Nahverkehr Bahn vernachlässigt die Barmer Bahnhöfe

Barmen. · Die Haltepunkte in Unterbarmen und Langerfeld sind in einem trostlosen Zustand. Änderungen daran sind bislang nicht geplant. In Barmen und Oberbarmen sollen neue Aufzüge gebaut werden.

Der S-Bahnhof Langerfeld galt schon im Stationsbericht des VRR als „nicht akzeptabel“.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Am Wuppertaler Hauptbahnhof treten die Gegensätze zwischen elegant und edel gestalteten Bahnhofsvorplatz und Bahnhofshalle (Mall) sowie den noch nicht sanierten Gleisbereichen besonders krass zutage. Aber wie sieht es auf den Bahnhöfen und Haltestellen im Wuppertaler Osten, nämlich Unterbarmen, Barmen, Oberbarmen und Langerfeld aus? Dieser Frage ist die WZ in den vergangen Tagen nachgegangen und hat die betroffenen Bezirksbürgermeister und die Wartenden an den Gleisen sowie auch die Bahn selbst befragt.

Wer über den Hans-Dietrich-Genscher-Platz erstmals den Barmer Bahnhof betritt, ist zunächst einmal erstaunt über die klassische Musik, die aus den Lautsprechern klingt und schaut dann ähnlich überrascht auf die prächtigen Porträts, die den Opern-Weltstar, den Bass Kurt Rydl in seinen Paraderollen auf den großen Bühnen in allen Erdteilen zeigen. Streng, teilweise grimmig, schaut der Mann mit dem sonoren Organ auf die An- und Abreisenden herab und verbreitet ein völlig neues Bahnhofsflair. Das Geheimnis dahinter: Der mit Wuppertal stark verbundene Kurt Rydl hat 2008 den Barmer Bahnhof gekauft und die Verantwortung dafür seinem Schwager Thomas Leipoldt übertragen, der an 365 Tagen im Jahr die Bahnhofsbuchhandlung mit einem umfangreichen Angebot nationaler und internationaler Presse betreibt. Dazu können die Bahnhofsbenutzer Kaffee und Snacks konsumieren und die angenehme Aufenthaltsqualität genießen.

Barmer Bahnhof wurde durch Privatinitiative verbessert

„Die von einer Kamera überwachte Bahnhofshalle, die bis zu dem Fahrkartenautomaten im Privatbesitz ist, wird täglich gereinigt“, sagt Thomas Leipoldt. Er verweist auch darauf, dass Teile der Halle an die DHL und an das Unternehmen Stroer vermietet sind. Bahnhofsbuchhandlung auf der einen, die Event-Location „Barmer Bahnhof“ auf der anderen Seite: ein angenehmes Bild, findet auch Bezirksbürgermeister Hans Hermann Lücke.

Dabei merkt er allerdings an: „Dieser erfreuliche Zustand ist aber allein der Privatinitiative von Kurt Rydl geschuldet. Die Bahn hat dazu nichts beigesteuert.“ Doch die möchte den Barmer Bahnhof durch eine sogenannte Maßnahme der Modernisierungsoffensive (MOF) auf ihrem Terrain verbessern. Den Neubau des Aufzuges zu Gleis 1 und 2, die Nachrüstung des Blindenleitsystems zu den Gleisen 3 und 4 und die Modernisierung der Treppenaufgänge zu Gleis 1 und 2 verspricht die Bahn auf Anfrage und hat den Beginn der Arbeiten noch für dieses Jahr und deren Fertigstellung für Ende 2021 angesetzt. „Aber hier lässt es sich auch jetzt schon aushalten“, bestätigt die Studentin Leyla Hrabi, als sie auf ihren Anschluss wartet.

Auch in Sachen Bahnhof Oberbarmen gibt es Pläne der Deutschen Bahn. Sie will Personenaufzüge für die Bahnsteige 1/2 und 3/4 einrichten und plant, die Bahnsteige und Bahnsteigdächer zu modernisieren. „Die Fertigstellung einschließlich der kompletten Stufenfreiheit soll voraussichtlich im Jahr 2022 erfolgen“, sagt ein Sprecher der Bahn.

In Unterbarmen zeigt sich
ein deprimierendes Bild

Wenig Anlass zur Klage bietet der Tunnel zu den Gleisaufgängen, der laut Bezirksbürgermeisterin Christel Simon mehrmals täglich gesäubert wird. „Die Bahn hat bisher schon einiges getan, was die Beleuchtung und die weißen Streifen auf den Bahnsteigen angeht“, zeigt sich Christel Simon durchaus positiv gestimmt, ärgert sich jedoch maßlos darüber, dass es gegenüber der gut geführten Bahnhofsbuchhandlung nach wie vor keine Bäckerei-Filiale mehr gibt. „Das große Ladenlokal steht schon seit mehr als einem Jahr leer. Dabei hat die Bahn versprochen, hier für einen Nachfolger zu sorgen.“ Keine Kritik am Zustand des Bahnhofs, aber dafür Klagen über die Unpünktlichkeit der Züge gibt es von Fahrgast Andreas Müller, den die Wartezeiten nerven.

Einen sauberen, aber deprimierend trostlosen Anblick bietet der Bahnhof Unterbarmen an der Elberfelder Straße, einem Haltepunkt der S-Bahn. Das einstmals architektonisch ansehnliche Gebäude betritt man durch einen Tunnel, der von Pressspan-Platten gesäumt wird. Die Unterführung geleitet den Fahrgast zu den nur noch genutzten Gleisen 3 und 4, die über einen Aufzug zu erreichen sind. Insgesamt ein Ort, an dem man es gar nicht abwarten kann, bis endlich der Zug in Richtung Westen oder Osten kommt. Beim Besuch der WZ wartete übrigens niemand.

Eine Atmosphäre, die zumal im November, selbst muntere Naturen in düstere Stimmung versetzen könnte, herrscht am S-Bahn-Zustieg in Langerfeld, den Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever in seiner unverblümten Art als „vorsintflutlich“ bezeichnet. Von der Kohlenstraße sind es zum Bahnsteig je nach Fahrtrichtung 32 beziehungsweise 34 Stufen, die zu den beiden Gleisen führen, von der Spitzenstraße sogar 53, die für den normalen Fahrgast ein echtes Fitnesstraining bedeuten. Für Kofferträger kaum noch akzeptabel, bieten die Treppen für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Mütter, Väter oder Großeltern mit Kinderwagen unüberwindliche Hindernisse. „Schon 1998 wurden diese Mängel aufgelistet, aber passiert ist hier nichts“, schimpft Hasenclever auf die unmöglichen Zustände, die die Forderungen nach barrierefreien Zugängen wie blanken Hohn erscheinen lassen.

Fahrgast Dirk Mardey, der am Bahnsteig in Langerfeld wartet, hatte noch einen weiteren verbesserungswürdigen Zustand ausgemacht: „Die Fahrzeiten werden nicht angezeigt.“ Mardey weist dabei auf die Nachricht: „Anzeige außer Betrieb“ hin. Hatte der Sprecher der Bahn noch auf die geplanten Aufwertungen der Bahnhöfe Barmen und Oberbarmen hingewiesen, so heißt es in der E-Mail der Bahn zu den Haltepunkten in Unterbarmen und Langerfeld nur: „Zu den beiden Stationen sind aktuell keine Maßnahmen geplant.“