Festival Der „Viertelklang“ brachte Vohwinkel zum Klingen

Das Bergische Festival fand zum ersten Mal im Wuppertaler Westen statt.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Bereits zum achten Mal bringt das Festival „Viertelklang“ in diesem Jahr vier Bergische Stadtteile zum Klingen. Nachdem in Velbert-Neviges am vergangenen Freitag der Auftakt stattfand, wurden am Samstagabend elf ungewöhnliche Orte im Zentrum Vohwinkels Schauplatz von 21 Darbietungen von Pop bis Klassik, vom rein musikalischen Konzert bis hin zur Lesung. „Da kann man sich ja kaum entscheiden“, war der Tenor vieler Zuschauer beim Blick in das Programmheft — eine Problematik, die angesichts der hohen Besucherzahl und der begrenzten Kontingente teilweise hinfällig wurde.

Der Vohwinkeler Bahnhof war mit vier Räumen ein wahres künstlerisches Zentrum. In der Kunststation zeigte das Ensemble Partita Radicale unter dem Titel „Slow motion…“ in vier Langzeitstudien zeitgenössische und improvisierte Klänge in Symbiose mit Videokunst von Florian Zeeh. Gestützt von tiefen Akkordeontönen schufen eine Violine und zwei Querflöten Klangcollagen, die Projektionen unterstützten, so etwa ein schwarzweißes Flackern mit hektischen Trillern und dynamischen Geigenstrichen oder ruhige Klänge zu einer über dem Horizont brennenden Sonne.

Zeitgleich eröffnete gleich nebenan die Singer-Songwriterin Laura Ciello die Bühne des Bürgerbahnhofs mit einem atmosphärischen Akustik-Set. Mit charakterstarker Stimme und zart gezupften Gitarrenmelodien präsentierte die Siebzehnjährige ihrem sichtlich berührten Publikum bis auf ein Cover ausschließlich eigene Songs.

„Ich war anfangs sehr nervös“, gab die junge Künstlerin nach ihrem Konzert zu. „Aber ich habe mich gefreut, dass so viele Leute zugehört haben.“ Der Zuschauerraum habe um drei weitere Sitzreihen ergänzt werden müssen, um allen Interessierten Platz zu bieten.

Für ausgelassene Stimmung im Obergeschoss der Pizzeria Vecchia Roma sorgten Philis Virgos — die Kombo um Philippine Pachl, die nicht nur als Musikerin, sondern auch als Mitglied des Wuppertaler Schauspielensemble bekannt ist. Der zwischen Country, Blues, Indie und Funk changierende Sound und der ausdrucksstarke Gesang der Frontfrau entlockten dem bis auf den letzten Zentimeter gefüllten Raum Applaus und Jubelrufe. Einem geräuschvollen Verkehrsunfall gleich unter dem Fenster des Restaurants folgte — nach der Versicherung, dass niemand zu Schaden gekommen war —- die Pointe „Das nächste Lied heißt in der Tat ‚Accident‘“, was schallendes Gelächter erzeugte.

Gelacht wurde auch wenige Häuser weiter in der Rubenswerkstatt, in der Olaf Reitz „Galgenlieder und andere Gesänge“ zum Besten gab. Die Texte von Christian Morgenstern brachten auch den wie gewohnt intensiv vortragenden Reitz immer wieder zum Schmunzeln und wurden von Karola Pasquay mit Hilfe verschiedener Instrumente und alltäglicher Gegenstände humoristisch vertont. Höhepunkt der Darbietung war die Zugabe, in der das Duo mit Schwimmbrille ausgestattet Morgensterns „Fisches Nachtgesang“ im Wasser blubbernd präsentierte.

Zu späterer Stunde wurde der gesamte Innenraum der Schalterhalle des Bahnhofs zur Kinoleinwand: Die Bildkompositionen des Lichtkünstlers Gregor Eisenmann bildeten die Kulisse für das Wuppertaler Improvisationsorchester, dessen Musiker sich während des teils improvisierten, teils durch Handzeichen strukturierten Spiels zwischen den im ganzen Raum verteilten Zuschauern umherbewegten. Bild und Klang ergaben — trotz kurzzeitiger technischer Probleme mit den Projektoren — eine Symbiose für alle Sinne, die im besonderen Ambiente der Schalterhalle besonders zur Geltung kam.