Statistik Der Straßenverkehr in Wuppertal ist rücksichtsloser geworden
Wuppertal · Verkehrsunfälle unter Einfluss von Alkohol und Drogen in Wuppertal haben deutlich zugenommen – mehr Fußgänger verunglücken.
Die Zahl der Verkehrsunfälle, die unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen passiert sind, haben 2023 in Wuppertal deutlich zugenommen. Auch Fußgänger waren stärker betroffen, zudem sind E-Scooter nun häufiger in Unfälle auf Wuppertals Straßen verwickelt. Das sind drei zentrale Erkenntnisse der Verkehrsunfallentwicklung, die Polizeipräsident Markus Röhrl und der Leiter der Direktion Verkehr des Polizeipräsidiums Wuppertal, Falko Lotz, am Montag vorgestellt haben.
15 100 Verkehrsunfälle verzeichnet die Statistik in Wuppertal für das Jahr 2023, 597 mehr als im Vorjahr. 1226 Menschen verunglückten dabei, womit sowohl Leichtverletzte als auch Schwerverletzte und Getötete erfasst sind. Statistisch gesehen wurde in Wuppertal alle sieben Stunden ein Verkehrsteilnehmer verletzt, alle drei Tage verunglückte ein Kind, alle zweieinhalb Stunden verursachte jemand einen Unfall und floh.
Im Stadtgebiet seien mehrere Orte festgestellt worden, an denen sich Unfälle häufen: Falko Lotz nannte als Beispiele die Hochstraße in der Elberfelder Nordstadt, den Wall in der Innenstadt, die Berliner Straße (B7) in Oberbarmen sowie die Straße Am Diek in Wichlinghausen.
Unklar, was die Legalisierung von Cannabis für die Sicherheit bedeutet
Polizeipräsident Markus Röhrl erwähnte, dass es im Jahr 2023 NRW-weit 881 Unfälle gegeben habe, die unter Drogen stattfanden – so viele wie nie zuvor. Für Wuppertal lagen die Zahlen bei 289 Unfällen, die mit Alkohol und Drogen im Zusammenhang standen, darunter 109 mit Verletzten oder Toten; 2022 waren es 272, davon aber nur 69 mit extremen Folgen. Vor dem Hintergrund der derzeit stattfindenden parlamentarischen Freigabe von Cannabis sei es schwierig, die Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit abzuschätzen, so Röhrl.
Der Abbau der psychoaktiven Substanz THC, dem Hauptwirkstoff von Cannabis, könne länger dauern, als dies etwa von Alkohol bekannt sei. „Der Staat legalisiert bestimmte Stoffe, sollte aber überlegen, inwieweit dies fürs Autofahren gelten darf“ – wie beim Alkohol, für den eine Grenze von 0,5 Promille festgesetzt ist. Rauschmittel könnten trotz Abbaus einen aktiven Schub auslösen, ergänzte Falko Lotz. „Drogen und Alkohol stellen im Straßenverkehr eine tödliche Gefahr dar und deshalb werden wir hierzu unsere Maßnahmen und Kontrollen ausweiten“, machte Röhrl deutlich.
Einen weiteren Schwerpunkt manifestierte die Wuppertaler Polizei bei den Fußgängern. 229 verunglückte Fußgänger habe es im vergangenen Jahr in der Stadt gegeben. Markus Röhrl zog ergänzend die NRW-Statistik als Beispiel zurate: Von den 450 getöteten Verkehrsteilnehmern seien 101 Fußgänger gewesen. Jedoch betonte er, dass sowohl das Fehlverhalten von Autofahrern als auch von Fußgängern selbst für diese Unfälle verantwortlich sei. „Fußgänger sind zwar das schwächste Glied im Straßenverkehr“, allerdings beobachte er die Ignoranz mancher Verkehrsteilnehmer auch gleich vor der Tür: „Selbst gegenüber dem Polizeipräsidium überqueren viele Menschen 20 Meter neben der Ampel die Friedrich-Engels-Allee.“ Aufgrund der Struktur der Stadt seien Unfälle mit Fußgängern in Wuppertal stärker zu verzeichnen als in ländlicheren Gebieten, ergänzte Falko Lotz: „Hier wird viel am Straßenrand geparkt, Kinder gehen zwischen den Autos auf die Straße und werden schlichtweg übersehen.“
Unfälle mit E-Scootern
steigen deutlich an
Mehr Aufmerksamkeit in der Statistik erhielten zudem die E-Scooter. 32 Unfälle verzeichnete die Polizei hier für das Jahr 2023, ein Jahr zuvor waren es nur neun. „Mit jedem Anstieg eines bestimmten Verkehrsmittels steigen auch die Zahlen der damit verbundenen Unfälle“, so Röhrl. Gleichwohl sei die Entwicklung noch relativ übersichtlich, erwähnte Falko Lotz. „Das liegt daran, dass die Sondernutzungserlaubnis für E-Scooter in Wuppertal erst seit dem 13. Oktober 2023 gilt. Wir gehen davon aus, dass die Zahl in diesem Jahr steigen wird.“
Abseits der negativen Erkenntnisse sei erfreulich, „dass das Verletzungsrisiko in Relation zur Einwohnerzahl im Bergischen Städtedreieck im Landesvergleich unter dem Durchschnitt lag“, so Falko Lotz. Zudem sei sowohl die Zahl der Schwerverletzten als auch der Getöteten gesunken. „Trotzdem animiert uns jedes Schicksal hinter der Zahl, an der Vision Zero festzuhalten“, Unfälle also weiter drastisch zu reduzieren.
Hinzu kommen Präventionsprogramme gerade für jüngere Menschen – wie die Aktion „Siehst du mich?!“, die Radfahrausbildung ab der dritten Klasse, das Projekt „Crashkurs NRW“ sowie Aktionen zur Verkehrssicherheit unter dem Titel „Am Limit lenkt der Zufall“.