Laurentiusempfang Endspiel für die katholische Kirche
Dass Christiane Florin mit ihrem Buch Jubel erntet, sollte dem Vatikan zu denken geben. Nun hielt sie einen spannenden Vortrag in St. Laurentius.
Wuppertal. St. Laurentius war stark, gradlinig und ist für seine Überzeugung im Kampf für die Armen so weit gegangen, dass er sich bei lebendigem Leibe verbrennen ließ. So sagt es die Legende über den Schutzheiligen Wuppertals, der einmal im Jahr in der Kirche mit einem Empfang geehrt wird, die seinen Namen trägt.
Es ist gute Tradition, dass der Wuppertaler Katholikenrat diesen Tag nutzt, um auf seine Kirche zu blicken. Oft geht es um die Haltung der katholischen Kirche zu anderen Religionen, zu Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt. Manchmal ist auch die katholische Kirche Gegenstand der Betrachtung.
Und wenn das so geschieht, wie am Freitagabend im Katholischen Stadthaus am Laurentiusplatz mit dem Vortrag von Christiane Florin, dann zeigt sich, wie notwendig die Selbstbetrachtung der Katholiken ist. Für die katholische Kirche in ihrer aktuellen Form ist das Endspiel angepfiffen worden. Und die Journalistin Florin gehört in Deutschland zu jenen, welche die Trillerpfeife im Mund haben.
Ihre Ansichten, ihre Meinung und ihre Wünsche an ihre Kirche hat Florin zuletzt im Buch „Der Weiberaufstand - warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen“ niedergeschrieben. Im Stadthaus ließ sie ihr Publikum an einigen bemerkenswerten Reaktionen darauf teilhaben. Sie gipfelten in der Einschätzung der erzkonservativen Piusbruderschaft, dass die kirchliche Weihe für Frauen nicht funktioniere, weil sie an deren Körper abperle.
Für die 50 Jahre alte Redakteurin des Deutschlandfunks steht es schlecht um die katholische Kirche. Der mit viel Vorschusslorbeer gestartete Papst Franziskus ist für Florin nicht mehr das Licht am Ende eines äußerst dunklen Tunnels. Zwar betone Franziskus immer wieder die Wichtigkeit von Frauen, vor allem in ihrer Eigenschaft als Mütter, und halte sie grundsätzlich wohl auch für die besseren Menschen, aber bei den Amtsträgern im Vatikan verfängt das ebenso wenig wie bei denen in Deutschland. Die Männermacht in der katholischen Kirche ist manifest.
Selbst eher aufgeklärte Kardinäle wie der im Frühjahr gestorbene Karl Lehmann konnten oder wollten Florin keine Hoffnung darauf machen, dass die Kirche in absehbarer Zeit noch in der Gegenwart ankommt. Die Fixierung auf das Amt sei falsch, habe Lehmann ihr in einem Interview auf die Frage geantwortet, wann es in Mainz eine Bischöfin geben werde. „Und bei Männern ist das nicht falsch?“
Christiane Florin hat anscheinend nicht mehr sehr viel Hoffnung für die katholische Kirche. Nach ihren Eindrücken tritt an die Stelle des Kampfes um Emanzipation zunehmend blankes Desinteresse. „Wer nur noch Machtworte spricht, der macht sich überflüssig“, sagt sie.
Gerlinde Geisler vom Vorstand des Katholikenrates drückte ihre Hoffnung auf Wandel in der Kirche mit einem Zitat des französichen Künstlers Francis Picabia (1879-1953) aus. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“