Der schwierige Bildungsauftrag der Musik
Prof. Dr. Thomas Erlach spricht im Rahmen der Vortragsreihe „Unital“ über Musikpädagogik.
„Zunächst geht es darum, eine gewisse Vielfalt der Musikpädagogik zu zeigen“, sagt Prof. Dr. Thomas Erlach. Das fange bei der Früherziehung an und reiche bis zu Wettbewerben wie „Jugend musiziert“. Von der Laienbildung bis zur Professionalisierung gebe es eine große Spannbreite. „Zwischen Bühne, Popkultur und Klassik — Der schwierige Bildungsauftrag der Musik“ lautet der Vortrag von Prof. Dr. Thomas Erlach. Er ist Referent im Rahmen der Vortragsreihe Unital und wird am Donnerstag, 8. März, über Musikpädagogik sprechen.
Der Früherziehung kommt dabei eine besondere Rolle zu: Je früher ein Mensch mit Musik zu tun hat, desto mehr habe er später damit zu tun. „Kleinkinder sind nicht festgelegt und empfänglich“, sagt Erlach. Er plädiert dafür, dass möglichst viele Laien musikalisch gebildet sind. Erst daraus ergebe sich eine Professionalisierung und entstehe dann auch ein Publikum.
„Denn je mehr man sich mit Musik beschäftigt, desto höher ist der Genuss“, sagt Erlach. Wenn man sich nicht mit Musik beschäftige und wisse, welche Gedanken hinter dem Stück stecken, rausche vieles einfach vorbei. Für seine Arbeit an der Bergischen Uni heißt das: Er achtet darauf, dass die Studierenden im Laufe des Studiums viele Arten von Musik zu hören bekommen, damit die Unvoreingenommenheit der Kinder in ihrer frühen Phase — jeder Musik gegenüber — genutzt wird.
„Diese kulturelle Vielseitigkeit unterscheidet die Bergische Uni von Musikhochschulen“, sagt Erlach. Um sich verständig über Musik äußern zu können, müssten seine Studenten sich gründlich in die Musik einarbeiten und ihre Bedeutung verstehen. In der Musikwissenschaft beschäftige man sich damit, wie Stücke aufgebaut sind, welche ästethischen Grundprinzipien verfolgt werden und wie der Entstehungskontext der einzelnen Stücke sei.
„Man kann viel aus der Geschichte lernen, um zu veranschaulichen, was der bildende Aspekt von Musik ist“, sagt Erlach. Es gebe zwei große Richtungen: Für die eine hat Musik eine Funktion. Platon sagte zum Beispiel, dass man durch das Hören bestimmter Tonarten tapfer werde. Die andere geht davon aus, dass Musik einen Eigenwert hat, einen in sich bildenden Gehalt. „Es ist nicht so einfach zu greifen“, meint Erlach. Aber die Frage sei, was die Bereicherung beim Musikhören und -machen ausmache. Musizieren sei ein sogenanntes Flowerlebnis, obwohl Üben und Anstrengung dahinterstecke. „Musikmachen ist anstrengend, aber macht Spaß“, sagt Erlach.
Auch beim Musikhören begreife man etwas, zum Beispiel erkenne man wiederkehrende Formen wie einen Refrain. Das sei der bildende Gehalt von Musik. Für Erlach sind Noten deshalb eine Kulturtechnik wie Lesen und Schreiben. Sie sind die schriftliche Form von Musik. Ziel ist es, die Lehramtsstudenten befähigen, ihre Schüler zum Musikhören hinzuführen und sich auch verständig darüber äußern zu können.