Der Tote in der Skulptur und mörderische Geschichten
Die Wuppertalerin Martina Sprenger hat eine Sammlung von Kurzkrimis veröffentlicht.
Wuppertal. „Das ist aber gefährlich für Kinder“, fand ein Freund, mit dem Martina Sprenger durch den Skulpturenpark schlenderte. Sie betrachteten eins der Werke von Tony Cragg und ihr Begleiter fand, Kinder könnten auf der gewundenen Form herumklettern und hineinfallen. Die Autorin hatte daraufhin eine viel gruseligere Idee: Dort könnte man eine Leiche verstecken. Das war ihr Aufhänger für die erste Geschichte einer Sammlung von Kurzkrimis über Wuppertal, die jetzt erschienen ist.
Den Vorschlag hatte ihr der Verlag „Angst und Schrecken“ aus Gelsenkirchen gemacht, nachdem sie zwei Geschichten in einem anderen Sammelband des Verlags veröffentlicht hatte. Krimis mit Lokalbezug waren bis dahin nicht ihr Ding gewesen, auch als Leserin nicht. Doch den Auftrag fand sie toll: „Das war eine Herausforderung“, sagt sie.
Sie dachte sich mehrere Geschichten aus, doch jedes Mal passten Handlung und Ort nicht zusammen. „Da habe ich gemerkt: Ich muss hingehen.“ Also recherchierte sie vor Ort nach möglichen Verbrechen. Und wurde an vielen bekannten Stellen Wuppertals fündig: Nicht nur im Skulpturenpark, sondern auch in der Schwebebahn, im Zoo und im Von der Heydt-Museum entdeckte sie mörderische Geschichten.
Jede der flüssig geschriebenen Erzählungen hat ihren eigenen Dreh und eine ungewöhnliche Wendung. Da sieht eine Studentin während der Fahrt mit der Schwebebahn durch Vohwinkel in einem Fenster, wie ein Mann eine Frau erwürgt. Oder täuscht sie sich? Da ist der Mann, den ein Bild im Von der Heydt-Museum schier verrückt macht. Ist die Nackte darauf etwa seine Frau? Und wie ist die Tierpflegerin ins Pinguinbecken geraten?
Die Recherche war durchaus aufwendig: „Für die Geschichte mit der Schwebebahn bin ich unzählige Male hin- und hergefahren“, erzählt Martina Sprenger. Für eine andere Geschichte hat sie sich von ihrer Wuppertaler Krimi-Kollegin Sibyl Quincke beraten lassen, die gelernte Apothekerin ist. „Ich hatte so viele schöne Gift-Ideen, aber sie hat immer gesagt: ,Das geht nicht’“, erzählt Martine Sprenger lachend.
Das Schreiben gehört schon lange zu ihrem Leben. Als Jugendliche schrieb sie eine Art Tagebuch, später auch Geschichten. „Das war nur zur Entspannung, besser als Fernsehen.“ Nach einem Umweg über die Beamtenlaufbahn entschied sie sich für ein Germanistikstudium, arbeitet seither als freischaffende Lektorin. „Der größte Teil meines Lebens dreht sich um Bücher. Das ist Luxus.“
Erst vor einigen Jahren entdeckte sie literarische Wettbewerbe und sandte zwei Werke ein. Mit der fantastischen Geschichte „Alle Zeit dieser Welt“ gewann sie direkt die Storyolympiade 2009/2010. 2014 erschien ihr Fantasyroman für Kinder „Ein Zauberer kommt selten allein“. Ein ganzer Kriminalroman ist ihr — bisher jedenfalls noch — „zu kompliziert“. Sie plane die Handlung nicht gern vor, sondern lasse sich lieber von der Entwicklung der Figuren überraschen. Manchmal gerät sie dabei ins Stocken, dann bleibt eine Geschichte liegen. Und entwickelt sich dann Monate später erst weiter. Ideen hatte sie schon viele — „meine Festplatte ist ziemlich voll“.