Der Zoo nimmt tierisch genau Maß
Die Pfleger nutzen die Inventur für einen Gesundheits-Check. Die Länge ist dabei entscheidend und auf die Waage geht es auch.
Wuppertal. Flink flitzen die kleinen Fischen im Becken herum, verschwinden hinter Pflanzen und tauchen zwischen Steinen wieder auf. Eins, zwei, drei, vier — verzählt. Die Tiere sind einfach zu schnell. „Bei den Schwärmen schätzen wir, in der Regel wissen wir aber, wie viele Fische in welchem Becken sind“, sagt Christian Dreisen. Er arbeitet als Pfleger im Aquarium und hat bei der Inventur des Zoos einiges zu tun.
„Das Problem sind nicht die Fische, sondern die rund 300 Arten wirbelloser Tiere. Wir haben unzählige Schwämme, Korallen und Anemonen, bei denen oft schwierig abzuschätzen ist, wo das eine Lebewesen aufhört und das andere anfängt.“ Die tierische Volkszählung ist nötig, obwohl jede Geburt und jeder Todesfall im Computer gespeichert sind.
„Wir sind verpflichtet, den genauen Tierbestand an unsere Aufsichtsbehörde zu melden“, sagt Kurator André Stadler. Die Inventur diene auch als Kontrolle der eigenen Buchhaltung. „Unsere Datenbank ist weltweit vernetzt und da müssen wir sicher sein, das uns kein noch so kleiner Krebs durchgerutscht ist.“ Gleichzeitig müssen die Tiere auf die Waage und ihre Zähne zeigen.
„Wir nutzen die Gelegenheit auch gleich für einen Gesundheits-Check“, sagt Christian Dreisen und öffnet einer grünen Baumpython mit einem Holzstäbchen geschickt das Maul. Die Schlange wirft ihm einen giftigen Blick zu, hat aber keine Chance, sich zu wehren, denn der Pfleger hat sie fest im Griff. Seine kleinen spitzen Zähne zeigen keine Spuren von Karies oder Parodontose. „Damit haben Schlangen auch keine Probleme. Ihnen fallen die Zähne aus und wachsen lebenslang nach“, informiert Christian Driesen.
Anschließend nimmt der Kollege noch genau Maß. Bei 1,50 Meter ist die Schwanzspitze des grünen Kerls noch nicht ganz erreicht. In der Mitte hängt er noch ein bisschen durch. „Schlangen lassen sich nicht gerne langziehen“, sagt Christian Driesen Das Zählen erübrigt sich, denn die Würgeschlange ist die einzige ihrer Art. Sie lebt in einer WG mit einem Krallenfrosch, der sie im Terrarium mit einem Handschlag begrüßt.
Die Zahl der Elefanten ist ebenfalls überschaubar. Sieben Rüsseltiere bewohnen derzeit die Anlage. „In zwei bis drei Monaten kommt noch einer dazu“, verrät André Stadler. Der genaue Geburtstermin stehe allerdings noch nicht fest. Es sind deutlich weniger Dickhäuter als im vergangenen Jahr, denn eine ganze Familie ist nach Holland ausgewandert. „Wir sind europas erfolgreichste Elefantenzüchter“, betont der Kurator stolz.
Beim Halbstarken Uli, der 2011 in Wuppertal zur Welt kam, legen die Pfleger Oliver Schiefelbusch und und Vanessa Hagedorn den Zollstock an. Uli bringt es auf stattliche 1,83 Meter. Anschließend lockt ihn Vanesse Hagedorn auf die Waage. Gehorsam klettert der kleine Koloss auf die Plattform. Die Anzeige bleibt bei 1304 Kilo stehen. Rund 500 Kilo hat der Nachwuchs in einem jahr zugelegt. Bis er die fünf Tonnen seines Vaters auf die Waage bringt, dauert es noch eine Weile. Uli darf beim Heu noch kräftig zulangen.