thema Frieden und Toleranz, die Lange Nacht der Jugendkultur und das Jugendcafé JiM an der Schuchardstraße. Zudem war eine Kooperation mit den Jugendräten aus Solingen und Remscheid geplant.

Bei den Altersgenossen kommt die Arbeit des Rats aber nicht besonders gut an. Karl-Louis Rietzschel (17), zum Beispiel, fühlt sich von den Projekten nicht angesprochen. Er ist selbst politisch engagiert, sitzt in der SV der Else Lasker-Schüler Schule und ging gegen TTIP auf die Straße, aber das Jugendparlament sei nichts für ihn, sagt er. Ihm ist der Rat zu sehr von der Stadt abhängig. Soufi streitet das ab. Der Rat habe auch Differenzen mit der Verwaltung wegen des Cafés gehabt. Das zeige doch die Unabhängigkeit.

Auch bei den Älteren stößt der Jugendrat auf geteilte Meinungen. In den zehn Bezirksvertretungen tauchen sie nicht immer auf. Im Jugendhilfeausschuss von Warnecke seien sie zwar sehr aktiv und immer da, sagt sie. Warnecke weiß aber, dass die Vertreter des Jugendrats in Heckinghausen nur manchmal anwesend sind. In Barmen sieht das ähnlich aus, sagt der Bezirksbürgermeister, Hans-Hermann Lücke (CDU). Dennoch würden sie ernst genommen. „Was sie sagen, ist immer ordentlich und nachvollziehbar.“

Dass die Jugendlichen die Bezirksversammlungen nicht immer besuchen, ist kein Geheimnis. Sigrid Möllmer, Geschäftsführerin des Jugendrats, weiß das. Das habe nichts mit Desinteresse zu tun, sagt sie. Vielmehr liege das daran, dass einige im Abitur steckten oder in der Wahlvorbereitung. Möllmer sagt weiter: „Außerdem tut sich viel bei den Jugendlichen in den Jahren im Amt. Es ändern sich eben auch Interessen. Aber ich zwinge doch niemanden, trotzdem in eine BV zu gehen.“

Dennoch glaubt sie, dass der Jugendrat gute Arbeit leistet. Goudi sagt, die schwache Beteiligung habe vor allem mit der schlechten Wahlvorbereitung zu tun. Dieses Mal hoffe er auf mehr Stimmen — auch wenn er selbst nicht mehr antritt. Immerhin seien alle Schulen mit im Boot und alle Jugendlichen mit einem Wahlcode für die Online-Wahl ausgestattet. Politikverdrossen seien die Jugendlichen nicht, sie könnten sich nur nicht mit den Parteien identifizieren. Das Interesse da sei, das zeige die höhere Anzahl der Bewerber.

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