Der WSV und Mainz 05: Zwei Vereine — zwei Wege
Über die Chancen für den Profifußball im Bergischen Land wurde auf Einladung der IHK diskutiert.
Wuppertal. 1992 besiegte der Wuppertaler SV in einem Zweitligamatch Mainz 05 mit 3:1 im Stadion am Zoo. 2012 rangieren die Mainzer auf dem 13. Platz in der Bundesliga, der WSV dümpelt in der Viertklassigkeit vor sich hin. Vor 140 geladenen Gästen im großen Saal der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid wurde deutlich, warum sich die Wege beider Vereine trennten. Nach dem „Abpfiff“ des glänzend aufgelegten Moderators Uli Potofski ging der WSV zwar nicht als Verlierer, aber auch nicht als strahlender Sieger vom Platz.
Die Veranstaltung der IHK war unter dem Titel „Spitzensport als Wirtschaftsfaktor im Bergischen Städtedreieck“ angekündigt worden. Diskussionen um die Gründung eines „Bergischen Fußball-Clubs“ fanden aber nur am Rande statt, denn eine Chance auf Profifußball im Bergischen Land — darin waren sich alle einig — bieten weder der FC Remscheid noch Union Solingen, sondern allein der WSV in Wuppertal.
Den Reiz des Abends machte der Vergleich zwischen dem WSV und Mainz aus. Christian Heidel, Manager des Bundesligisten, schilderte den märchenhaften Aufstieg des Aschenbrödels vom Mainzer Bruchweg. Im Vergleich dazu klingt die Geschichte des WSV wie das Märchen von Hans im Glück, der viele Chancen verspielt.
Christian Heidel hob den Wert von Kontinuität und Verlässlichkeit in der Führungsspitze eines Fußballclubs hervor. Ebenso wichtig sei es, der eigenen Philosophie treu zu bleiben, auch wenn einmal Pfosten oder Latte dem Erfolg im Weg stehen würden. Als sympathisches Gesicht hätten sich die Mainzer bewusst Trainer wie Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel ausgesucht und aufgebaut — gegen alle Neider. „Natürlich sind sie Glücksgriffe, aber wir haben unsere Philosophie durchgezogen, als wir den Spieler Klopp und später den A-Jugend-Trainer Tuchel zum Chefcoach machten“, sagt Heidel.
„Ich habe leider keinen Mann wie Christian Heidel zur Verfügung gehabt“, sagte WSV-Präsident Friedhelm Runge im Rahmen der Podiumsdiskussion. Runge gilt für viele Fußballfans in Wuppertal sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht als Gesicht des WSV. Runge ist wegen vieler Wechsel im Vorstand und auf der Trainerbank die einzige feste Größe im Verein.
Eine kontinuierliche Aufbauarbeit kündigte WSV-Finanzvorstand Lothar Stücker an, der in seinem Impulsreferat die Vereinsstrukturen vorstellte und die soziale Verantwortung des Klubs im Jugendbereich betonte.
Dass der Imagefaktor eines Proficlubs unbezahlbar für eine Wirtschaftsregion sei, hatten IHK-Präsident Friedhelm Sträter und Hauptgeschäftsführer Michael Wenge als Gastgeber betont. Wenge hob hervor, dass gerade Kontinuität gefordert sei, um bergische Unternehmer zu überzeugen, sich in einem Verein zu engagieren. Der Mainzer Gegenentwurf zum WSV hat sich ausgezahlt: Zwei Stadien gebaut, zwei Bundesligaaufstiege und eine ganze Region in Euphorie versetzt. “ S. 11