Stadtleben Der Nordpark in Wuppertal-Barmen: Der Vielseitige unter den Parks
Barmen · Entspannen, Damwild bestaunen oder vom Skywalk ins Tal schauen – die WZ sammelte Eindrücke im Barmer Nordpark.
„Erholungsgebiet Nordpark: Bitte langsam fahren“, steht auf einem Schild am Anfang der engen Straße Mallack. Sie mündet ins Grüne, ihr Ende ist der Anfang des Parks. Dort ist das monotone Rauschen der nahen Autobahn zwar noch zu hören, doch das Vogelzwitschern tritt in den Vordergrund. Sonnenstrahlen fallen durch die Baumkronen und malen flimmernde Mosaike auf den Weg.
„Ich möchte heute etwas entspannen, die Ruhe genießen“, sagt Manuela Hanold. Den Menschen, die auf den Bänken sitzen, streicht leichter warmer Wind durch die Haare, die Sonne scheint auf die Haut. Auf der Wiese liegt eine Picknickdecke zwischen Gänseblümchen.
Das Highlight des Nordparks, der Skywalk, sieht auf Fotos fast beeindruckender aus als vor Ort. Doch es öffnet einen faszinierenden Blick ins Tal. Ganz am Ende der Plattform sagt Tanja Grünler mit der einjährigen Marlene auf dem Arm zu ihrem dreijährigen Sohn: „Guck mal Paul, die Aussicht!“ Sie geht links über die Stadtgrenze Wuppertals hinaus, über Oberbarmen und Heckinghausen um den Gaskessel herum bis nach Barmen, der Gegenhang zeichnet eine fast gerade Linie in den Himmel. So weit oberhalb bekommt man nicht viel mit vom geschäftigen Treiben im Tal, hin und wieder erinnert ein Martinshorn oder eine Kirchturmglocke daran.
Der Skywalk ist nur einer von mehreren Aussichtspunkten, an einem weiteren, am Wetterschutzpilz, macht ein Radfahrer ein Foto, noch ein Aussichtspunkt liegt an den Turmterrassen.
Das Gebäude mit Türmchen ist bedeckt von bergischem Schiefer, es wachsen einige Ranken hoch. Unterhalb ist das Summen von zahlreichen Bienen in blau-lila Blumen zu hören.
Aktuell ist das Gebäude geschlossen, eigentlich ist das seit Jahren so. Es sind Handwerker vor Ort. Eine Gastronomie soll bekanntlich im Nordpark entstehen, auch ein Kiosk. Man kann sich vorstellen, wie schön der Ort wäre, um mit Freunden oder Familie unter den Bäumen zu sitzen, mit Blick auf das schöne Gebäude und ins Tal – doch noch ist unklar, ab wann das möglich sein wird.
Rote Schilder informieren über die Geschichte des Parks und des Gebäudes. Über Hugo Greeff, der das Gut Mallack kaufte und einen weitläufigen Baumhof mit 600 Obstbäumen anlegte. Die nahe Hugostraße erinnert noch heute an ihn. Über den Biergarten, in den der Obsthof verwandelt wurde, und über eine Spielwiese für Kinder im Jahr 1914.
Von den Turmterrassen weiter hinab entwickelt sich der Park in Richtung Wald, die Bäume fangen die Sonnenwärme ab und kühlen, der Wind rauscht durch die Blätter. Der Wald geht rund um eine umzäunte Wiese mit aktuell ausgetrocknetem Bachlauf herum. Auf der Wiese liegt Damwild.
„Das eine da macht ganz tolle Geräusche“, sagt Tanja Grünler zu ihren Kindern. Das Tier mit beeindruckenden Hörnern genießt die Sonne, schnurrt wie eine Katze, nur einige Tonlagen tiefer.
Grünler ist aus Cronenberg zum Nordpark gefahren. Für sie macht die Vielfältigkeit den Nordpark aus: der Spielplatz, das Damwild, das Spazieren mit Kinderwagen und Laufrad. „Das ist für die Kinder toll, sie können sich hier frei bewegen, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie auf eine Straße rennen.“ Es sei auch immer etwas los, ihre Kinder finden schnell andere Kinder zum Spielen. „Da hat man auch als Eltern mal Pause.“
Auf dem Spielplatz gefällt dem dreijährigen Paul „das Boot“ besonders gut, wie er erzählt. Ein kleines Klettergerüst, an dem ein Steuerrad befestigt ist. Zur Auswahl stehen weitere Klettergerüste, eine Drehscheibe, Schaukeln, kleine Kletterwände und eine Rutsche.
Auch für Jugendliche und Erwachsene gibt es neben dem Kinderspielplatz ein Angebot, Outdoor-Fitnessgeräte, ein Fußball- und ein Basketballfeld.
Es sind nicht nur Eltern mit ihren Kindern, ruhesuchende Arbeitnehmer und Radfahrer im Nordpark unterwegs. Menschen gehen mit ihrem Hund Gassi und üben Kommandos, Jogger trainieren und Wanderer kreuzen das Gebiet.
Diese Beliebtheit des Nordparks sorgt auch für Probleme. „Bei schönem Wetter kann es sein, dass kein Parkplatz mehr zu bekommen ist“, sagt Peter Ehm, erster Stellvertreter im Vorstand des Nordstädter Bürgerverein Barmen. Das sei sowohl Werktags und am Wochenende so, und er fürchtet, dass sich die Situation noch zuspitzen könnte, wenn der Sportbetrieb der Sportfreunde Wuppertal 03 wieder voll aufgenommen wird und irgendwann die Gaststätte in den Turmterrassen eröffnet. Die Parkplätze, die das Unternehmen Axalta zur Verfügung stellt, würden zwar helfen, aber zu wenig.
Den regen Betrieb sieht Ehm aber auch als positives Zeichen: „Der Nordpark ist Gott sei Dank so attraktiv geworden, dass er mehr Menschen anzieht, als wir früher gedacht hätten.“