Der Stadtmarketingpreis geht an Utopiastadt
Im Mirker Bahnhof werden Stadt- und Quartiersentwicklung neu gedacht. Das beginnt bei einem kostenlosen Fahrradverleih.
Wuppertal. Was machen Bürger aus ihrem eigenen Quartier, wenn man ihnen einen Ort zur freien Entfaltung bietet? Die Antwort darauf findet man in Utopiastadt, im Gebäude des Mirker Bahnhofs an der Nordbahntrasse. Hier finden sie Raum und Gleichgesinnte, um zu tun, was auch immer sie sich für ihr Quartier vorstellen. Es kommt zu Synergien mit anderen, die ihr Stadtviertel selbst gestalten möchten.
Am deutlichsten wird dies wohl bei der freien Werkstatt. Viele Gruppen und Projekte nutzen sie und alle tragen einen weiteren Teil zu ihrer Ausstattung bei. Die Themen sind vielfältig. Hier nur ein kleiner Auszug: Mobilität: An der Nordbahntrasse fährt man gerne Fahrrad. Der kostenlose Fahrradverleih nutzt die Werkstatt für Instandhaltung und Reparatur. Elektroreparaturcafe: Reparieren statt wegwerfen. Unter fachkundiger Anleitung kann jeder dafür sorgen, dass der Berg an Elektroschrott etwas langsamer wächst. Freifunk: Die gemeinnützige Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, ganz Wuppertal mit einem frei zugänglichen W-Lan zu versorgen. Kommunale Mitbestimmung: Das Kompetenznetzwerk Bürgerhaushalt bereitet den Haushalt der Stadt mit dem ansässigen Hackerspace/dev/tal e.V. für alle nachvollziehbar online auf. Bienensterben: Designer und Werkstatt entwickelten gemeinsam eine Wildbienenkiste zur Verbreitung von bienenfreundlichem Saatgut in der Stadt. Öffentliche Kultur: Designer und Werkstatt planten und bauten gemeinsam Bühnenbilder für die Oper Alcina. Grüne Stadt: Urbane Gärtner begrünen und bewirtschaften Brachflächen in der Stadt. Online wird das Projekt vom Hackerspace visualisiert.
Die praktischen Dinge werden in Utopiastadt auch wissenschaftlich begleitet. Wissenschaftler und Studenten aus Münster, Aachen, Dortmund, Köln, Bochum oder Berlin schreiben Doktor-, Master- und Bachelorarbeiten darüber, wie hier zivilgesellschaftliches Engagement Wohlstand schafft. Denn Wohlstand hat immer auch eine immaterielle Komponente. Der Better Life Index der OECD soll Lebensqualität objektiv messbar machen. Wie das praktisch funktionieren kann, wird hier erstmalig durch das Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit, Wuppertal erforscht.