Diana Kampschulte: Zwischen Tanzfläche und Tod

Diana Kampschulte ist mit der erfolgreichen Tanzformation Arabesque das Rampenlicht gewöhnt. In ihrem Beruf als Bestatterin geht es dezenter zu.

Wuppertal. Wenn Diana Kampschulte mit „Arabesque“ vom ASV Wuppertal, der seit dem 8. Juni besten deutschen Jazz und Modern-Dance-Formation, voller Freude am Tanz über die Fläche wirbelt, dann vermutet wohl niemand, dass sie einen Beruf ausübt, den man gemeinhin mit ernst dreinblickenden Damen und Herren der reiferen Jahrgänge in Verbindung bringt. Die blonde 26-Jährige mit dem sonnigen Lächeln ist nämlich Bestattungsfachkraft beim Bestattungsunternehmen Schlebusch in Erkrath, hat ihre eigentlich dreijährige Ausbildung mit großem Erfolg schon 2008 nach zwei Jahren abgeschlossen und verfügt inzwischen schon über ein ordentliches Maß an einschlägiger Erfahrung.

Bestatterin — das ist sicher kein Beruf wie jeder andere und auch keiner, von dem Diana Kampschulte nach dem Abitur geträumt hat. „Ich wusste nicht, ob ich studieren oder eine Ausbildung machen sollte. Und da hat meine Mutter mir den Tipp gegeben“, so Diana, die in ihrer Tätigkeit inzwischen eine Berufung sieht und die Scheu vor dem Umgang mit den Toten relativ schnell verloren hat.

Strahlende Jugend, in dieser Branche nicht eher ein Hindernis? „Ja, manche Hinterbliebene sind erst irritiert, wenn ich sie begrüße, und viele möchten gleich den Chef oder die Chefin sprechen. Dann bitte ich sie, doch erst einmal das erste Gespräch mit mir abzuwarten“, berichtet die junge Frau und fügt hinzu: „Die Chefin musste ich bisher noch nicht rufen.“

Jeweils den richtigen Ton zu treffen, ist eine der Schwierigkeiten, die Angehörige dieses Berufes mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen meistern müssen. Da gibt es Familienmitglieder, die schon genau wissen, wie sie die Beerdigung gestaltet haben möchten und bringen ihre Wünsche klar zum Ausdruck. „Andere sind wie versteinert, da muss ich das Gespräch führen und mit ihnen zusammen erkunden, was der oder die Verstorbene wohl gewollt haben könnte.“

Der Wunsch, alles auf dem letzten Weg so würdig wie möglich zu gestalten, steht im Vordergrund. „Dabei möchte ich den Hinterbliebenen helfen.“ Erd- oder Feuerbestattung, Aussehen und Text der Trauerkarten, die Ausstattung des Sarges, die Kleidung der Verstorbenen und natürlich auch die Kosten sind Gegenstand der Gespräche. „Da sind die Angehörigen oft geschockt von der Höhe der Friedhofsgebühren, auf die wir als Bestattungsunternehmen natürlich keinen Einfluss haben“, berichtet Diana Kampschulte — und betont, dass ihr die Vielfalt ihres Berufes gefällt. Zwar trägt sie bei den Unterhaltungen mit den Hinterbliebenen meist ein schwarzes Kleidungsstück und bei den Beerdigungen stets ganz Schwarz, aber mehr und mehr rückt die klassische Trauerfarbe zugunsten von freundlicheren Tönen in den Hintergrund.

„Mitfühlen, aber nicht mit leiden“, gehört zu den Prinzipien, die sich eine Bestattungsfachkraft auferlegen muss, um nicht an den oft mit harten Schicksalsschlägen verbundenen Sterbefällen selbst zu zerbrechen. „Das haben wir mit Ärzten und Krankenschwestern gemeinsam.“ Als Tänzerin bei „Arabesque“ ist sie lauten Beifall gewöhnt, leise Anerkennung erfährt sie von den Angehörigen, wenn die Bestattung den Wünschen entsprechend verlaufen ist. „Das positive Feedback gehört zu den angenehmsten Seiten meines Berufs“, sagt sie mit ihrem offenen Lächeln.

Das sollte allerdings im Beruf stets dezent ausfallen, auch wenn es — wie am 8. Juni mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit Arabesque — einen triumphalen sportlichen Erfolg. gegeben hat. „Da kann ich natürlich kein strahlendes Glück zur Schau tragen, sondern muss mich eher innerlich freuen.“