Umwelt Der Weg zum Solarstrom ist holprig
Wilfried Dinger interessiert sich für das „Sonnenstrom“-Programm der WSW. Ein Termin mit einem Handwerker kam über Wochen nicht zustande.
Die Nutzung von Sonnenstrom bei der Energieversorgung von Häusern und Wohnungen stößt in Wuppertal zunehmend auf Interesse bei Immobilienbesitzern und Vermietern. Auch die Stadt setzt bei der Stromversorgung ihrer Immobilien zunehmend auf Strom aus einer Photovoltaik-Anlage und der Nutzung regenerativer Energiequellen. Aufgrund ihrer Tallage hat die Stadt zudem ein großes Potenzial für die Nutzung solcher Anlagen.
Dass die Errichtung einer PV-Anlage bisweilen aber auch einige Hürden überwinden muss, davon kann Wilfried Dinger berichten. Dinger besitzt eine Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Roßkamper Höhe in Vohwinkel, die er vermietet. Für dieses sowie weitere neun Häuser einer Wohnanlage mit insgesamt etwa 130 Wohnungen sollte in Absprache mit der Hausverwaltung und der Eigentümergesellschaft geprüft werden, ob die Objekte als Standort für den Betrieb von PV-Anlagen geeignet sein könnten, berichtet Dinger.
Auf Interesse stieß bei den Eigentümern das Programm „WSW Sonnenstrom“ der Stadtwerke. Dabei errichten die Stadtwerke die PV-Anlage und bieten auch die Installation eines Stromspeichers an, anschließend verpachten die Stadtwerke die Technik für einen Zeitraum von 18 Jahren. Der produzierte Strom kann von den Vermietern und Mietern für den Eigenbedarf genutzt, Stromkosten von Versorgern so eingespart werden. Investitionskosten entstehen für die Eigentümer nicht, die Pacht liegt bei mindestens 39 Euro pro Monat. Die WSW übernehmen die Wartung, den Betrieb und mögliche Reparaturen.
Soweit die Theorie. In der Praxis gab es jedoch etliche Abstimmungsprobleme zwischen den potenziellen Kunden aus Vohwinkel und den WSW, wie Dinger kritisiert. Bereits im vergangenen Sommer habe er das Thema mit der Hausverwaltung besprochen. Zunächst wollte die Hausverwaltung mit den Stadtwerken einen Termin wegen einer Vorortbegutachtung mit einem mit den WSW kooperierenden Dach- und Solartechniker absprechen. Ein Auftrag für einen solchen Termin wurde an die Stadtwerke erteilt. Da wochenlang aber nichts geschah, übernahm Dinger die Initiative und versuchte, Kontakt mit dem Verantwortlichen bei den Stadtwerken zu bekommen. Das gelang erst nach mehreren Versuchen: „Anfang Januar konnte ich dann mit einem Mitarbeiter der Stadtwerke sprechen, der einen Termin mit einem Handwerker einrichtete.“
Nachfrage nach Solarstrom
ist bei den WSW „riesig“
Die Verzögerung bei der Terminvergabe hing nach Angaben von WSW-Sprecher Holger Stephan damit zusammen, dass einer der zuständigen Kollegen erkrankt war. Doch auch das erste Treffen mit dem Handwerker an den Häusern in Vohwinkel erwies sich als „Flop“. Bei dem Termin am 21. Februar habe sich der Handwerker zunächst einmal gewundert, dass „niemand von den WSW vor Ort“ war, erzählt Dinger. Der Dach- und Solartechniker habe keine konkreten Aussagen zur Umsetzung der Pläne auf den Häusern machen können und den potenziellen Kunden in ihrem Anliegen nicht weiterhelfen können, sagt er. Deshalb musste nun noch ein zweiter Vororttermin abgemacht werden, bei dem dann auch ein WSW-Mitarbeiter vor Ort zugegen sein soll. Nach Angaben von WSW-Sprecher Stephan kann den potenziellen Kunden auf dem Roßberg dann geholfen und die technische Umsetzbarkeit geprüft werden.
Dinger hegt angesichts dieser Abstimmungsprobleme den Verdacht, dass die Stadt Wuppertal die Klimawende eher „halbherzig verfolgt“. Dabei seien die Voraussetzungen für die Errichtung von PV-Anlagen auf den in Frage stehenden Objekten gegeben: Laut dem stadteigenen Solarpotenzialkataster seien die neun Häuser „gut geeignet“ und eines immerhin „geeignet“. Die Objekte verfügten über Flachdächer und stünden auf einem Berg.
Nach Angaben von Roberto Siino, Leiter Privatkundenvertrieb bei den WSW, ging das „Sonnenstrom“-Programm Ende 2018 an den Start. Die Nachfrage sei „riesig“, zudem habe man von sich aus Immobilienbesitzer angeschrieben und auf das Programm aufmerksam gemacht. Angesichts der hohen Strompreise in Deutschland sei die Versorgung durch den selbst produzierten Sonnenstrom attraktiv. Die Einspeisung ins Stromnetz sei dagegen mittlerweile nicht mehr so lukrativ, weil die Bundesregierung die Einspeisevergütung, die im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes den Betreibern von PV-Anlagen garantiert wird, in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesenkt hat.