Der Kotten hat eine neue Attraktion

Die „Nass-Schleifer-Ausstellung“ erklärt ansprechend Technik und Geschichte des Manuelskottens.

Foto: Stefan Fries

Kohlfurth. Mit der „Nass-Schleifer-Ausstellung“ bekommt der Manuelskotten eine weitere Attraktion: Bei der feierlichen Eröffnung sah das nicht nur Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé so. Reinhard Grätz, Vorsitzender des Fördervereins, sprach von einem „Highlight“. Kulturdezernent Matthias Nocke betonte die „gelungene Partnerschaft“ zwischen Förderverein und Stadt, die den Kotten als Außenstelle des Historischen Zentrums betreibt. Gut 50 Besucher kamen ins Kaltenbachtal, um die neue Ausstellung zu sehen.

Anka Dawid stieg mit einer Besuchergruppe die Wendeltreppe zu den neu gestalteten Räumen hinauf, während die übrigen Gäste sich im Erdgeschoss umsahen. Dort stehen die Maschinen, die Kotten-Pächter Fromm zum Teil bis heute zum Messerschleifen nutzt. Als unten das Wasserrad zur Demonstration anlief, zitterte im Obergeschoss der Boden.

Das Konzept zur neuen Ausstellung hat Dawid entwickelt. Der Förderverein hatte die freiberufliche Kulturwissenschaftlerin engagiert, nachdem der Landschaftsverband Rheinland das Museums-Projekt als förderwürdig anerkannte und mit 22 000 Euro für zwei Jahre unterstützte.

Dawid führte die Besucher vorbei an den Vitrinen, die Schleif-Produkte wie Messer und Heckenscheren sowie Fotos und Dokumente beherbergen. Die Gegenstände illustrieren die vier Ausstellungsthemen. Da geht es zum einen um die Schleifer-Familie Morsbach, deren „Urvater“ Emanuel zum Namensgeber des Kottens wurde. Dann geht es um die allgemeine Cronenberger Industriegeschichte, die Technik des Nass-Knie-Schleifens und ihre gesundheitlichen Aspekte.

Die Schrifttafeln, die Grafik-Designer Georg Jürgens entwickelt hat, ordnen das Gesehene ein. Von ihm stammt auch die Übersichtskarte, die die Lage sämtlicher Kotten im Kaltenbachtal zeigt. Zudem gibt es Schubladen mit Werkzeugen aus der umfangreichen Sammlung des Vereins.

Dawid forderte die Besucher auf, sie aufzuziehen und „nach Lust und Laune“ zu stöbern. Es gibt sogar eine „interaktive“ Schublade. Bei dieser kann man verschiedene Werkzeuge in die Hand nehmen und das jeweilige Gewicht schätzen. Ob man richtig oder falsch lag, verriet Vereinsmitglied Wilhelm Hölzer. Obwohl ihre Schätzungen nur selten ins Schwarze trafen, hatten die Besucher beim Ratespiel viel zu lachen.

Dawids Museumsassistentin an diesem Tag war Bärbel Molkenthin. Mit Ehemann Wolfgang sammelt sie seit 25 Jahren alles über den Kotten und die heimische Industrieproduktion. Stolz öffnete sie eine Schublade. Darin liegt ein Sortiment der mehr als 200 Jahre alten Firma Ochsenkopf. Diese Werkzeuge, so Molkenthin, habe sie kurz vor der Verschrottung vom Sperrmüll geholt.

Zur Ausstellung soll noch ein medienpädagogisches Angebot entwickelt werden. Reinhard Grätz kündigte einen „wunderschönen Film von zwei Stunden Länge“ an, der noch in diesem Jahr vor Ort gezeigt werden soll. Eine Quelle ist ein Interview mit dem erst kürzlich verstorbenen Helmut Morsbach, ein Nachfahre des „Urvaters“ und letzter Betreiber des Kottens.

Grätz sprach auch das Thema Eintrittspreise an. Bisher ist der Besuch des Manuelskotten kostenlos. Ob dies in Zukunft so bleibt, „darüber müssen wir noch nachdenken“.

So oder so — die ersten Besucher der „Nass-Schleifer-Ausstellung“ sparten nicht an Lob. „Sehr professionell gemacht“, meinte Michael Kamp. „Zeitgeschichte wird hier sichtbar.“