Wirtschaftspreis Röntgens erfolgreiche Erben

Der Wirtschaftspreis 2018 geht an das in Elberfeld gegründete Unternehmen Radprax.

Radprax ermöglicht Einblicke in den menschlichen Körper. Foto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Das Unternehmen des Jahres ermöglicht hochpräzise Einblicke in den menschlichen Körper in einer Qualität und Quantität, die noch vor wenigen Jahren unmöglich schien. Zum ersten Mal wird der wirtschaftliche Erfolg eines Medizinunternehmens mit dem Wuppertaler Wirtschaftspreis gewürdigt.

Die Radprax-Gruppe ging aus einer 1952 in Elberfeld gegründeten Röntgenpraxis hervor. Heute führen 65 Fachärzte an zwölf Standorten jährlich über 400 000 Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT durch. Der Umsatz bewegt sich im hohen zweistelligen Millionenbereich.

Stets haben die Gründer Andreas Martin und Dr. Heiner Steffens großen Wert darauf gelegt, ihr Unternehmen unter ärztlicher Leitung von der Medizin her zu denken. Die Ökonomie ist für sie die wichtigste Hilfswissenschaft, die das Erreichte sichert und Neues ermöglicht. Oberstes Credo ist es, den Ärzten die bestmögliche Diagnose zu ermöglichen. Dafür benötigen diese den optimalen Befund, erzeugt von den modernsten verfügbaren Geräten. Mit der Eingliederung des Krankenhauses Plettenberg erfüllt Radprax nun alle strukturellen und juristischen Voraussetzungen, damit das Unternehmen auch in kommenden Generationen von Medizinern aus den eigenen Reihen geführt werden wird.

Unweit des Geburtshauses von Wilhelm Conrad Röntgen hat das Engagement von Radprax dafür gesorgt, dass Wuppertal wieder als feste Größe auf der Landkarte der Medizintechnik erscheint. Denn hier hat sich für die Fachwelt Historisches zugetragen. Im Jahr 2000 fand einer der ersten Vier-Zeilen-Computertomographen (CT) in Wuppertal seine Anwendung. 2002 nahm eines der bundesweit ersten Acht-Zeilen-CT hier seine Arbeit auf, und 2006 war Radprax die weltweit erste Privatpraxis mit Zwei-Röhren-CT, das 64 Bilder mit nur einer Umdrehung erzeugen konnte. Fast immer, wenn sich der technische und medizinische Fortschritt in einer neuen Geräte-Generation manifestierte, investierten die Wuppertaler.

Heute treibt Radprax mit bundesweiten Kooperationen den technologischen Fortschritt selbst mit an. Als Entwicklungspartner der Gerätehersteller könnten auch zukünftige Fortschritte, wie die stereotaktische Bestrahlung oder der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Bildinterpretation ihre Anwendung zuerst in Wuppertal finden.

Dieses Konzept überzeugte nach und nach die lokalen Krankenhäuser, für die Radprax heute einen großen Teil der radiologischen Untersuchungen durchführt. Aus dem Zusammenschluss von Röntgenpraxen wurde ein Verbund medizinischer Versorgungszentren.

Die Geschichte von Radprax ist aber auch eine Geschichte von regionaler Migration und Heimat. Weiter entfernt von der bodenständig bergischen Gelassenheit als die beiden Gründer kann man in Deutschland kaum sein. Andreas Martin, der heute auch als Wuppertal-Botschafter agiert, kommt vom Bodensee, Dr. Heiner Steffens aus Ostfriesland. Beide sind heute im Bergischen fest verwurzelt, was jedoch einige Zeit gedauert hat.

„Die Wesensart der Wuppertaler ist nicht immer leicht zugänglich“, so Martin. „Auch die Direktheit, mit der die Menschen hier ihre Meinung vertreten, muss man erst einmal zu nehmen wissen“, ergänzt Dr. Steffens. Beides sei aber gut so. Denn so müsse man sich nachhaltiger Mühe geben, um zu überzeugen.

Ist die Stadt dann einmal erobert, entstehen aus echten Überzeugungen herzliche und authentische Freundschaften. Dann ist in Wuppertal alles möglich. Da sei es mit ihnen und Wuppertal ein wenig so wie mit New York und Frank Sinatra, resümieren die beiden schmunzelnd. Wer es hier schafft, der schaffe es überall.